Titel
Dareios
(Darjawush, Darius), pers. Königsname.
1) Dareios
I. Hystaspis, Sohn des
Hystaspes (Vistâcpa), aus dem alten persischen Königsgeschlecht der Achämeniden, geb. 550
v. Chr.,
nahm schon unter
Kyros eine hohe
Stellung ein, begleitete
Kambyses als Leibwächter nach
Ägypten
[* 2] und trat
nach dessen
Tod 522 als
Haupt des Königshauses an die
Spitze der
Verschwörung gegen den falschen
Smerdis.
Fünf
Tage nach der
Ermordung desselben traten, wie die
Sage erzählt, die sieben Verschwornen zusammen, um über die
Verfassung des
Reichs
zu beratschlagen.
Die
Ansicht des Dareios
, welcher sich für die
Monarchie erklärte, erhielt den
Sieg, und es ward beschlossen, derjenige solle König
sein, dessen
Roß, wenn sie an einem bestimmten
Tag der
Sonne
[* 3] entgegenritten, zuerst wiehere. Die
List des Stallmeisters des
Dareios
, welcher das
Pferd
[* 4] den
Tag zuvor auf dem zur Zusammenkunft bestimmten Platze zu einer Stute gebracht
hatte und dadurch dessen Wiehern veranlaßte, entschied die
Wahl zu gunsten des Dareios.
In Wirklichkeit ward Dareios nach der Ermordung
des
Smerdis 521 König,
weil er der erste achämenidische
Prinz war. Er hatte noch mehrere Jahre mit Empörungen in allen Teilen
des
Reichs zu kämpfen; besonders hartnäckig wehrte sich
Babylon, das er erst 518 mit
Hilfe des
Zopyros
(s. d.) unterwarf.
Durch die allmähliche Unterdrückung dieser
Aufstände, welche er durch ein großes Reliefbild und
Inschriften auf einer Felswand
in
Bagistana (s.
Bisutun) verherrlichte, gründete Dareios
das Perserreich aufs neue. Zur bessern
Verwaltung desselben
teilte er es in 20 Satrapien, führte regelmäßige
Abgaben
statt der frühern
Geschenke ein und bestimmte die Entrichtung
derselben in
Produkten der
Provinzen. Er selbst schlug sein
Hoflager in
Susa auf, von wo er sein
Reich regierte.
Auch dessen
Grenzen
[* 5] erweiterte er, indem er die
Völker südlich vom
Kaukasus unterwarf und auch das nordwestliche
Indien eroberte. 515 unternahm Dareios
den berühmten Eroberungszug nach
Westen gegen die
Skythen, überschritt mit 700,000 Mann
eine
Brücke,
[* 6] die über den
Bosporus
[* 7] geschlagen ward, unterwarf
Thrakien und
Makedonien und wandte sich gegen die
Donau, über
welche er ebenfalls eine
Brücke schlug, ließ sich aber durch verstellte
Flucht der
Skythen bis an den
Oaros (die
Wolga) verlocken, so daß er nur mit einem Verlust von 80,000 Kriegern die
Donau wieder erreichte und völlig verloren
gewesen wäre, hätten die
Ionier, denen die Obhut der
Brücke anvertraut war, auf die
Aufforderung des
Miltiades dieselbe zerstört.
Dareios
ließ einen großen Teil seines
Heers unter Megabazos in
Thrakien und kehrte selbst nach
Susa zurück.
Auf die Nachricht, daß die kleinasiatischen
Ionier in
Verbindung mit den Athenern einen
Aufstand versucht und
Sardes verbrannt
hatten, nahm Dareios
seinen
Bogen,
[* 8] legte einen
Pfeil darauf und schoß ihn in die
Luft, indem er ausrief: »O
höchster Gott, gewähre mir
Rache an den Athenern«. Hierauf mußte ein
Diener ihm täglich beim
Essen
[* 9] dreimal zurufen:
»Herr,
gedenke der
Athener«. Der erste
Feldzug gegen jene aber verunglückte 492 durch das
Scheitern seiner
Flotte am
Vorgebirge
Athos,
der zweite 490 durch die unglückliche
Schlacht bei
Marathon. Mit der Zurüstung eines dritten beschäftigt,
starb Dareios
485, nachdem er noch den
Abfall der Ägypter vernommen hatte.
Vgl.
Justi, Ein
Tag aus dem
Leben des
Königs Dareios
(Berl.
1873).
2) Dareios
II. Nothos (eigentlich Ochos), natürlicher Sohn des
Artaxerxes Longimanus, mußte, nachdem seines
Vaters einzig rechtmäßiger
Sohn,
Xerxes II., von seinem natürlichen
Bruder Sogdianos getötet worden war, das
Heer und einen Teil
der
Großen zu gewinnen und bestieg mit ihrer
Hilfe 424
v. Chr. den
Thron;
[* 10] seine
Brüder ließ er ermorden. Er regierte aus seinem
Harem durch
Eunuchen und
Weiber, besonders durch
Parysatis. Seine
Regierung ist voll von
Aufständen und Hofintrigen.
Mehrere dieser Empörungen wurden glücklich, aber grausam niedergeschlagen; doch behauptete sich Amyrtäos
im
Besitz
Ägyptens, das er 414 durch
Abfall erworben hatte, bis zu seinem
Tod 408. Unter Dareios
übte
Persien
[* 11] besonders durch
Tissaphernes,
den
Satrapen
Vorderasiens, und dessen Nachfolger, den jüngern
Kyros, bedeutenden Einfluß auf die griechischen Angelegenheiten
aus und zwar meist durch Unterstützung der Spartaner gegen die
Athener, wodurch auch der Peloponnesische
Krieg zu gunsten
Spartas entschieden wurde. Dareios
starb nach 19jähriger
Regierung 405 in
Babylon; ihm folgte sein ältester Sohn,
Artaxerxes II.
3) Dareios
III., vor seiner Thronbesteigung Kodomannos genannt, der letzte König der
Perser, war der Sohn
des Achämeniden Arsanes und der Sisygambis, Tochter des
Artaxerxes II., hatte sich früh durch
Tapferkeit im
Kriege gegen die
Kadusier ausgezeichnet und wurde hierfür von
Artaxerxes Ochos zum
Statthalter von
Armenien ernannt. Auf den
Thron gelangte er,
als letzter Sprößling des königlichen
Stammes, 336
v. Chr. durch den
Eunuchen Bagoas, Befehlshaber der
königlichen
Garde, der
Artaxerxes durch
Gift aus dem Wege geräumt und den dann zum König erhobenen
Arses gleichfalls ermordet
hatte. Als Bagoas nicht lange danach auch für Dareios den
¶
mehr
Giftbecher mischte, wurde er von diesem gezwungen, ihn selbst zu leeren. Unter des Dareios Regierung fand das Reich der Achämeniden seinen Untergang. Der makedonischen Macht und ihrem Beherrscher Alexander waren das altersschwache, zerrüttete Perserreich und der schöne, edle und sanftmütige, aber schwache Dareios nicht gewachsen. Bei Issos 333 trat Dareios seinem großen Gegner Alexander zum erstenmal gegenüber, riß aber durch seine übereilte Flucht das ganze Heer ins Verderben und ließ seine Familie in der Gewalt des Siegers.
Nachdem sein Anerbieten, die Herrschaft über Asien [* 13] mit Alexander zu teilen, abgewiesen worden, ward er 331 wiederum besiegt. Als er vom Schlachtfeld von Gaugamela ins Innere von Asien flüchtete, wurde er von dem treulosen Satrapen Bessos als Gefangener behandelt und, als Alexander rasch verfolgend sich näherte, 330 verräterischerweise tödlich verwundet. Ein Makedonier reichte ihm den letzten Labetrunk und erhielt von ihm den Auftrag, Alexander für die seiner Familie gegenüber bewiesene Großmut zu danken. Alexander traf ihn nicht mehr lebend. Er ließ die Leiche nach Persepolis bringen und in der königlichen Gruft beisetzen.