mehr
aufgefordert hatte, mit Nachdruck fortgesetzt wurde. Der furchtbarste Angriff der Belagerer 21. Mai wurde noch einmal abgeschlagen, erschöpfte aber den letzten Pulvervorrat. Als nun auch die Lebensmittel auf die Neige gingen, die Besatzung auf 7000 Mann zusammengeschmolzen, dagegen die Streitmacht des Feindes durch die Ankunft des Marschalls Mortier auf 60,000 Mann angewachsen war, kapitulierte die Stadt 24. Mai. Die Besatzung verließ am 27., wo auch Weichselmünde kapitulierte, die Festung [* 3] mit Kriegsehren und der Verpflichtung, ein Jahr lang nicht gegen Frankreich zu dienen.
Den Einwohnern aber ward eine
Kriegssteuer von 20 Mill.
Frank mit der Bewilligung allmählicher Bezahlung auferlegt. Der
Marschall
Lefebvre erhielt den
Titel eines
Herzogs von Danzig.
[* 4] Im
Tilsiter
Frieden vom wurde Danzig
als
Freistaat mit einem Gebiet von 2
Lieues,
die durch die willkürliche
Erklärung
Napoleons I. auf 2 deutsche
Meilen im Umkreis ausgedehnt wurden, unter
Frankreichs,
Preußens
[* 5] und
Sachsens
Schutz anerkannt; doch blieb fortwährend ein französischer
Gouverneur daselbst in
Garnison,
und durch das Kontinentalsystem war der
Handel mit
England zerstört.
Beim Rückzug aus Rußland gelang es den französischen und polnischen Truppen des 10. französischen Armeekorps, sich in die Stadt zu werfen. Da erschien gegen Ende Januar 1813 ein aus 6000 Mann Kosaken bestehendes russisches Einschließungskorps, welches jedoch bald durch ein Korps von 7000 Mann Infanterie und 2500 Mann Kavallerie mit 60 Feldgeschützen unter dem Kommando des Generalleutnants v. Loewis abgelöst wurde. Die elfmonatliche Belagerung brachte wieder schwere Drangsale über die Stadt.
Die heftigsten Ausfälle und Angriffe fanden 4. Febr., 5. März, 27. April und, nachdem 1. Juni das Belagerungsheer durch 8000 Mann preußischer Landwehr unter dem Grafen Dohna verstärkt worden war, 9. Juli statt. Nach dem Waffenstillstand vom 24. Aug. übernahm der Herzog Alexander von Württemberg [* 6] den Oberbefehl der Belagerungsarmee und fügte 28. und 29. Aug., 1., 7. und 17. Sept. und 1. Nov. den Belagerten große Nachteile zu, während ein englisches Geschwader die Stadt von der Seeseite her beschoß. Endlich kam 17. Nov. eine Kapitulation zu stande, nach welcher die Garnison mit der Verpflichtung, ein Jahr lang nicht gegen die Verbündeten zu dienen, nach Frankreich entlassen werden sollte. Diese Bedingungen erhielten jedoch die Genehmigung des Kaisers Alexander I. nicht, und General Rapp mußte die Bedingung eingehen, daß alle Franzosen nach Rußland abgeführt wurden.
Mit dem kehrte Danzig
unter
Preußens Oberherrschaft zurück; worauf die alte
Verfassung wiederhergestellt ward. 1816 wurde
Danzig
der Sitz der
Regierung des
Danziger
Bezirks, des
Konsistoriums und des Oberpräsidiums von
Westpreußen.
[* 7] Rasch erfolgten nun, namentlich auf Veranlassung des
Oberpräsidenten v.
Schön, zahlreiche und in alle
Zweige tief eingreifende
Verbesserungen.
Großen
Schaden erlitt die Stadt 1829 durch einen Durchbruch der
Weichsel, 1831 durch die asiatische
Cholera
und durch einen
Brand im Juni 1858. Seit 1863 hat die städtische
Verwaltung einen neuen, großartigen
Aufschwung genommen, hervorgerufen durch die Amtsthätigkeit des
Oberbürgermeisters v.
Winter. Ihm verdankt die Stadt die
Anlage einer
Wasserleitung
[* 8] und die
Kanalisation, die hier zuerst auf dem
Kontinent durchgeführt ist. Seitdem haben sich die
Gesundheitsverhältnisse der Stadt erheblich gebessert. Nach der
Teilung der ehemaligen
Provinz
Preußen
[* 9] ist Danzig
Hauptstadt der
Provinz
Westpreußen geworden.
Vgl. Gralath, Geschichte Danzigs
(Königsb. 1789 bis 1792, 3 Bde.);
Duisburg,
[* 10] Geschichte der Belagerungen und
Blockaden Danzigs
seit den frühsten
Zeiten
(Danz. 1808);
Derselbe,
Historisch-topographische
Beschreibung Danzigs
(das. 1816);
Blech, Geschichte der siebenjährigen
Leiden
[* 11] der Stadt Danzig
(das. 1815, 2 Bde.);
Löschin, Geschichte Danzigs
(das. 1822, 2 Bde.);
Derselbe, Danzig
und seine Umgebungen (4. Aufl., das. 1860);
Hirsch,
[* 12] Danzigs
Handels- und Gewerbsgeschichte unter der Herrschaft des
Deutschen
Ordens (Leipz. 1858);
J. C.
^[Johann
Carl]
Schultz,
Danzig
und seine Bauwerke (54 Kupfertafeln, Berl. 1873);
Brandstäter, Land und Leute des
Kreises Danzig
(Danz.
1879);
»Danzig
in naturwissenschaftlicher und medizinischer Beziehung«
(Festschrift zur 53.
Naturforscherversammlung, das. 1880);
Wernick;
Führer durch Danzig
(das. 1873);
Rudolf, Führer durch Danzig (2. Aufl., das. 1884).
Der Regierungsbezirk Danzig (s. Karte »Ost- und [* 7] Westpreußen«) zählt auf 7956 qkm (149,5 QM.) (1880) 569,181 Einw., davon 289,449 Evangelische, 271,685 Katholiken und 6567 Juden, und zerfällt in die neun Kreise: [* 13]
Kreise | QKilom. | QMeilen | Einw. | Einw. auf 1 QKilom. |
---|---|---|---|---|
Berent | 1235 | 22.40 | 46324 | 37 |
Danzig (Stadt) | 20 | 0.27 | 108551 | - |
Danzig (Land) | 1056 | 21.65 | 80232 | 76 |
Elbing (Stadt) | 12 | ) 13.97 | 35842 | - |
Elbing (Land) | 608 | ) | 37316 | 61 |
Karthaus | 1398 | 25.34 | 59268 | 42 |
Marienburg | 812 | 14.71 | 59819 | 73 |
Neustadt | 1432 | 26.01 | 64698 | 45 |
Stargard | 1383 | 25.14 | 77131 | 56 |