Danton
(spr. dangtóng), Georges, franz. Revolutionär, geb. zu Arcis-sur-Aube (Champagne), lebte beim Ausbruch der Revolution in Paris [* 2] als Advokat in zerrütteten Verhältnissen. Seine revolutionären Reden im Café Royal und in den Sektionen machten ihn schnell zum Führer der untern Volksmassen, sodaß ihn schon der Herzog von Orléans [* 3] und dann Mirabeau zu fesseln und zu benutzen trachteten. Zum Präsidenten des Distrikts der Cordeliers erwählt, klagte er die Minister in der Nationalversammlung an und stiftete mit Desmoulins, Fabre d'Eglantine und Marat, nach dem Vorbilde der Jakobiner, den Klub der Cordeliers, der damals die Radikalsten der Radikalen umschloß. Hier war der energische Mann mit der durchdringenden Stimme und einer ergreifenden Beredsamkeit seines Erfolges sicher. Am rief er das Volk auf das Marsfeld, um eine ¶
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Petition um Absetzung des Königs zu unterzeichnen, machte sich dann, durch die bewaffnete Macht unter Lafayette vertrieben,
unsichtbar, kehrte aber bald unter dem Schutze der Massen wieder zurück und wurde gegen den Willen der Nationalversammlung
Substitut des Prokurators der Pariser Gemeinde. Den Sturm auf die Tuilerien, hatte er vor andern
vorbereitet; der Sieg des Pöbels verschaffte ihm die Ernennung zum Justizminister. Schon waren die fremden Heere über die
Grenze gedrungen und in Paris, wo die royalistische Partei wieder auftauchte, herrschte die höchste Verwirrung, als Danton
in der
Nationalversammlung erklärte, daß Blut und Schrecken allein das Vaterland retten könnten. Er rief einen
Verteidigungsrat zusammen, ließ die Waffen
[* 7] wegnehmen, ordnete die Verhaftung aller Royalisten und widerspenstigen Priester
an und regte die Versammlung durch die Nachricht auf, daß die Anstalten zur Rettung des Vaterlandes getroffen seien. Am
folgenden Tage begannen die sog. Septembermorde, die von Danton
selbst organisiert wurden,
und deren Zweck die Einschüchterung der Royalisten war.
Von der Hauptstadt in den Konvent gewählt, legte Danton
das Ministerium nieder und ging nach der Schlacht von Jemappes als Verbreiter
der Revolution nach Belgien.
[* 8] Von dort aus betrieb er mit Eifer die Verurteilung des Königs. Staats- und Kirchengüter in Belgien
wurden von ihm konfisciert und verschleudert, um die Propaganda des Umsturzes zu fördern. Doch ließ
er nicht selten die Rechte Einzelner gelten und berücksichtigte begründete Bitten. Um nach dem Abfalle Dumouriez' (s. d.)
die Anklage auf Einverständnis von sich abzuwälzen, trat er im Konvent mit Ingrimm auf und schlug sogar vor, die Provinzen
im Falle einer Invasion völlig zu verheeren. Am wurde durch ihn ein außerordentlicher Gerichtshof ins Leben gerufen,
das spätere Revolutionstribunal. war den Girondisten nicht völlig abgeneigt und suchte sich mit ihnen gegen den schrankenlosen
Pöbel zu verbinden; allein der wiederholte Antrag derselben auf Bestrafung der Septembermetzeleien und
eine 1. April wider ihn erhobene Anklage auf Hochverrat zwangen ihn, sich zurückzuziehen und sich mit der Bergpartei zum Sturze
der Gironde zu vereinigen.
Trotzdem sank sein Ansehen täglich. Er wurde nicht in den Wohlfahrtsausschuß gewählt, in dem nun die radikalen Hébertisten
das entscheidende Wort führten. Danton
ging deshalb von Paris nach Arcis-sur-Aube, wo er heiratete. Bald aber,
Nov. 1793, kehrte er wieder, um im Vertrauen auf Robespierres Unterstützung jene zu stürzen. Das gelang zwar, aber nach
dem Sturze Héberts und seiner Partei wurde von dem eifersüchtigen Robespierre auch D.s Sturz beschlossen. In der Nacht vom 31. März zum wurde
er mit Lacroix, seinem ehemaligen Genossen in Belgien, verhaftet. Am 3. April erschien er vor dem Revolutionstribunal, das ihn
beschuldigte, er habe den Herzog von Orléans auf den Thron
[* 9] setzen wollen.
Noch einmal erschütterte er Hörer und Richter durch seine dröhnende Beredsamkeit, in der er von der
Verteidigung zu den härtesten Anklagen gegen seine Ankläger überging. Schon zögerte das Gericht, als Robespierre schnell
im Konvent am 4. ein Dekret durchgehen ließ, das alle Angeklagten, welche die Justiz beleidigten oder ihr trotzten, ohne
Verhör verdammte; unmittelbar darauf wurde das Todesurteil ausgesprochen. Am 5. April bestieg Danton
mit 13
Anhängern
(Danton
isten) das Schafott. Georg Büchner hat D.s Geschick in einer Tragödie behandelt. 1891 wurde ihm in Paris ein Standbild
errichtet. -
Vgl. Bougeart, Danton
, documents authentiques (Brüss. 1861);
Robinet, Danton
Mémoire sur sa vie privée (Par. 1865; 3. Aufl.
1884);
ders., Le
[* 10] procès des Danton
istes (ebd. 1879);
Dubost, Danton
et la politique contemporaine (ebd.
1880);
Robinet, Danton
, homme d'État (ebd. 1889);
Sorel, La politique de Danton
(in der «Revue politique et littéraire», 1889).