Danton
(spr. dangtong),
Georges
Jacques, einer der hervorragendsten
Männer der französischen
Revolution, geb. zu
Arcis sur Aube, beim Beginn der
Revolution 1789
Advokat in
Paris,
[* 2] vergeudete in grenzenloser Liederlichkeit seinen geringen
Verdienst
und war durch
Laster und Genüsse aller Art abgestumpft.
Mirabeau erkannte in ihm eine bedeutende
Stütze seiner
Pläne, und
wirklich war Danton
wie zum
Revolutionär geboren. Seine Gestalt war kolossal, seine
Stimme von
¶
mehr
durchdringender Gewalt, das Gesicht [* 4] häßlich, von Pockennarben zerrissen, aber doch imponierend, das kleine Auge [* 5] stechend und kühn, seine Rede phantastisch und ergreifend. Er besaß eine ungeheure, rücksichtslose Energie, kühnen Mut und einen weiten, umfassenden Blick. Am begeisterte er die Massen zum Angriff auf die Bastille. Bald darauf Präsident des Distrikts der Cordeliers, klagte er im Sinn der Jakobiner die Minister bei der Nationalversammlung an und stiftete mit Camille Desmoulins, Fabre d'Eglantine und Marat den Klub der Cordeliers, der den Klub der Jakobiner bald in politischem Fanatismus überbot, ohne sich von ihm zu trennen.
Mit dem Herzog von Orléans
[* 6] trat er in engere Verbindung und ward ein Genosse seiner wüsten Orgien. Nach
Mirabeaus Tod immer entschiedener auftretend, schlug er die ihm vom Hof
[* 7] gemachten Anträge aus, und auf seinen Ruf versammelte
sich das Volk auf dem Marsfeld, um Absetzung des Königs und Gericht über ihn von der Nationalversammlung
zu verlangen. Lafayette und Bailly dämpften den Aufstand zwar, und Danton
mußte sich durch die Flucht der gegen ihn ausgesprochenen
Verhaftung entziehen, kehrte aber bald darauf unter dem Schutz des Volkes nach Paris zurück und ward der Konstituierenden Versammlung
zum Trotz Substitut des Prokurators der Pariser Stadtgemeinde.
Die Erstürmung der Tuilerien und den Sturz des Königtums bereitete er hauptsächlich vor, und nach dem Sieg des
Pariser Pöbels setzte er seine Ernennung zum Justizminister durch. Das Vorrücken der feindlichen Heere in der Champagne und
das Wiederauftauchen der royalistischen Partei in Paris gaben ihm den Vorwand zur Organisierung der Septembermorde.
Danton
ließ sich hierbei nicht von Grausamkeit und Blutdurst leiten; ja, einzelnen, die ihn um Rettung anflehten,
ließ er dieselbe angedeihen, z. B. Dupont, Barnave, Lameth und dem Abbé Barthélemy.
Vielmehr wollte er durch die Blutthat den Royalisten Angst einjagen und, da er für sich selbst keine Rückkehr
mehr sah, durch einen wilden Frevel des Fanatismus sie auch der Nation unmöglich machen. Als der Konvent zusammentrat, legte
Danton
sein Ministerium nieder und begab sich mit Lacroix nach Belgien,
[* 8] um das revolutionäre Element auch dort auszubreiten.
Von hier aus stimmte er für den Tod des Königs und zwar ohne Bedingung. In Belgien hauste er nach seiner
gewöhnlichen Weise; Staats- und Kirchengüter wurden, teilweise zu seiner Bereicherung, konfisziert und verschleudert, die ihm
entgegenstrebenden Parteien mit blutigem Eifer verfolgt, aber auch hier persönliche Rechte und Bitten nicht unberücksichtigt
gelassen.
Indessen suchte er sich nach seiner Rückkehr nach Paris im März 1793 den Girondisten zu nähern, um mit ihrer Hilfe der Pöbelherrschaft einen Damm entgegenzusetzen und eine Diktatur des Konvents aufzurichten, ward aber als Mörder und Plünderer von jenen zurückgewiesen und nahm daher, als sie ihn durch eine Anklage wegen Hochverrats 1. April sogar stürzen wollten, von neuem mit dem Berge gegen die Gironde Partei. Obwohl er nun mit zum Sturz der Gironde beitrug, wünschte er doch nicht die Hinrichtung der Girondisten.
Diese Mäßigung machte ihn verdächtig; obgleich er das Gesetz des Maximum (Brottaxe) sowie die Besoldung der Sansculotten noch durchsetzte, sank sein Ansehen doch täglich; von dem Wohlfahrtsausschuß, in welchem seine Todfeinde als Mitglieder saßen, wurde er ausgeschlossen. Er begab sich nun nach seiner Heimat Arcis und heiratete. Im November 1793 kam er zurück, entschlossen, dem widerlichen Treiben der Hébertisten ein Ende zu machen und der Menschlichkeit und Vernunft wieder Geltung zu verschaffen, und noch auf die Mitwirkung Robespierres vertrauend.
Doch dieser benutzte den Kampf zwischen den Danton
isten und den Hébertisten, um erst diese, dann jene zu stürzen. In der
Nacht vom 31. März zum wurde Danton
verhaftet. Am 3. April erschien er mit seinen Freunden Desmoulins, Westermann, Lacroix, Phélipeaux
etc. vor dem Revolutionstribunal. Die Anklage lautete auf Entwürfe Dantons
, den Herzog von Orléans auf den
Thron
[* 9] zu setzen, auf sein Mitwissen um Dumouriez' Verrat etc. Danton
behandelte die Richter mit Verachtung und rief bei der Verkündigung
des Todesurteils: »Man opfert uns einigen feigen Räubern, aber sie werden ihren Sieg nicht lange genießen;
ich ziehe Robespierre nach. Der Feige! ich allein besaß die Macht, ihn zu retten.« Am bestieg Danton
mit seinen Freunden
das Schafott.
Als das Volk an der Guillotine Beifall brüllte, rief er: »Schweig still, undankbares Volk!«, und dem Henker sagte er: »Ein Riemen ist genug, heb' den andern für Robespierre auf«. Sein tragisches Geschick gab G. Büchner Stoff zu einem genialen Drama.
Vgl. Bougeart, Danton
documents authentiques (Brüssel
[* 10] 1861).