Titel
Danckelmann
,
1) Eberhard Christoph Balthasar, Freiherr von, brandenburg. Staatsmann, geb. zu Lingen, wo sein Vater oranischer Rat und Landrichter war, studierte, sehr früh entwickelt, in Utrecht, [* 2] ward 1663 Erzieher des Prinzen Friedrich (nachmaligen Königs Friedrich I. von Preußen) [* 3] und erwarb sich trotz seiner Strenge nicht nur die Liebe seines Zöglings und das Vertrauen des Großen Kurfürsten, der ihn zum Geheimen Kammer- und Lehnsrat ernannte, sondern blieb auch nach beendeter Erziehung als Geheimer Sekretär [* 4] und vertrauter Ratgeber beim Prinzen und stand diesem mit uneigennütziger Aufopferung zur Seite. 1688 ernannte ihn Friedrich III. nach seinem Regierungsantritt zum Geheimen Staats- und Kriegsrat, 1692 zum Präsidenten der Regierung zu Kleve und 1695 zum Premierminister und Oberpräsidenten.
Von
Kaiser
Leopold I. ward er mit seinen
Brüdern in den Reichsfreiherrenstand erhoben, erhielt für sich und seine Nachkommen
die Erbpostmeisterwürde und 1696 eine Hauptmannschaft zu
Neustadt
[* 5] an der
Dosse. Die auswärtigen
Geschäfte
leitete Danckelmann
im
Sinn des
Großen
Kurfürsten, als Finanzminister suchte er Manufakturen und
Fabriken zu heben, ordnete, um den
Ertrag der
Domänen zu erhöhen, eine eigne Hofkammer an, aus welcher später ein Domänendirektorium wurde, und suchte
Friedrichs
Hang zu übermäßigen
Ausgaben auf nützliche Gegenstände zu leiten, wie die
Gründung der
Universität
Halle
[* 6] und der
Akademie der
Künste und die Prachtbauten in
Berlin.
[* 7]
Seine Macht erweckte den
Neid andrer, die Einsetzung seiner sechs
Brüder in einflußreiche
Ämter verstärkte die Abneigung
gegen das »Danckelman
nsche
Siebengestirn«, und Danckelmann
vermehrte den
Haß, der gegen ihn sich ansammelte, durch seine rücksichtslose
Strenge gegen alle Untergebenen.
Als er auch die Kurfürstin
Sophie
Charlotte durch seine
Opposition gegen die welfische Hauspolitik
sich zur Feindin machte, gelang es seinen Feinden,
Fuchs,
[* 8]
Barfus;
Dohna u. a., ihn zu stürzen. Danckelmann
erhielt plötzlich
seine Entlassung mit einer
Pension von 10,000 Thlr., ward jedoch kurz darauf nach
Peitz in strenge
Haft
gebracht und in förmliche Untersuchung gezogen. Er verteidigte sich zwar gegen die meist unbegründeten Beschuldigungen
(290 Klagepunkte), welche überdies zu der Strenge des
Verfahrens außer
Verhältnis standen, und die
Richter mußten sich nach
mehrjähriger Untersuchung außer stande erklären, ein
Strafurteil auszusprechen; dennoch ward er durch
Kabinettsorder
Friedrichs I. zu lebenslänglicher enger
Haft verurteilt und seine
Güter eingezogen, wie er auch seine
Pension
und die ihm erblich zugesagten
Würden und sonstigen Vorteile verlor.
Erst 1702 erhielt er einige Festungsfreiheit, und 1707 erlaubte ihm der König, in
Kottbus zu wohnen, und bewilligte ihm aus
seinem konfiszierten
Vermögen eine jährliche
Einnahme von 2000 Thlr. Eine
Versöhnung zwischen dem König
und seinem ehemaligen
Erzieher fand nicht statt.
Friedrich
Wilhelm I. berief ihn nach seiner Thronbesteigung 1713 auf eine ehrenvolle
Weise an den
Hof
[* 9] und bat ihn um seinen
Rat. Eine
Revision seines
Prozesses und eine Rückgabe seiner
Güter
fanden indes nicht statt. Danckelmann
starb in
Berlin. Von seinen sechs
Brüdern, die in seinen
Sturz nicht verwickelt wurden,
war
Nikolaus
Bartholomäus, geb. kurfürstlich brandenburgischer Gesandter in
Wien
[* 10] und beim
Friedensschluß zu
Ryswyk
und starb zu Lodersleben in
Thüringen. Er ist Stammvater aller jetzt lebenden
Glieder
[* 11] des
Geschlechts.
Vgl.
Breßlau und Isaacsohn,
¶
mehr
Der Fall zweier preußischer Minister: Danckelmann
und der Großkanzler Fürst (Berl. 1878).
2) Bernhard, Forstmann, geb. im Forsthaus Obereimer bei Arnsberg, [* 13] studierte 1850-1852 auf der Forstakademie zu Eberswalde [* 14] unter Pfeil und 1855-56 in Berlin, war in der Folge als Hilfsarbeiter bei der Regierung in Posen [* 15] und beim preußischen Finanzministerium und praktisch in der Verwaltung thätig, wurde 1862 Oberförster zu Hambach bei Jülich, 1864 Forstinspektor in Potsdam, [* 16] 1866 als Direktor der Forstakademie nach Eberswalde berufen und 1868 zum Oberforstmeister befördert.
Die Einrichtung des forstlichen Versuchswesens in Preußen und der für dasselbe geschaffenen wissenschaftlichen Zentralstelle
zu Eberswalde (unter der Bezeichnung »Hauptstation des forstlichen
Versuchswesens«) ist von Danckelmann
angeregt und durchgeführt worden. Danckelmann gibt seit 1869 die
»Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, zugleich Organ für forstliches Versuchswesen« (Berl.) und das »Jahrbuch der
preußischen Forst- und Jagdgesetzgebung und Verwaltung« heraus.
Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: »Forstakademien oder allgemeine Hochschulen?« (Berl. 1872);
»Die forstliche Ausstellung des Deutschen Reichs auf der Wiener Weltausstellung 1873« (das. 1873);
»Ablösung und Regelung der Waldgrundgerechtigkeiten« (das. 1880, Teil 1);
»Die Forstakademie Eberswalde von 1830 bis 1880« (das. 1880);
»Gemeindewald und Genossenwald« (das. 1882);
»Die deutschen Nutzholzzölle« (das. 1883);
»Über die Grenzen [* 17] des Servitutrechts und des Eigentumsrechts bei Waldgrundgerechtigkeiten« (das. 1884).