Danākil
oder
Dankali (ersteres die arab. Plural-, dies die Singularform), der gemeinsame
Name der zahlreichen Nomaden- und Fischerstämme, welche den abessin. Küstenstrich
Samhara am Ostrande
Afrikas, von der Halbinsel
Buri 15° nördl.
Br. (im SO. von
Massaua
[* 2] und im
SW. des
Dahlak-Archipels) südwärts über die
Straße von
Bab el-Mandeb hinaus
bis zum Hintergrund des Golfs von Tedschura (11½ nördl.
Br.) an der Grenze der
Somal, bewohnen. In frühern
Zeiten waren sie vereinigt und bildeten ein Königreich Danakil
, welches in den mohammed.-abessin.
Kriegen eine bedeutende Rolle spielte; jetzt aber sind sie getrennt, voneinander unabhängig und haben ihre eigenen Häuptlinge
in jedem
Stamm.
Nach dem engl.-ital. Vertrag vom März 1891 stehen sie nominell unter ital. Oberherrschaft und gehören zur ital. Kolonie Erythräa; nur an der Tedschurabai haben sie sich den Franzosen, die hier eine Niederlassung gründeten, unterworfen. Sie bekennen sich fanatifch zum Islam, obgleich sich Moscheen bei ihnen nicht finden, da sie zu arm sind, um deren zu bauen. Einige Stämme treiben Fischfang und haben zu diesem Zwecke von den Dahlak-Inseln (s. d.) im Roten Meere Besitz genommen.
Die Bewohner des Festlandes beschäftigen sich außerdem noch mit dem Führen der Karawanen. Sie leben meist von
Milch; ihr
Land ist wasser- und vegetationsarm. Die Danakil
nennen sich selbst 'Afar (Einzahl: Afri), heißen
in
Abessinien nach einem ihrer
Stämme
Adal, in Tedschura
Adal, Adajel und wollen von
Arabern abstammen, welche im 7. Jahrh. n.Chr.
aus
Jemen herüberkamen. Sie sprechen eine eigentümliche hamitische, mit dem
Galla Saho und mit dem Idiom der
Somal nahe verwandte
Sprache,
[* 3] welche in verschiedenen Dialekten über
Bab el-Mandeb hinaus bis
Zeila verbreitet und durch Vokabularien
von Salt («Voyage to Abyssinia 1814») und Isenberg (Lond.
1840) etwas bekannt geworden sind. In neuester Zeit hat L. Reinisch
(«Die Afar-Sprache»,
I–III,
Wien
[* 4] 1886–87) ein umfassendes Material für
Grammatik und Lexikon des
Dankali gesammelt.
Die Danakil
teilen sich in zwei große Hauptstämme: die Adahian-mara mit den
Kabylen
(Stämmen) Demholta, Dahiméla
und Modaito;
die Asahian-mara mit den Kabylen Debenei-Uéma, zu denen die Adal gehören, und Hadarem.
Aber auch diese Kabylen zerfallen wieder in kleinere Stämme, sodaß man im ganzen 40 Stämme zählt. –
Vgl. Scaramucci und
Giglioli, Notizie sui
Danakil
(1884);
Licata, Assab e i Danachili (Mail. 1885);
Paulitschke, Ethnographie [* 5] Nordost-Afrikas (Berl. 1893).