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wagen bei der Rolle r anlangt, wird diese entsprechend versetzt.
2) Das Zweimaschinensystem hat zur Zeit die meiste Verbreitung. An jedem Ende des Ackerstücks befindet sich, wie die Textfig. 3 und Tafelfig. 2 darstellen, je eine Lokomotive [* 3] l mit einer zumeist unter dem Kessel angebrachten Windetrommel (s. Fig. 4 der Tafel). Das Seil wird von beiden Trommeln nach dem Kultivator c geführt, während dieser sich abwechselnd von der einen Maschine [* 4] zur andern bewegt, so daß also diejenige Maschine, zu welcher der Pflug [* 5] hingezogen wird, in Betrieb, die andre dagegen ausgelöst ist.
Nach dem Anlangen des Pflugs bei der arbeitenden Maschine fährt diese stets um die doppelte Breite [* 6] der gezogenen Furchen vor, der gewendete Pflug wird in die neue Furchenreihe eingesteuert, worauf der Betrieb der an der andern Maschine befindlichen Windetrommel eingerückt wird etc. Die Aufstellung der Apparate kann bei diesem System in kürzester Zeit bewerkstelligt werden; die Länge des Seils ist im Vergleich zu der bei den andern Systemen außerordentlich gering. Dieses System wird von verschiedenen Fabrikanten in Anwendung gebracht, gewöhnlich aber das Fowlersche genannt, da sich gerade die spezielle Anordnung dieses Erfinders am meisten bewährt hat.
Bodenbearbeitungsgeräte der Dampfpflüge. Zur Dampfkultur verwendet man die verschiedenartigsten Geräte, wie Pflüge, [* 7] Grubber, Eggen, Walzen, ferner eine Reihe von Spezialgeräten für bestimmte Zwecke, wie Forstkulturpflüge, Entsteinungsmaschinen etc. Der fast allgemein angewendete Pflug ist der Balancierpflug (s. Fig. 5 der Tafel), ursprünglich von Fisken erfunden, jedoch von Fowler zu seiner jetzigen Vollkommenheit ausgebildet. In einem in der Mitte abbalancierten und drehbaren Gestell befinden sich auf jeder Seite schräg hintereinander 36 vollständige Pflugsätze, welche mithin gleichzeitig eine Reihe von Furchen ziehen.
Das Gestell ist derartig abbalanciert, daß nur durch das Übergewicht des Arbeiters, welcher auf jeder Seite des Apparats Platz nehmen kann, ein Senken der betreffenden Seite stattfindet, wodurch die andre Seite, welche die Furchen nach entgegengesetzter Richtung ziehen würde, schwebend gehalten wird. Fowlers Kultivator (s. Fig. 6 der Tafel) ist derartig eingerichtet, daß er durch den Zug der Maschinen umgewendet werden kann. Die arbeitenden Instrumente werden je nach der Bodenbeschaffenheit und dem Zweck der Arbeit in verschiedener Gestalt und Anzahl kombiniert. Sie erfüllen aber alle Anforderungen, welche an eine gute Bodenbearbeitung gestellt werden können.
Bei einer Parallele [* 8] der derzeit benutzten Dampfpflüge kommen nur das Einmaschinensystem und das Zweimaschinensystem in Betracht. Ersteres besitzt den Vorzug der Billigkeit gegenüber dem letztern, während dieses sich auszeichnet durch die große Leistung (siehe unten), durch die einfachste Art der Aufstellung, durch geringste Seillänge, durch die Möglichkeit des schnellen Umsetzens der Apparate auf ein neues Ackerstück und endlich durch die geringste Abnutzung der Maschinen. Jede der beiden Maschinen ist nur die Hälfte der Arbeitszeit in Funktion, während die Maschine des Einmaschinensystems kontinuierlich arbeitet. Der Führer kann demnach die Maschinen in den Pausen stetig revidieren, schmieren etc., was bei der hohen Inanspruchnahme der Maschinen nur erwünscht ist.
Bezüglich der Arbeit des Dampfpflugs in der Praxis haben sich als Vorzüge der Dampfbodenkultur herausgestellt, daß man sogleich nach der Ernte [* 9] mit dem Umbrechen der Stoppelfelder beginnen kann, also in einer Zeit, in welcher in den meisten Wirtschaften weder Arbeiter noch Spannvieh zum Pflügen disponibel sind. Daß ein Boden, welcher unmittelbar nach der Ernte den wohlthätigen Einflüssen der Atmosphäre offen gelegt wird, eine ganz andre Beschaffenheit annimmt, als wenn er bis zum Spätherbst, wie dies sonst häufig der Fall ist, geschlossen liegt, bedarf keiner weitern Ausführung.
Ferner ist zu berücksichtigen, daß das Festtreten des Bodens durch die breiten Hufe der Zugtiere gänzlich vermieden wird. Vier Ochsen am Pflug verursachen bei gewöhnlicher Breite der Furchen etwa 400,000 Fußtritte pro Hektar; der Boden wird hierdurch in einer Weise geknetet und gepreßt, daß man in der That darüber staunen muß, daß solcher Boden überhaupt noch Früchte trägt. Der wichtigste Vorzug der Dampfkultur besteht aber in der weitaus bessern Arbeit gegenüber dem Pflügen mit Spannvieh.
Diese ist jetzt überall anerkannt, namentlich auf nassem
Boden spricht sie sich aufs deutlichste aus. Schließlich ist noch
zu berücksichtigen, daß man mit Einführung des
Dampfpflugs einen Teil des Spannviehs abschaffen kann.
All dieses zusammen ergibt bei rationeller Anwendung des
Dampfpflugs eine größere Erntesicherheit und höhere Ernteerträge.
Letztere sind überall und zwar oft in evidentem
Maß konstatiert worden, wo der Dampfpflug
[* 10] mehrere Jahre hindurch in Betrieb war.
Selbst erhebliche Mehrkosten, wie sie der Betrieb des Dampfpflugs gegenüber dem Spannpflug oft verursacht, werden hierdurch aufs reichlichste aufgewogen. Als Nachteile des Dampfpflugs sind hauptsächlich die folgenden anzuführen: Die Anschaffungskosten desselben sind außerordentlich hoch;
einschließlich der Steuer und Fracht kostet der Fowlersche Apparat mit zwei Maschinen in Deutschland [* 11] ca. 50,000 Mk., ein Betrag, welcher schwer von den einzelnen Wirtschaften aufgebracht werden kann.
Man hat deshalb mehrfach auf genossenschaftliche
Weise den Dampfpflug
beschafft oder auch mit gutem Erfolg
ein Mietsystem eingeführt, wobei der Vermieter sich die
Kosten des Pflügens pro
Hektar nach einem vereinbarten
Satze zahlen
läßt.
Ferner ist zu berücksichtigen, daß der Dampfpflug
nicht überall arbeiten kann. Überall,
wo sich Terrainschwierigkeiten ergeben, wo sich viele und große
Steine im
Boden befinden, wo Baumstämme nicht vollständig
ausgerodet sind, auf sumpfigem Ackerland, auf sehr kleinen
Parzellen, ist der Dampfpflug
nicht zu gebrauchen.
Das Entfernen der
Steine, das Ausroden von
Wurzeln, das Trockenlegen und Arrondieren der
Äcker sind aber
Meliorationsarbeiten, welche unter allen Umständen dem Dampfpflug
vorangehen müssen. Im übrigen ist noch hervorzuheben,
daß öfters Betriebsstockungen durch
Brüche an den
Apparaten vorkommen, welche sich jedoch bei verständiger Behandlung nicht
als so erheblich herausgestellt haben, wie man anfänglich vermutete. Schließlich müssen auch noch die unvermeidlichen
Schwierigkeiten hervorgehoben werden, welche mit dem Anlernen der
Arbeiter verbunden sind.
Leistung des Dampfpflugs. In den nachfolgenden Angaben sind speziell die Erfahrungen zu Grunde gelegt, welche mit Fowlerschen Dampfpflügen erzielt wurden.
1) Einmaschinensystem mit zehnpferdiger Lokomotive. Tägliche Leistung:
mit dem Vierfurchenpflug | ca. 5 Hektar | 20-25 cm tief |
mit dem Dreifurchenpflug | ca. 3.5 Hektar | 30-35 cm tief |
mit dem Grubber | ca. 6 Hektar | 22-25 cm tief |
mit dem Grubber | ca. 5 Hektar | 30-35 cm tief |
mit dem 3 m breiten Krümmer | ca. 11 Hektar | 15 cm tief |
Kohlenverbrauch pro Tag ca. 700 kg. Zahl der erforderlichen Arbeiter: 3. ¶
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2) Zweimaschinensystem mit Motoren von 16 Pferdekräften. Tägliche Leistung:
mit dem Sechsfurchenpflug | ca. 10 Hektar | 20-25 cm tief |
mit dem Vierfurchenpflug | ca. 6 Hektar | 30-38 cm tief |
mit dem Grubber | ca. 12 Hektar | 20-25 cm tief |
mit dem Gruber | ca. 9 Hektar | 30-35 cm tief |
mit dem 4.5 m breiten Krümmer | ca. 25 Hektar | 15 cm tief |
Bei der Vergleichung der Dampfkultur mit der Spannkultur müssen in erster Reihe die Ernteergebnisse in Betracht gezogen werden; denn die Schlußfrage kann nicht sein: was kostet ein Hektar mit Dampfkraft zu pflügen im Vergleich zum Pflügen mit dem Spannpflug? sondern: was bringt ein Hektar mit Dampfkraft gepflügten Ackers im Vergleich zu letzterm? und diese Frage wird von der Praxis allgemein zu gunsten des Dampfpflugs beantwortet. Ein Beispiel mag dies erläutern: genaue Aufzeichnungen auf der erzherzoglich Albrechtschen Herrschaft Béllye in Ungarn, [* 13] auf welcher eine Anzahl von Dampfpflügen seit 1872 in Thätigkeit ist, lieferten folgende Ergebnisse über die Ernteerträge der mit Dampf- und Spannkraft bearbeiteten Äcker:
Fruchtart | Vor Einführung des Dampfpflugs | Nach Einführung des Dampfpflugs | Mehrertrag durch den Dampfpflug | ||
---|---|---|---|---|---|
Ernteertrag | Durchschnitt von | Ernteertrag | Durchschnitt von | ||
Hekt. pro Hektar | Jahren | Hekt. pro Hektar | Jahren | Hektol. pro Hektar | |
Weizen | 19.75 | 6 | 23.7 | 6 | 3.95 |
Gerste | 22.5 | 9 | 29.9 | 9 | 7.40 |
Hafer | 36.0 | 9 | 36.4 | 9 | 0.40 |
Mais in Kolben | 66.75 | 9 | 75.18 | 9 | 8.43 |
Rüben | 335 Zentner | 9 | 424 Zentner | 9 | 89 Zentner |
Sämtliche
vorliegenden Berichte geben den Beweis, daß der Dampfpflug
, wenn er auch in Zukunft noch mancherlei Verbesserungen erfahren
wird, doch jetzt bereits für viele Fälle mit außerordentlichem Vorteil in Anwendung gebracht werden kann. Er findet auch,
nachdem zur Zeit ein gewisser Abschluß in der Konstruktion eingetreten ist, von Jahr zu Jahr immer ausgedehntere Verbreitung.
Vgl. Rühlmann, Allgemeine Maschinenlehre, Bd. 2 (2. Aufl., Braunschw. 1875);
»Der Fowlersche Dampfpflug
in seiner Konstruktion und Anwendung« (Berl. 1872);
Perels, Handbuch des landwirtschaftlichen Maschinenwesens (2. Aufl., Jena [* 14] 1880);
Derselbe, Die Dampfbodenkultur (Berl. 1870);
Fritz, Handbuch der landwirtschaftlichen Maschinen (das. 1880);
Wüst, Landwirtschaftliche Maschinenkunde (das. 1882);
Boysen und Wüst, Bericht
über die Dampfpflug
konkurrenz zu Banteln (das. 1882);
»Die Herrschaft Béllye«, herausgegeben durch den Ungarischen Landes-Agrikulturverein in Budapest [* 15] (Wien [* 16] 1883).