Damiette
,
arab. Dimyât, kopt. Tamiati, im Altertum Tamiathis, Stadt in Unterägypten, am rechten Ufer des östlichen oder Phatnitischen Arms des Nil, 11 km von dessen Mündung und 4 km vom Strandsee Mensaleh, durch Eisenbahn mit Kairo [* 2] verbunden, ist Sitz eines kopt. Bischofs und hat (1882) 34044 E. (Anfang des 18. Jahrh, gegen 80000, zur Zeit der Napoleonischen Expedition etwa 60000), darunter nur wenige Europäer, gutgebaute Häuser, sehr alte, berühmte Moscheen, Bazare, Marmorbäder, Kasernen, große Reismagazine und einen Leuchtturm; bedeutenden Handel mit Holz, [* 3] Holzkohle, Reis, Getreide, [* 4] Milch und Butter.
Seit dem 13. Jahrh. ein blühender Ort und lange berühmt durch Fabrikation von Leder, gestreiften
Kleiderzeugen und Jasminöl, ist Damiette
jetzt in industrieller Hinsicht (mit Ausnahme der Fabrikation grober Baumwollstoffe)
ganz herabgesunken und auch sein
Handel hat nicht mehr die Bedeutung früherer Zeit, wo es, vor dem Aufblühen
Alexandrias
und der
Anlage des
Sueskanals, hauptsächlich den
Handel mit
Syrien in
Händen hatte. Die durch zwei
Forts geschützte Flußmündung
wird durch eine Sandbarre versperrt, die nur kleinern Schiffen von 8 Fuß
Tiefgang die Einfahrt in das an und für sich tiefe
Flußbett gestattet.
Das alte Tamiathis stand hart an der Nilmündung und hob sich in dem Maße, als Pelusium sank. Geschichtliches. war im Mittelalter eine der bedeutendsten Handelsstädte und in der Geschichte der Kreuzzüge der wichtigste Waffenplatz Ägyptens. Seit 641 im Besitz der Araber, wurde es von 738 bis 968 von den Griechen wiederholt erobert, aber jedesmal bald wieder verloren. Im Nov. und Dez. 1196 von einer griech. Flotte und von König Amalrich von Jerusalem [* 5] belagert, leistete es hartnäckigen Widerstand, ebenso bei der Belagerung vom bis durch die Kreuzfahrer, wo die Saracenen die Einfahrt des Nilarms durch eine starke Kette zwischen zwei Türmen verschlossen hatten, bis es den Christen gelang, nach 18monatlichen Mühen die Stadt durch Sturm zu erobern.
Bei dem
Abschluß des Friedens, wurde jedoch Damiette
dem
Sultan von
Ägypten
[* 6] zurückgegeben. Von neuem kam die Stadt
durch
Ludwig IX. von
Frankreich in die
Hände der
Christen, fiel aber nach dessen Gefangennehmung
(5. April) durch
Vertrag vom an den vorigen
Besitzer zurück und wurde 1251 vom
Sultan Bibars zerstört und später an der
gegenwärtigen
Stelle wieder aufgebaut. Südlich von diesem zerstörten
Alt-Damiette siedelte sich ein
Teil der Bewohner an,
und so entstand der Ort Menscheye, d. h. die Neuerbaute, oder das jetzige
Damiette
1260–61 ließ der
Sultan Bibars auch
die Mündung des Nilarms verrammen, sodaß große Schiffe
[* 7] nicht mehr heraufkommen
konnten, und nun wuchs
Neu-Damiette schnell zu einem bedeutenden Platze empor. Den
Franzosen, die es 1798 nahmen und hier unter
Kleber einen wichtigen
Sieg über die
Türken erfochten, wurde es durch die Engländer unter
Sidney
Smith
wieder entrissen und den
Türken zurückgegeben.