(arab. Dumyât), Stadt in der unterägyptischen
ProvinzGharbieh, am rechten
Ufer des phatnitischen Nilarms, 8 km
von dessen Mündung in das
Mittelmeer und unweit des Mensalehsees, in sehr schöner und fruchtbarer Gegend, ist
halbmondförmig gebaut, hat einige schöne
Moscheen (eine derselben ist eine alte
christliche Kirche), mehrere
Bazare und Marmorbäder,
stattliche
Kasernen, sonst aber nur am Flußufer hübschere
Häuser; die
Straßen zeichnen sich durch Sauberkeit aus. Damiette ist
Sitz eines koptischen
Bischofs und eines deutschen
Konsuls. Die
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Einwohner (1882: 43,616) sind sehr thätig und wohlhabend. Sie unterhalten namentlich einen ansehnlichen Handel mit gesalzenen
Fischen nach Syrien und mit dem in der sumpfigen und ungesunden Umgegend in Fülle gewonnenen vortrefflichen Reis. Auch der Handel
mit Kaffee, Bohnen und Leinen (aus dem in der Umgebung wachsenden trefflichen Flachs bereitet) sowie mit
Indigo,
[* 3] den ebenfalls die Umgegend liefert, ist nicht unbedeutend. Die Mündung des Flusses, der von zahlreichen elegant dekorierten
Gondeln (Canjes genannt) bedeckt ist, schützen zwei Türme, von einer kreisförmigen Batterie umschlossen.
In der Nähe von Damiette stand das alte Thamiatis, das zur Zeit der Kreuzzüge, wo es als SchlüsselÄgyptens
galt, mehrmals belagert, zuletzt 1249 von Ludwig dem Heiligen erobert, aber kurze Zeit darauf von dem Mamelucken Melik es Saleh
wieder genommen und später von dem SultanBibars völlig zerstört wurde. Die Stadt wurde darauf etwas südlicher an der jetzigen
Stelle wieder aufgebaut. Die Franzosen eroberten Damiette 1798 und erfochten hier unter Kléber einen
wichtigen Sieg über die Türken; aber die Briten unter SidneySmith entrissen es ihnen wieder und gaben es den Türken zurück,
unter deren Botmäßigkeit es blieb, bis es 1833 Mehemed Ali erhielt.
arab. Dimyât, kopt. Tamiati, im Altertum Tamiathis, Stadt in Unterägypten, am rechten Ufer des östlichen
oder Phatnitischen Arms des Nil, 11 km von dessen Mündung und 4 km vom StrandseeMensaleh, durch Eisenbahn mit Kairo
[* 4] verbunden,
ist Sitz eines kopt. Bischofs und hat (1882) 34044 E. (Anfang des 18. Jahrh, gegen 80000, zur Zeit der Napoleonischen
Expedition etwa 60000), darunter nur wenige Europäer, gutgebaute Häuser, sehr alte, berühmte Moscheen, Bazare, Marmorbäder,
Kasernen, große Reismagazine und einen Leuchtturm; bedeutenden Handel mit Holz,
[* 5] Holzkohle, Reis, Getreide,
[* 6] Milch und
Butter.
Seit dem 13. Jahrh. ein blühender Ort und lange berühmt durch Fabrikation von Leder, gestreiften
Kleiderzeugen und Jasminöl, ist Damiette jetzt in industrieller Hinsicht (mit Ausnahme der Fabrikation grober Baumwollstoffe)
ganz herabgesunken und auch sein Handel hat nicht mehr die Bedeutung früherer Zeit, wo es, vor dem Aufblühen Alexandrias
und der Anlage des Sueskanals, hauptsächlich den Handel mit Syrien in Händen hatte. Die durch zwei Forts geschützte Flußmündung
wird durch eine Sandbarre versperrt, die nur kleinern Schiffen von 8 Fuß Tiefgang die Einfahrt in das an und für sich tiefe
Flußbett gestattet.
Das alte Tamiathis stand hart an der Nilmündung und hob sich in dem Maße, als Pelusium sank. Geschichtliches.
war im Mittelalter eine der bedeutendsten Handelsstädte und in der Geschichte der Kreuzzüge der wichtigste Waffenplatz
Ägyptens. Seit 641 im Besitz der Araber, wurde es von 738 bis 968 von den Griechen wiederholt erobert, aber jedesmal bald wieder
verloren. Im Nov. und Dez. 1196 von einer griech. Flotte und von König Amalrich vonJerusalem
[* 7] belagert, leistete es hartnäckigen
Widerstand, ebenso bei der Belagerung vom bis durch die Kreuzfahrer, wo die Saracenen die Einfahrt des
Nilarms durch eine starke Kette zwischen zwei Türmen verschlossen hatten, bis es den Christen gelang, nach
18monatlichen Mühen die Stadt durch Sturm zu erobern.
Bei dem Abschluß des Friedens, wurde jedoch Damiette dem Sultan von Ägypten
[* 8] zurückgegeben. Von neuem kam die Stadt
durch Ludwig IX. von Frankreich in die Hände der Christen, fiel aber nach dessen Gefangennehmung
(5. April) durch Vertrag vom an den vorigen Besitzer zurück und wurde 1251 vom Sultan Bibars zerstört und später an der
gegenwärtigen Stelle wieder aufgebaut. Südlich von diesem zerstörten Alt-Damiette siedelte sich ein Teil der Bewohner an,
und so entstand der Ort Menscheye, d. h. die Neuerbaute, oder das jetzige
Damiette 1260–61 ließ der Sultan Bibars auch
die Mündung des Nilarms verrammen, sodaß große Schiffe
[* 9] nicht mehr heraufkommen
konnten, und nun wuchs Neu-Damiette schnell zu einem bedeutenden Platze empor. Den Franzosen, die es 1798 nahmen und hier unter
Kleber einen wichtigen Sieg über die Türken erfochten, wurde es durch die Engländer unter SidneySmith
wieder entrissen und den Türken zurückgegeben.