Dall'
Ongăro, Francesco, ital. Dichter und Patriot, geb. 1808 zu Mansue, einem kleinen Ort in der Provinz Treviso, studierte Theologie auf dem Seminar della Salute zu Venedig, [* 2] dann in Padua, [* 3] nahm die kirchlichen Weihen und hielt nun Vorlesungen über humanistische Studien. Da man ihm 1835 das Predigen untersagte, ließ er sich nach Jahresfrist in Triest [* 4] nieder, wo er eine große litterarisch-patriotische Thätigkeit entwickelte, bis er 1847 infolge einer freisinnigen Rede, die er bei einem zu Ehren Cobdens veranstalteten Bankett hielt, aus Triest ausgewiesen wurde.
Von nun an führte Dall' Ongaro
das
Leben eines Verbannten. Wir finden ihn zuerst in
Siena, dann in
Florenz,
[* 5]
Mailand,
[* 6] Turin,
[* 7]
Rom,
[* 8]
Venedig. In letzterer Stadt gab er 1848 eine kleine populäre
Zeitung: »Fatti e non parole«, heraus (das Priestergewand
hatte er längst abgelegt) und war der Hauptanstifter der
Bewegung vom 11. August. Dann eilte er nach
Rom, wo er
Mitglied der
Konstituierenden Versammlung ward und als
Garibaldis
Kommissar die »erste italienische
Legion« organisierte. Nach
dem
Fall
Roms verweilte er als Flüchtling erst in der
Schweiz,
[* 9] dann in
Belgien
[* 10] und
Paris,
[* 11] bis ihm das Jahr 1859 die Rückkehr
nach
Italien
[* 12] eröffnete. Er wurde zum
Professor der Litteratur in
Florenz ernannt; zehn Jahre später folgte
er einem
Ruf an die
Universität zu
Neapel,
[* 13] wo er fortan blieb und starb.
Dall' Ongaros zahlreiche Schriften in Poesie und Prosa sind teils litterarischen, teils politischen Inhalts, aber alle von demselben edlen, liberalen und patriotischen Geiste durchdrungen. Wir nennen: »Poesie« (1840, 2 Bde.),
denen er den ersten dichterischen Ruhm verdankte;
die Dramen »Il Fornaretto«, »I Dalmati« und »Marco Cralievic« (1834),
»Bianca Capello«, für die Ristori geschrieben und eins seiner berühmtesten Stücke, und »L'ultimo de' baroni« (1864);
die Komödien »Fasma« (deutsch 1870) und »Il tesoro«, ein nicht unglücklicher Versuch der Wiederherstellung zweier Menanderscher Stücke;
ferner: »Novelle vecchie e nuove« (Flor. 1869),
Szenen aus dem italienischen Leben (oft aufgelegt);
»Fantasie drammatiche e liriche«, Legenden, dramatische Stücke, Hymnen (das. 1866);
»Racconti« (das. 1870);
die berühmten »Stornelli italiani« (Mail. 1863),
eine Art Volkslieder, die sehr populär wurden;
»Alghe della laguna«, Lieder im venezianischen Dialekt;
»Poesie e scene vernacole« und »Storia dei diabolo«, eine Dante-Studie.
Ein
Band
[* 14] »Scritti d'arte« erschien nach seinem
Tod
(Mail. 1873).
Biographien von Dall' Ongaro
schrieben Barbiera (Vened. 1873), Mongeri
(Mail. 1873) und
De Gubernatis
(Flor. 1875).