Daktylus
(griech., »Finger«),
ein Versfuß, der aus einer langen und zwei kurzen
Silben besteht: '-
^ ^, hat einen geflügelten, hüpfenden
Charakter, der sich am schärfsten im gleitenden
Reim (z. B. prächtige, mächtige)
ausprägt. Seine beiden
Kürzen können an gewissen
Stellen mehrfüßiger
Verse in eine
Länge zusammengezogen werden. Der zweifüßige
Vers kommt selten vor; der dreifüßige findet sich in der archilochischen
Strophe katalektisch mit dem
Hexameter
zu einem
Distichon verbunden (z. B. Horaz'
Oden, IV, 7); der vierfüßige ebenso in der alkmanischen
Strophe (z. B. Horaz'
Oden,
I, 7). Die griechischen
Lyriker bedienten sich gern des daktylischen
Rhythmus,
Alkäos und
Sappho insbesondere in logaödischer
Verbindung. Im
Deutschen finden wir
Daktylen vorzüglich zur Schilderung bewegten Naturlebens oder jubelnder
Freude
angewendet, wie z. B. in dem Engelschor in
Goethes
»Faust«
(Christ ist erstanden!
Freude den Sterblichen etc.) oder in dem Gedicht
»Lüfteleben« von
Rückert. Oft bilden sie auch mit Trochäen
Strophe und
Gegenstrophe, wie in
Schillers »Frauenwürde«, oder
bei trochäischen
Versen eine Art zweizeiliger
Refrains. In angemessenem
Wechsel mit dem
Spondeus bildet
der Daktylus
das größere epische und elegische Versmaß, den
Hexameter und
Pentameter, die wichtigsten unter den sogen. daktylischen
Versen.