Dahn
,
Marktflecken im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Pirmasens, [* 2] 204 m ü. M., an der Lauter in einem wilden Thal [* 3] des Wasgenwaldes, mit Amtsgericht, Burgruine, Sägemühlen und (1880) 1389 kath. Einwohnern.
Dahn
2 Seiten, 910 Wörter, 6'642 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Dahn,
Marktflecken im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Pirmasens, [* 2] 204 m ü. M., an der Lauter in einem wilden Thal [* 3] des Wasgenwaldes, mit Amtsgericht, Burgruine, Sägemühlen und (1880) 1389 kath. Einwohnern.
Dahn,
1) Friedrich, Schauspieler, geb. zu Berlin, [* 4] war erst für die Kanzel bestimmt, entschied sich aber bald für die Bühne und begann 1829 am Königsstädtischen Theater in [* 5] Berlin seine Laufbahn. Als jugendlicher Liebhaber seit 1830 am Breslauer, von 1831 bis 1834 am Hamburger Stadttheater engagiert, gewann er sich durch sein Talent, das von glänzenden Mitteln unterstützt wurde, die Gunst des Publikums. Seit 1834 gehört er dem Münchener Hoftheater an, als dessen Ehrenmitglied er sich 1878 von der Bühne zurückzog. Hauptrollen in früherer Zeit waren: Don Karlos, Mortimer, Beaumarchais, Gaston;
Der letzten
Periode gehören an:
Lear,
Wallenstein, Oberförster,
Feldern und viele Repräsentationsrollen. Verheiratet war Dahn
seit 1833 mit
Konstanze Le
[* 6]
Gay (geb. 1814 zu
Kassel),
[* 7] die früher
als »Wunderkind« aufgetreten und seit 1829 in
Hamburg
[* 8]
¶
engagiert war, aber 1850 wieder von ihm geschieden wurde. Durch Schönheit, Geist und Feuer ausgezeichnet, erzielte sie als
jugendlich-tragische und heitere Liebhaberin hier wie in München,
[* 10] wo sie von 1834 bis zu ihrer Pensionierung (1865) auftrat,
durchschlagende Erfolge. - Beider Sohn Ludwig Dahn
, geb. zu München, bildete sich unter der Leitung
seiner Eltern zum Schauspieler aus und debütierte in München erfolgreich als Kosinsky. Im September 1860 ward er in Weimar
[* 11] engagiert, wo er Gelegenheit hatte, im Cyklus der Shakespeareschen Königsdramen in bedeutenden Rollen
[* 12] mitzuwirken, wurde dann 1865 als
erster jugendlicher Liebhaber an das Hoftheater zu Berlin, von hier im September 1873 an das deutsche Hoftheater
zu Petersburg
[* 13] berufen und trat 1878 in den Verband
[* 14] des Münchener Hoftheaters. Zu seinen besten Leistungen gehören: Schiller,
Mortimer, Leopold von Dessau,
[* 15] Gringoire.
2) (Dahn
-Hausmann) Marie, seit 1853 zweite Frau von Dahn
1), geb. zu Wien,
[* 16] Tochter eines beliebten
Komikers am Leopoldstädter Theater, debütierte 1845 in Mannheim
[* 17] mit solchem Erfolg, daß sie sofort einen Engagementsantrag
für Frankfurt
[* 18] a. M. erhielt, und nahm 1849 nach einem glänzenden Gastspiel ein lebenslängliches
Engagement an der Hofbühne zu München. Im Besitz des ersten jugendlichen Faches hatte sie Gelegenheit, ihre Vielseitigkeit
zu bewähren, und ihr Gretchen, Klärchen, ihre Julie, Luise, Jane Eyre wie ihre Rosalinde, Katharina, Margarete
Western erhielten sie in der Gunst des Publikums. Vor einiger Zeit hat sie den Übergang in fein-, ja selbst chargiert-komische
und edle Mütterrollen mit Glück bewerkstelligt. Sie charakterisiert scharf und mit vollständiger Verleugnung ihrer Persönlichkeit,
z. B. als Geheimrätin im »Störenfried«,
Claudia in »Emilia Galotti«, die alte Feldern in »Hermann und Dorothea«.
3) Julius Sophus Felix, Rechtsgelehrter, Geschichtsforscher und Dichter, geb. zu Hamburg als Sohn von Dahn
1) und dessen
erster Gattin, Konstanze Dahn
(geborne Le Gay), studierte 1849 bis 1853 in München und Berlin Rechtswissenschaft,
Philosophie und Geschichte und habilitierte sich 1857 in München als Dozent für deutsches Recht, wurde 1862 außerordentlicher
Professor daselbst, 1863 ordentlicher Professor in Würzburg,
[* 19] 1869 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften
in München, 1872 Mitglied des Gelehrtenausschusses des Germanischen Museums in Nürnberg
[* 20] und ordentlicher Professor für deutsches Recht
in Königsberg.
[* 21] 1885 ward er zum Geheimen Justizrat ernannt.
Als juristischer Schriftsteller hat sich Dahn
bekannt gemacht durch folgende Arbeiten: »Über die Wirkung der Klagverjährung
bei Obligationen« (Münch. 1855),
»Studien zur Geschichte der germanischen Gottesurteile« (das. 1857),
»Das Kriegsrecht« (Würzb. 1870; ins Französische übersetzt, Antwerp. 1870),
»Handelsrechtliche Vorträge« (Leipz. 1875),
»Deutsches Rechtsbuch« (Nördling. 1877),
»Deutsches Privatrecht« (Leipz. 1878, 1. Abt.),
»Die Vernunft im Recht« (Berl. 1879) und durch Redaktion der »Zeitschrift für Gesetzgebung« (mit Behrend; Bd. 8, Berl. 1875). Außerdem besorgte er in 3. Ausgabe Bluntschlis »Deutsches Privatrecht« mit selbständiger Darstellung des Handels- und Wechselrechts (Münch. 1864). Von seinen historischen Arbeiten sind hervorzuheben: die Monographie »Prokopius von Cäsarea« (Berl. 1865) und das umfassend angelegte rechtsgeschichtliche Werk »Die Könige der Germanen« (Münch. u. Würzb. 1861-71, 6 Abtlgn.). Seine neuesten hierher gehörigen Schriften sind: »Westgotische Studien« (Würzb. 1874);
»Langobardische Studien« (Leipz. 1876, 1. Bd., 1. Abt.);
»Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker« (Berl. 1881-1884, 3 Bde.);
»Geschichte der deutschen Urzeit« (als 1. Band [* 22] der »Deutschen Geschichte« in Giesebrechts »Geschichte der europäischen Staaten«, Gotha [* 23] 1883, 1. Hälfte).
Von Wietersheims »Geschichte der Völkerwanderung« bearbeitete Dahn
die 2. Auflage (Leipz. 1880-81, 2 Bde.).
Seine kleinen Schriften erschienen gesammelt unter dem Titel: »Bausteine« (1-6. Reihe, Berl. 1879-84). Der
lebhafte Verkehr mit dem Münchener Dichterkreis hat auch die reiche poetische Begabung Dahns
früh zur Entfaltung gebracht,
die sich am glänzendsten auf dem Gebiet des historischen Romans bekundet. Zeugnis davon geben: »Ein Kampf um Rom«
[* 24] (Leipz. 1876, 4 Bde.; 10. Aufl.
1884);
»Odhins Trost« (das. 1880, 5. Aufl. 1884);
»Kleine Romane aus der Völkerwanderung« (das. 1882-85, 4 Bde.);
»Die Kreuzfahrer« (4. Aufl., Berl. 1885, 2 Bde.).
An lyrischen Produkten nennen wir: »Gedichte« (Leipz. 1857; zweite Sammlung, Stuttg. 1873; 3. Aufl., Leipz. 1883);
»Balladen und Lieder« (das. 1878).
Episch sind: »Harald und Theano« (Berl. 1855);
»Sind Götter?« (Stuttg. 1874; 4. Aufl., Leipz. 1882);
»Die Amalungen« (das. 1876) und »Walhall«, germanische Götter- und Heldensagen (das. 1884).
Weniger bedeutend sind seine dramatischen Dichtungen: »Markgraf Rüdeger« (Leipz. 1875),
»König Roderich« (das. 1875, 2. Ausg. 1876),
»Deutsche [* 25] Treue« (das. 1875),
»Sühne« (das. 1879),
»Skaldenkunst« (das. 1882) u. die Lustspiele: »Die Staatskunst der Frau'n« (das. 1877) und »Der Kurier nach Paris« [* 26] (das. 1883). Auch verschiedene Operntexte, wie: »Armin« (1880),
»Der Fremdling« (1880),
»Der Schmied von Gretna-Green« (1881),
hat Dahn
verfaßt.
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Dahn,
l) Friedrich, Schauspieler, starb in München.
2) Felix, Rechtsgelehrter und Dichter, wurde 1888 an die Universität Breslau [* 27] berufen.