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Violett- und Dunkelpurpur darstellt. Auch das reine oder leicht mit Gelb, Grün, Rosa oder Pur- pur überhauchte Weiß ist nicht selten. Durch lang- jährige sorgfältige Zuchtwahl sind mehrere Klassen erzielt worden. Man unterscheidet hinsichtlich der Größe der Blumen großblumige und Liliput- oder kleinblumige, hinsichtlich der .höhe der Pflan- zen hohe und Zwerggeorginen. Am beliebtesten ^ sind in Deutschland [* 3] dieLiliput- und die Zwerggeorgi- nen, in England möglichst großblumige Sorten.
Die neueste Klasse ist die der Kaktusgcorginen, die mit ihren langen, schmalen und spitzen Blumenblät- tern Ähnlichkeit [* 4] mit der Blume eines (^i-6N8 8i)6cio 5i88imu8 haben. Nachdem dieFüllung und Form der Sorten mit gefüllten Blumen bis zur höchst mög- lichen Vollkommenheit gebracht worden ist, hat sich von England aus das Bestreben verbreitet, einsach blühende Sorten in verschiedenen Farben zu erzielen und sind bereits zahlreiche Sorten mit einfarbigen roten, fchwarzroten, gelben, weihen und mit gestreif- ten Blumen gezüchtet worden.
Der Hauptsitz der Georginenkultur in Deutschland ist die Stadt Kö- stritz. Zwei der dortigen Züchter, Ch. Deegen und I. ^ieckmann, haben sich während ihrer ganzen Lebenszeit ausschließlich mit der Kultur und Ver- vollkommnung der Georginen beschäftigt und sich in dieser Beziehung die hervorragendsten Verdienste erworben. Trotzdem die Georgine zur denkbar größ- ten Vollkommenheit gebracht worden ist, hat die Zahl ihrer Liebhaber und ihre Verwendung als Zierpflanze in neuerer Zeit gegen srüher bedeutend abgenommen.
Ihre passendsten Plätze sind Rabatten, große Blu- mengärten und einfach gehaltene Hausgärten, da- gegen läßt sie sich wegen ihres steifen und hohen Wuchses nicht gut auf Vlumenparterren und andern modernen Schmuckplätzen und in landfchaftlich ge- haltenen Anlagen verwenden. Dagegen benutzt man die Zwcrg-Liliputgeorginen zur Topfkultur und die Blumen einfarbiger weißer, roter und gelber, sowobl gefüllter wie einfach blühender Sorten zur Binderei. Für diesen Zweck werden in den Handelsgärtnereien einzelne zur Gewinnung von Schnittblumen in großen Mengen kultiviert.
Man vermebrt die Georginen durch Teilung des Knollenbüschels, aus Samen [* 5] und aus Stecklingen. Die Knollen [* 6] werden im November, nachdem man einige Tage vorher die Stengel [* 7] abgeschnitten, aus der Erde gehoben und, an der Luft abgetrocknet, an einem dunkeln, frostsichern, weder zu feuchten, noch zu trocknen Ort aufbewahrt. Die gebräuchlichste Art der Vermehrung ist die Stecklingszucht. Zu die- i'em Behuf werden im März oder April die Knollen in ein warmes Beet gelegt und die infolgedessen zahlreich auftretenden Triebe, wenn sie 3 - 5 cni lang geworden, mit einem Stückchen der Knolle ab- geschnitten, in kleine Töpfe gesteckt und in einem ge- schlossenen Warmbeet gehalten, später in größere Töpfe gepflanzt und allmählich an die Luft gewöbnt.
Die Vermehrung durch Aussaat ist bei gefüllt blü- denden Sorten nur für Georginenzüchter von In- tereffe, welche neue Varietäten zu gewinnen hoffen, dagegen für alle Sorten mit einfachen Blumen zu empfehlen. Die Samen gelangen, nachdem sie im März oder April ins Mistbeet gesät und die jungen Pflänzchen Mitte Mai ins freie Land gepflanzt wor- den sind, schon von Mitte Sommer ab zur Blüte, [* 8] sodaß man nur wenige besonders schöne borten zu durchwintern braucht, alle andern aber jährlich aus Samen ziehen kann. In derselben Weise werden v. gracilid O,'t//. und I). /iniÄpHni Acx^i., zwei niedrig bleibende Arten mit ganz kleinen einfachen Blüten, behandelt. I). imp6riali8 AocK. ist eine 3-4 in boch werdende Art mit sehr großen weißen, rötlich gestrichelten Blüten: sie gelangt jedoch in Deutsch- land nur sehr selten zur Blüte.
Dahlin, soviel wie
Inulin. Dahlmann
, Friedr.
Christoph, Geschichtsfor- scher, ged. zu Wismar,
[* 9] bezog, durch verwandtschaftliche Verhältnisse dazu bestimmt, 1802 die
Universität zu Kopenhagen,
[* 10] um sich philol. Stu- dien
zu widmen. 1803 ging er nach
Halle,
[* 11] wo be- sonders F. A.
Wolf Einfluß auf ihn gewann, 180l nach
Dresden,
[* 12] wo er mit Heinr. von
Kleist in ein freundschaftliches Verhältnis trat und von wo er mit diefem die österr.
Schlachtfelder
durchwanderte.
Nachdem Dahlmann
1810 zu Wittenberg
[* 13] die philos. Dok- torwürde erworben, habilitierte er sich zu Kopen- bagen und
hielt Vorlesungen über
Aristophanes. Daneben begann er eingehendere histor.
Studien, denen er sich seit seiner
Berufung 1812 als
außer- ord. Professor der Geschichte nach Kiel
[* 14] vorzugsweise zuwandte. Seit 1815 Sekretär
[* 15] der schlesw.-holstein.
Prälaten und Ritterschaft, trat er eifrig für deren Nechte und gegen die dän. Negierung
auf, wobei er immer auf dem
Boden der Gefchichte und des kon- kreten
Rechts fußte. Dies veranlaßte ihn zum gründlichen
Studium des positiven
Staatsrechts sowie besonders der Geschichte und Zustände des Mittelalters. 1829 nahm
Dahlmann
den Ruf als Professor der
Staatswissenschaften in Göttingen
[* 16] an. Auch wirkte er seit 1831 mit Kraft
[* 17] und Eifer gegen Reak-
tion wie gegen Revolution, und war wefentlich für das Zustandekommen des hannov.
Grundgesetzes von 1833 thätig. Die
Achtung seiner Mitbürger und das Zutrauen der Regierung machten ihn
zu einer ein- flußreichen
Person des Göttinger Nniversitäts- und hannov. Staatslebens. Als der neue König Ernst
August die
Verfassung von 1833 auf- hob, protestierte Dahlmann
an der
Spitze von fechs
Kollegen gegen die itmen angesonnene Verletzung ihres
auf diese
Verfassung geschworenen
Eides und mußte deshalb mit ihnen, des
Amtes ent- setzt, Göttingen
und Hannover
[* 18] verlassen. Dahlmann
wen- dete sich nach
Jena
[* 19] und erhielt 1842 einen Ruf als ord.
Professor der Geschichte und
Staatswissen- schaften nach
Bonn. Hier bielt er mit großem Er- folge Vorlesungen über Politik
sowie namentlich auch über die Geschichte der
Englischen und der
Französischen Revolution. An dem Zustandekom-
mender Germanistcnversammlungen, 1846 in
Frank- furt a. M. und 1847 in Lübeck,
[* 20] hatte Dahlmann
wesmtlichen Anteil. Die Revolution
von 1848 rief ihn ins öffentliche Leben zurück. Zum Vertrauensmann
Preußens
[* 21] beim
Bundestage ernannt, half er den Verfafsungsentwurf
der Siebzehner ausarbeiten, den man vorzugsweise als sein Werk betrachten darf. In die Deutfche Nationalverfammlung
ge- wählt, ward er einer der Führer der Partei, die einen
Deutschen
Bundesstaat mit preuh. Erbkaiser- tum ohne
Osterreich
wollte und wirkte dafür bei der Ausarbeitung der deutschen Reichsverfassung im Verfassungsausschuß. Der Malmöer Waffenstill-
stand , desi'en Verwerfung er bei der ersten Verhand- lung durchsetzte, brachte ihn in
Zwie- spalt mit seinen polit. Freunden. Die ihm übertragene
Aufgabe, ein neues Ministerium zu bilden, gelang ihm nicht. Als
nach der
Ablehnung der Reichsver- fassung vom 28. März seitens
Preußens ein großer
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