Daghestan
Landschaft in Kaukasien, die sich vom östlichen Abhang des Kaukasus bis zum Kaspischen Meer erstreckt, im N. vom Terekschen Landstrich, im S. von den Gouvernements Tiflis und Baku begrenzt wird, hat einen Flächeninhalt von 29,637 qkm (538 QM.) mit (1881) 526,915 Einw. (s. Karte »Rußland«). [* 2] Dieser dreieckige Landstrich ist von Gebirgen durchzogen, welche vom Kaukasus ausgehen und sich zum Teil über die Grenze des ewigen Schnees (bis an 4000 m) erheben; nur in der Nähe der Küste trifft man Flachland. Er wird von einer Menge von Flüssen bewässert, unter denen als die bedeutendsten der aus vier (Koisu genannten) Flüssen sich bildende Sulak und der Samur mit zahlreichen Mündungsarmen hervorzuheben sind.
Auch viele heiße Quellen findet man. Das Klima [* 3] ist in den niedrigen Teilen sehr mild und im Sommer meist sehr trocken. Im höhern Gebirge ist die Luft kälter. Das Gebirgsland produziert wenig Getreide [* 4] (vornehmlich Hirse); [* 5] mit Mühe kann das Vieh das ganze Jahr über mit Futter versorgt werden. Schafe [* 6] werden in großer Menge gehalten, die Schätzung von 1870 ergab über 1,7 Mill. Stück. Fruchtbar und gut angebaut ist das Flachland, wo die edelsten Früchte gedeihen und das Klima zeitweise geradezu heiß ist.
Die Regenmenge an der
Küste ist beträchtlich.
Jagdbares
Wild und einzelne
Raubtiere
[* 7]
(Bären,
Wölfe etc.) finden sich in den
waldreichen Gebirgsgegenden. An
Erzen ist das Land arm. Die
Bevölkerung
[* 8] von Daghestan
gehört vielen
Nationalitäten an. Von den 1875 ermittelten
485,524 Einw. waren 98,305
Awaren, 88,045 Darginer, 86,620 Küriner, 72,807
Tataren, 35,511 Andier, 35,139
Lasen, der Rest Tabassaraner,
Rutuler,
Juden,
Perser, Armenier,
Russen, Agulen u. a. Das Gebiet zerfällt in die Derbentsche Stadthauptmannschaft und die
Stadt
Petrowsk und in die
Bezirke
Temirchan-Schura,
Gunib,
Kasikumuch, Andi,
Awar, Kaitago-Tabassaran, Kjura,
Samur und
Darginsk. Die wichtigsten
Orte sind
Derbent (1881: 15,582 Einw.) mit bedeutendem
Handel, der Ausgangspunkt für die
Kaukasische Mauer
(s. d.), und
Petrowsk (früher Tarku) mit 3631 Einw., beide am
Kaspischen
Meer. - Mit den Persern hatten die Einwohner in der
Zeit der
Sassaniden (3. bis 7. Jahrh.) häufige
Kämpfe zu bestehen; die Fernhaltung der nördlichen
Völker
war
Zweck der
Kaukasischen Mauer.
Während das
Flachland Daghestans
persische
Provinz wurde, blieben die Einwohner des innern Daghestan
freie Bergvölker unter eignen
Chanen. Seit aber Rußland 1801 von
Grusien
Besitz genommen, mußte es bestrebt sein, auch das nördlich davon liegende
an sich
zu bringen, das damals noch
Grusien von Rußland trennte und
so den
Verkehr zwischen beiden
Ländern erschwerte
und bedrohte. Gefährlich wurde die
Situation vollends, als der Muridismus (s. d.) unter den Bergvölkern Daghestans
feste
Wurzeln faßte.
Während des türkisch-russischen
Kriegs 1828-29 mußte man ihnen
freie Hand lassen; nach dem
Friedensschluß rückten
Truppen
in Daghestan
ein und sicherten sich (1831-1832) zunächst das Küstengebiet, durch welches die
Straße nach
Grusien führte. Zum ersten
Schritt gegen das innere Daghestan
nötigte
Schamyl (s. d.), der die awarische Chanfamilie
verdrängt hatte und sich als
Haupt der
Muriden den
Russen entgegenstellte. Mit der Unterwerfung desselben 1859 kam dann auch
Daghestan
thatsächlich in den
Besitz der
Russen (s.
Kaukasien).
Vgl. Cunynghame, Travels in the eastern Caucasus, especially in Dagestan etc. (Lond. 1872).