Dachstuhl
,
[* 3] der zur Unterstützung der
Dachdeckung
[* 4] (s. d.) dienende Teil des
Daches (s. d.). Dem
Material nach unterscheidet
man hölzerne Dachstühle, Dachstühle aus
Holz
[* 5] und
Eisen,
[* 6] gußeiserne, schmiedeeiserne und gemischt-eiserne Dachstühle (aus
Schmiede- und
Gußeisen). Da von dem
Material sowohl die Form der einzelnen Konstruktionsteile der Dachstühle
als auch deren Verbindungsweise abhängt, so ist die
Konstruktion der hölzernen, gußeisernen und schmiedeeisernen Dachstühle
wesentlich verschieden, während die Dachstühle aus gemischtem
Material sich denjenigen Dachstuhl
konstruktionen anschließen,
aus deren
Material sie vorwiegend bestehen. Da ferner die gußeisernen Dachstühle durch die schmiedeeisernen
zur Zeit verdrängt sind, so betrachten wir vorzugsweise die Grundtypen der hölzernen und schmiedeeisernen Dachstühle unter
Hinweis auf diejenigen Teile derselben, welche bei Anwendung gemischten
Materials aus
Eisen oder aus
Holz hergestellt werden.
I. Hölzerne Dachstühle
[* 1]
(Fig. 1-20).
[* 1]
Fig. 1-18. Hölzerne Dachstühle
mit geraden
Sparren. Der in
[* 1]
Fig. 1 dargestellte einfache Sparren
dachstuhl
besteht aus
den Dachbalken (Hauptbalken) a, welche bei gemauerten Umfangswänden auf eichenen Mauerlatten, bei hölzernen Fachwerkwänden
auf Dachrahmen (Blattstücken) ruhen, und den
Sparren b, welche bei kleinen
Spannweiten nicht, bei zunehmenden
Spannweiten,
insbesondere wenn sie bei gewöhnlichen
Stärken über 4 m lang werden, entweder durch Kehlbalken c
[* 1]
(Fig.
2-6), welche man von unten in die
Sparren einzapft, oder durch
Pfetten g
[* 1]
(Fig. 8, 9), welche man nach der Längsrichtung des
Daches unter die
Sparren legt, unterstützt werden. Man unterscheidet hiernach die Kehlbalken- und Pfettendächer. Die
Sparren
werden in dem Dachfirst durch Schlitzzapfen (s.
Holzverband,
[* 7] Fig. 12) verbunden und an die Dachbalken
angezapft oder angelattet. Kehlbalken werden bei geringerer
Länge nicht
[* 1]
(Fig. 2), bei größerer
Länge durch eine oder mehrere
Stuhlpfetten e auf besondern senkrechten Stuhlsäulen d
[* 1]
(Fig. 3-5) oder auch, wenn der Dachraum
möglichst frei bleiben soll, durch geneigte Stuhlsäulen i mit Spannriegeln k und Kopfbändern h
[* 1]
(Fig.
6) unterstützt.
Die Pfetten sind je nach ihrer Lage am Dachfuß, an dem Dachfirst oder zwischen beiden bez. Fußpfetten l, Firstpfetten f oder Zwischenpfetten g [* 1] (Fig. 7 u. 8), wovon die erstern meist unmittelbar auf den Dachbalken ruhen. Die First- und Zwischenpfetten werden meist durch Streben n [* 1] (Fig. 7-9) getragen, welche bei kleinern Dachstühlen nicht [* 1] (Fig. 7), bei größern Längen und Lasten entweder durch einfache oder doppelte Kehlzangen o [* 1] (Fig. 8), durch Gegenstreben p [* 1] (Fig. 9), durch senkrechte Stuhlsäulen d [* 1] (Fig. 10 u. 11) oder, wenn möglichst viel Raum frei bleiben soll, durch Streben q [* 1] (Fig. 12) und zwar ohne [* 1] (Fig. 10) oder in Verbindung mit Kehlzangen o [* 1] (Fig. 11 u. 12) unterstützt werden.
Diese besondern Unterstützungen der
Pfetten werden unter jedem dritten bis vierten
Sparren angebracht und die
Pfetten so stark
genommen, daß sie allein die zwischen den so unterstützten
Sparren befindlichen Leersparren
tragen können. Der Dachstuhl
besteht
also dann aus
Haupt- und Zwischenbindern, welche nach der
Länge des Dachstuhls
durch die
Pfetten verbunden
sind. Wo die Dachbalken nicht auf, sondern zwischen den Umfangsmauern liegen, wie dies bei
Kniestöcken der
Fall ist
[* 1]
(Fig.
12), werden die Sparren
enden durch Stichbalken oder Stichzangen r gepackt, welche mit den
Streben verblattet (s.
Holzverband) werden. Der Mansardendachstuhl
[* 1]
(Fig. 13) besteht aus zwei Teilen, wovon der obere
Teil als einfacher Sparren
dachstuhl
ohne oder mit Kehlbalken
[* 1]
(Fig. 1 u.
2), der untere Teil als dessen Untergestell konstruiert ist, welches im wesentlichem aus senkrechten Stuhlsäulen d mit Kopfbändern
h
[* 1]
(Fig. 13) oder aus liegenden Stuhlsäulen i mit Spannriegel k und Kopfbändern
h
[* 1]
(Fig. 6) besteht.
Finden längere Dachbalken keine genügende Unterstützung, z. B. durch Scheidemauern
von unten, wie dies bei Dachstühlen über
Sälen und ähnlichen größern
Räumen der
Fall ist, so können dieselben durch
Hängwerke
[* 1]
(Fig. 14 u. 15) von
oben unterstützt werden. Hierbei hängen die Hauptbalken mittels Hängeisen
an einer
[* 1]
(Fig. 14), zwei
[* 1]
(Fig. 15)
oder an mehreren Hängsäulen s, welche von zwei
Streben n
[* 1]
(Fig. 14) oder von zwei
Streben
q
[* 1]
(Fig. 15) mit Spannriegel k mittels
Zapfen
[* 8] und Versatzung (s.
Holzverband) getragen werden.
Längere, durch
Pfetten belastete
Streben bedürfen einer weitern Unterstützung, welche entweder durch Kehlzangen o
[* 1]
(Fig.
14) oder durch Hängsäulen s
[* 1]
(Fig. 15) bewirkt wird.
Die Dachbalken der Leerbinder werden entweder durch Oberzüge t [* 1] (Fig. 14), an welche sie angeschraubt werden, oder durch Unterzüge u [* 1] (Fig. 15), welche mittels Trageisen an den Hängsäulen befestigt sind, unterstützt. Räume, welche oben einen wagerechten Abschluß nicht erhalten und durch Zwischenwände nicht unterbrochen werden sollen, wie dies unter andern bei Reit-, Exerzier-, Markthallen [* 9] der Fall ist, werden durch Sprengwerke überdacht [* 1] (Fig. 16-18), bei welchen die Sparren durch einfache [* 1] (Fig. 16 u. 18), doppelte [* 1] (Fig. 17) oder mehrfache Pfetten unterstützt werden. Bei weiter gespannten Hallen werden die Sprengwerke mit Hängwerken kombiniert, wie dies [* 1] Fig. 17 und 18 zeigen.
[* 1] Fig. 19 und 20. Hölzerne Dachstühle mit gekrümmten Sparren. Die Sparren von Bogendächern werden entweder, nach der im 16. Jahrh. von Philibert de l'Orme angegebenen Konstruktion, aus ¶
mehr
mehreren lotrechten Lagen außen rund geschnittener Bohlenstücke mit versetzten Fugen mittels Holznägel oder, nach der später
von Oberst Emy angegebenen Methode, aus wagerecht aufeinander gelegten, gebogenen und unter sich verbolzten Bohlen hergestellt.
[* 3]
Fig. 20 zeigt einen Bogendachstuhl
, dessen Sparren b
aus
[* 3] ^[Abb.: Hölzerne Dachstühle.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 1. Einfacher Sparrendachstuhl.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 2. Kehlbalkendachstuhl.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 3. Einsäuliger Kehlbalkendachstuhl.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 4. Zweisäuliger Kehlbalkendachstuhl.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 5. Dreisäuliger Kehlbalkendachstuhl.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 6. Liegender Kehlbalkendachstuhl.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 7. Einfacher Pfettendachstuhl.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 8. Doppelter Pfettendachstuhl.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 9. Mehrfacher Pfettendachstuhl.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 10. Einfacher stehender Pfettendachstuhl.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 11. Doppelter stehender Pfettendachstuhl.]
[* 3]
^[Abb.: Fig. 12. Liegender Pfettendachstuhl.]
[* 3] ^[Abb.: Fig. 13. Mansardendachstuhl.]
[* 3] ^[Abb.: Fig. 14. Einfacher Hängwerkdachstuhl.]
[* 3] ^[Abb.: Fig. 15. Doppelter Hängwerkdachstuhl.]
[* 3] ^[Abb.: Fig. 16. Sprengwerkdachstuhl.]
[* 3] ^[Abb.: Fig. 17 und 18. Hängende Sprengwerkdachstühle.]
[* 3] ^[Abb.: Fig. 1-18 Hölzerne Dachstühle mit geraden Sparren.] ¶
mehr
lotrechten Bohlen bestehen, wobei die Wasserableitung oben durch aufgesattelte gerade Sparrenstücke v, unten durch Aufschieblinge w befördert wird. [* 11] Fig. 19 zeigt ein kombiniertes System, wobei die eigentlichen Träger [* 12] des Dachstuhls aus Bohlenbogen, die Sparren aus geraden Balken bestehen.
II. Eiserne Dachstühle. [* 11] Fig. 21-30. Eiserne Dachstühle mit geraden Sparren. Der in [* 11] Fig. 21 dargestellte einfache Satteldachstuhl besteht aus dem Sparren a, dem Zuganker b und dem Hängeisen c. Die Längsverbindung wird durch schmiedeeiserne Pfetten aus [* 11] Fig. 31 u. 32. Eiserne Dachstühle mit gekrümmten Sparren. Die Binder dieser Dachstühle bilden Bogenfachwerke, deren Gurte über ihren Stützpunkten entweder zusammengeführt [* 11] (Fig. 31), oder getrennt [* 11] (Fig. 32) sind, während man beide durch Fachwerk, [* 13] hier lotrechte Druckstangen und gekreuzte Zugdiagonalen, aussteift. Auch hier wird die Längsverbindung der Bänder durch eiserne Pfetten, der
Eiserne Dachstühle.
[* 11] ^[Abb.: Fig. 19. Dachstuhl mit gekrümmten Bohlensparren.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 20. Bogendachstuhl.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 19 und 20. Hölzerne Dachstühle mit gekrümmten Sparren.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 21. Einfacher Satteldachstuhl.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 22. Einfacher deutscher Dachstuhl.]
^[Abb.: Fig. 23. Mehrfacher deutscher Dachstuhl.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 24. Einfacher englischer Dachstuhl.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 25. Mehrfacher englischer Dachstuhl.]
^[Abb.: Fig. 26. Einfacher französischer Dachstuhl.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 27. Mehrfacher französischer Dachstuhl.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 28. Einfacher Hängwerkdachstuhl.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 29. Doppelter Hängwerkdachstuhl.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 30. Mehrfacher Hängwerkdachstuhl.]
[* 11] ^[Abb.: Fig. 21-30. Eiserne Dachstühle mit geraden Sparren.] ¶