Dachel,
s. v. w. Luppe.
481 Wörter, 3'331 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
s. v. w. Luppe.
(Dakhel, arab. Wad el Dachel), eine zu Ägypten gehörige Oase der Libyschen Wüste, unter 25° 41' nördl. Br. und 29°-29° 35' östl. L. v. Gr., drei Tagereisen westlich von Chargeh, hat sehr fruchtbaren Boden, zahlreiche warme Quellen (36° C.), die durch Bohrung leicht noch vermehrt werden können, und zählt 15 Ortschaften, bewohnt von 20,000 Fellahs, echten Abkömmlingen der alten Ägypter und von zutraulichem und friedfertigem Charakter (s. Tafel »Afrikanische Völker«, Fig. 10). Nomadisierende Araber, deren Hauptbeschäftigung in der Zucht von Kamelen, in der Begleitung der Karawanen und gelegentlich in Räuberei besteht, gibt es hier nicht. Die Sommerhitze ist sehr groß, während der Regenzeit die Temperatur wechselnd. Im Mai und Juni weht aus SW. der äußerst heftige Chamsin. Die Kulturerzeugnisse sind Datteln, die in zahllosen winzigen, sorgsam angebauten Gärtchen gezogen werden, welche von stachligen Gehegen oder Lehmmauern umgeben sind, ferner Suntakazien (Acacia nilotica) an den Wassergräben zwischen den Getreidefeldern, vereinzelt auch Oliven, Feigen und Weintrauben, in Menge Apfelsinen und Zitronen, seltener wieder Bananen, Granaten, Aprikosen, Maulbeeren, dann (als Hauptnahrungsmittel neben den Datteln) Weizen, Reis und Durra, ferner Klee, in geringerer Menge Linsen, Erbsen, Mais, Tabak, Indigo, Baumwolle. Die Fläche des Kulturlandes der Oase wird zu 500-1000 qkm geschätzt. Die Viehzucht ist nur unbedeutend; die ganze Oase besitzt wenige und unansehnliche Pferde und eine kleine Anzahl Rinder der ägyptischen Rasse. Das häufigste Haustier ist der Esel; auch an Schafen und Ziegen ist kein Mangel, ebenso findet man Puter und Hühner, weniger Enten; Gänse scheinen ganz zu fehlen. Der bedeutendste Ort ist El Kasr Dachel, eine ansehnliche Stadt mit herrlichen Palmengärten, in denen alle oben genannten Früchte gedeihen, 30-40 heißen Quellen, einem altägyptischen Tempel und ca. 6000 Einw. Auch sonst finden sich zahlreiche Ruinen altägyptischer Dörfer in Dachel, das man in Verbindung mit Chargeh mit Grund für die Oase Herodots hält. Dachel wurde im Januar 1874 von Rohlfs auf seiner Expedition durch die Libysche Wüste besucht. S. Karte »Ägypten«. Vgl. Rohlfs, Drei Monate in der Libyschen Wüste (Kassel 1875).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
oder Wâh ed-Dachle (die «innere Oase»), ägypt. Oase, etwa 6 Tagereisen westlich vom Nilthal bei Siut und 3 Tagereisen im W. von Chargeh, in 100 m Höhe, die blühendste der libyschen Oasen, ist 41 km lang und 22 km breit; die einzelnen Kulturflecken sind durch wüste Strecken voneinander getrennt. Dachel zählt auf 550 qm etwa 17000 E. Der Hauptort der Oase ist Kasr mit 1500 E. und den Ruinen eines Ammonstempels Der el-Hadschar, i. Steinkloster). Malerische Felsabstürze der höher gelegenen Wüstenfläche umziehen die Oase. Der unterirdische Wasserreichtum schafft durch zahlreiche Brunnen und ein ausgedehntes Kanalnetz aus alter und neuester Zeit Nahrung für reichliche Vegetation. Die Temperatur von 36° C. und der Reichtum des Wassers an mineralischen Bestandteilen verrät, daß dasselbe aus großer Tiefe kommt. Gegenstände der Winterkultur sind Weizen und Gerste, der Sommerkultur Reis und Durra; man gewinnt auch Indigo und namentlich ausgezeichnete Datteln für die Ausfuhr, ferner viele andere Arten Südfrüchte.