Dünger.
Seit dem Bestehen des
Handels mit künstlichem Dünger
(käuflicher, Handelsdünger) bot derselbe
ein ergiebiges
Feld für
Verfälschungen und
Betrug.
Sand,
Erde,
Thon,
Gips,
[* 2]
Schwerspat, Sägemehl,
Glas,
[* 3]
Asche,
Torf etc. wurden ganz
allgemein den Dünger
präparaten zugesetzt, indem man darauf rechnete, daß die
Qualität der letztern weder mit dem
Auge
[* 4] noch
mit
Hilfe leichter
Operationen zu entdecken sei. Mit der Entstehung der landwirtschaftlichen
Versuchsstationen
und namentlich mit der Einrichtung der Dünger
kontrolle seitens dieser Anstalten haben sich die Verhältnisse wesentlich
gebessert, weil nun bei der Leichtigkeit der Beschaffung einer genauen Untersuchung die Aussichten für die Fälscher sehr
viel ungünstiger geworden waren.
Der ganze Dünger
handel wurde auf eine solidere
Basis gebracht, indem man dazu überging, die Dünger
präparate
unter
Garantie eines bestimmten
Gehalts an den wertvollen
Bestandteilen zu verkaufen. Die Untersuchung des
Düngers beschränkt
sich deshalb auch in der
Regel auf die Gehaltsermittelung derjenigen
Bestandteile, um derentwillen der betreffende Dünger
gekauft
wird. Die größte
Aufmerksamkeit bei der Dünger
untersuchung ist den Gemischen zu widmen, welche häufig
minderwertige
Substanzen enthalten, deren
Stickstoff- oder Phosphorsäuregehalt bei weitem nicht den Wert beanspruchen kann
wie derjenige von
Guano,
Knochenmehl, Ammoniaksuperphosphaten etc. Diese Mischungen sind zunächst mit der
Lupe
[* 5] zu untersuchen,
dann trennt man die schwereren Teile von den leichtern durch Abschlämmen und prüft unter Berücksichtigung der gefundenen
Verhältnisse auf
Ammoniaksalze,
Salpetersäuresalze, in
Wasser lösliche
Phosphorsäure und lösliche
Kalisalze.
In der Regel wird nur die Bestimmung der Gesamtmenge von Stickstoff, Phosphorsäure, eventuell auch Kali nötig sein. Zur Bestimmung des organischen Stickstoffs eignet sich die Methode von Kjeldahl, nach welcher man die Substanz einige Zeit mit einer reichlichen Menge konzentrierter Schwefelsäure [* 6] bis auf eine dem Siedepunkt der Säure naheliegende Temperatur erhitzt, die erhaltene Lösung mit überschüssigem, trocknem, pulverigem Kaliumpermanganat oxydiert und das gebildete schwefelsaure Ammoniak in der gewöhnlichen Weise mit überschüssiger Natronlauge zersetzt.
Diese Methode hat mancherlei Vorzüge vor der ältern, nach welcher man die sehr fein gepulverte Substanz im Rohr mit Natronkalk verbrennt, wobei ebenfalls der Stickstoff in der Form von Ammoniak erhalten wird. Letztere Methode ist von Wagner verbessert, welcher ein eisernes Rohr anwendet, dessen Beschickung mit Natronkalk für etwa 100 Verbrennungen ausreicht. Die Substanz wird mit Natronkalk gemengt in einer eisernen Rinne von hinten in das Rohr geschoben, worauf man in gewöhnlicher Weise erhitzt, aber während der Operation Wasserstoff durch das Rohr leitet.