Dümichen
,
Johannes, Ägyptolog, geb. zu Weißholz bei Groß-Glogau, studierte 1852-1855 in Berlin [* 2] und Breslau [* 3] Theologie und Philologie, nahm dann eine Erzieherstelle in einer schlesischen Familie an und faßte hier den Entschluß, sich der Ägyptologie zu widmen, zu welchem Zweck er 1859-62 in Berlin unter Lepsius' und Brugsch' Leitung studierte. Im Oktober 1862 unternahm er seine erste ägyptische Reise, welche er bis nach Nubien und einem Teil des Sudân ausdehnte.
Erst im
Oktober 1865 mit einer reichen
Ausbeute von
Kopien bis dahin unbekannter
Inschriften und
Monumente zurückgekehrt, trat
Dümichen
1868, diesmal auf
Anlaß des
Königs von
Preußen,
[* 4] eine zweite
Reise nach dem Nilthal an, die besonders
fruchtbar durch Mitwirkung der ihm zur
Verfügung gestellten photographischen Abteilung der Sonnenfinsternisexpedition wurde.
Es folgten ihr noch eine dritte und vierte
Reise (1869) bei Gelegenheit der
Einweihung des
Suezkanals, nach
welcher Dümichen
neben
Lepsius sich dem
Kronprinzen
Friedrich
Wilhelm als Reisebegleiter und Exeget durch
Ägypten
[* 5] anschloß.
Während des deutsch-französischen
Kriegs befand sich Dümichen
in
Frankreich; 1872 wurde er als
Professor der Ägyptologie an die
Universität zu
Straßburg
[* 6] berufen, welche
Stellung er noch gegenwärtig bekleidet. Die von Dümichen
veröffentlichten Werke enthalten
meist hieroglyphische
Inschriften, welche er auf seinen
Reisen gesammelt hat. Es sind: »Bauurkunde des
Tempels von Dendera« (Leipz. 1865);
»Geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler« (das. 1865-85, 4 Bde.);
»Altägyptische Kalenderinschriften« (das. 1866);
»Altägyptische Tempelinschriften« (das. 1867, 2 Bde.);
»Die Flotte einer ägyptischen Königin« (Prachtwerk, das. 1868; auch in englischer Ausgabe erschienen);
»Historische Inschriften altägyptischer Denkmäler« (das. 1867-1869, 2 Bde.);
»Der ägyptische Felsentempel von Abu Simbel« (Berl. 1869);
»Eine altägyptische Getreiderechnung« (das. 1870);
»Resultate einer archäologischen Expedition« (mit Beiträgen von Graser und R. Hartmann, das. 1869);
»Photographische Resultate einer archäologischen Expedition« (das. 1871);
»Die erste bis jetzt aufgefundene sichere Angabe über die Regierungszeit eines ägyptischen Königs« (Leipz. 1874);
»Baugeschichte und Beschreibung des Denderatempels« (mit 59 Tafeln, Straßb. 1877);
»Die Oasen der Libyschen Wüste« (das. 1878);
»Die kalendarischen Opferfestlisten von Medinet-Habu« (Leipz. 1881);
»Der Grabpalast des Patuamenap in der thebanischen Nekropolis« (das. 1884-85) und »Geschichte des alten Ägypten« (Berl. 1878 ff.).
Außerdem hat Dümichen
zu dem bekannten Prachtwerk
»Karl
Werners Nilbilder«
den
Text geschrieben und ist Verfasser zahlreicher
Artikel in der
»Zeitschrift für ägyptische
Sprache«.
[* 7]