Titel
Dönhoff
,
altes freiherrliches, seit 1632 gräfliches Geschlecht, stammt aus dem gleichnamigen Dorf in der Grafschaft Mark und wird schon 1303 in Urkunden genannt. Ein 1637 in den Fürstenstand erhobener Zweig starb in der Mitte des 18. Jahrh. aus. Namhafte Sprößlinge sind:
1)
Otto
Magnus,
Reichsgraf von, geb. zu
Berlin,
[* 2] baute das
Schloß Friedrichstein bei
Königsberg
[* 3] und stiftete die hiernach
benannte erste
Linie, Dönhoff
-Friedrichstein. Er trat zuerst in brandenburgische
Kriegsdienste und ward
Gouverneur
von
Memel,
[* 4] 1699 Geheimrat und Gesandter in
Wien,
[* 5] wo ihn der
Kaiser in den Reichsgrafenstand erhob, dann Generalkriegskommissar. 1711 ernannte
ihn der König zum ersten preußischen
Gesandten beim
Friedenskongreß zu
Utrecht,
[* 6] 1715 ward er
Generalleutnant. Nach ihm ist
der Dönhoff
splatz in
Berlin benannt. Er starb
2) August Heinrich Hermann, Graf von, preuß. Diplomat, geb. zu Potsdam, [* 7] machte als Freiwilliger den Feldzug von 1815 mit, studierte 1816-19 in Königsberg, Göttingen [* 8] und Heidelberg, [* 9] machte darauf eine Reise nach Italien, [* 10] begann 1821 seine diplomatische Laufbahn im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zu Berlin, ward sodann bei den Gesandtschaften in Paris [* 11] 1823, in Madrid [* 12] 1825, in London [* 13] 1828, wo er bei der Konferenz über die belgischen Angelegenheiten eine bedeutende Rolle spielte, beschäftigt und wurde 1833 Gesandter in München, [* 14] 1842 Bundestagsgesandter zu Frankfurt. [* 15] Im Mai 1848 trat er zurück, wurde jedoch schon Anfang September 1848 an die ¶
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Spitze der auswärtigen Angelegenheiten im Ministerium Pfuel berufen, welche Stellung er aber nur kurze Zeit bekleidete, ward sodann im Februar 1849 von dem zweiten Gumbinner Wahlbezirk zum Abgeordneten in die Erste Kammer gewählt und von dieser 1850 in das Staatenhaus nach Erfurt [* 17] entsandt. Im Sommer 1850 abermals zum Mitglied der Ersten Kammer gewählt, schloß er sich hier der der rechten Seite angehörenden, aber gemäßigtern Partei Jordan an; 1851 nahm er an dem Landtag der Provinz Preußen [* 18] teil und wohnte sodann zu Berlin der Kammersession von 1851 bis 1852 bei. Bei der Umwandlung der Ersten Kammer in das Herrenhaus ward er vom König zum erblichen Mitglied desselben ernannt; 1861 wurde er Obergewandkämmerer am Hof. [* 19] Er starb im April 1874.
3) Sophie Juliane Friederike, Gräfin von, Tochter des Majors Grafen Ernst von Dönhoff
, Tante des vorigen, ward 1789 Hofdame der Gemahlin
König Friedrich Wilhelms II. von Preußen und, da inzwischen die Gräfin Voß, die erste Gemahlin des Königs
zur linken Hand,
[* 20] gestorben war, im Schloß zu Charlottenburg
[* 21] Friedrich Wilhelm zur linken Hand angetraut. Sie ward schon
im Juni 1792 infolge der Ränke der Ritz (Gräfin Lichtenau) vom Hofe verwiesen und starb 1834 auf ihrem Gut bei Werneuchen in der
Mark Brandenburg.
[* 22] Aus ihrer morganatischen Verbindung mit dem König gingen zwei Kinder hervor: Wilhelm, Graf
von Brandenburg (s. d., S. 320), und Julie, Gräfin von Brandenburg, geb. gest. als Witwe des Herzogs Ferdinand
von Anhalt-Köthen.