Czuczor
(spr. zutzor),
Georg, ungar. Dichter und Gelehrter, geb. zu Andód
im
Komitat
Neutra, trat 1824 in den Benediktinerorden, war 1825-35
Lehrer an den Gymnasien zu
Raab
[* 2] und
Komorn und lenkte als solcher
durch seine
Heldengedichte: »Die
Augsburger
Schlacht« (1824) und »Der
Reichstag zu
Arad«
(Pest 1828) die
Aufmerksamkeit
auf sich.
Später folgten: »Botond«
(Pest 1831) und
»Johann Hunyady« (2. Aufl., das. 1833). Im J. 1835 zum
Sekretär
[* 3] der ungarischen
Akademie
erwählt, zog er nach
Pest, wo 1836 seine
»Poetischen Werke«, von
Toldy gesammelt, erschienen.
Der erotische
Inhalt derselben wie überhaupt Czuczors
freies
Leben bewirkten seine Zurückberufung ins
Kloster und ein Verbot seiner
Schriften. Erst 1842 erlangte er die
Lehr- und Schreibfreiheit wieder. Er veröffentlichte eine
vortreffliche Übersetzung des
Cornelius Nepos (2. Aufl.,
Pest 1843) und ein
»Leben
Washingtons« (das. 1845) und ward 1844 von der
Akademie mit Ausarbeitung des großen akademischen
Wörterbuchs betraut, eine Aufgabe, der er jedoch wegen
mangelnder wissenschaftlich-linguistischer Schulung nicht gewachsen war, so daß die von ihm verfaßten Teile des groß angelegten
Werkes mit ihrer phantastischen
Etymologie durchaus unbrauchbar sind.
Wegen eines im »Kossuth Hirlapja« abgedruckten Gedichts: »Riadó« (»Weckruf«),
wurde Czuczor
im
Januar 1849 von
Windischgrätz zu sechsjährigem
Festungsarrest in
Eisen
[* 4] verurteilt, dann bei
der
Einnahme
Ofens durch die
Ungarn
[* 5] befreit und, nachdem er sich freiwillig wieder gestellt und einige Zeit auf der
Festung
[* 6]
Kufstein
gesessen hatte, 1850 amnestiert. Er starb in
Pest, bis zu seinem
Tod mit dem großen
Wörterbuch der
Akademie beschäftigt,
das 1874 durch
Fogarassy beendigt wurde. Außer den
oben genannten
Dichtungen hat Czuczor
Volkslieder,
Balladen,
Legenden und
Elegien verfaßt. Seine gesammelten Gedichte erschienen in 3
Bänden
(Pest 1858).