Titel
Czerny
(spr. tscher-), 1) Georg Petrowitsch, genannt Karadjordje (»schwarzer Georg«),
Anführer der Serben im Kampfe für ihre Freiheit, geb. zu Wischewac bei Kragujewatz von armen Eltern, zog mit diesen in früher Jugend höher ins Gebirge nach Topola, nahm gleich an der ersten Erhebung des serbischen Volkes gegen die türkische Herrschaft (1787) teil, mußte aber fliehen, erschoß, ehe er über die Save ging, seinen Vater, der ihm zu folgen sich weigerte, den er aber nicht in die Hände der Türken fallen lassen wollte, und trat in das serbische Freikorps, das mit den Österreichern gegen die Türken kämpfte.
Nach dem
Frieden von Sistowa (1791) wandte er sich wieder nach
Österreich
[* 2] und wurde Waldhüter in einem
Kloster.
Später kehrte
er nach Topola zurück und ward Viehhändler. Als aber die
Janitscharen in
Belgrad
[* 3] den milden
Pascha
Hadschi
Mustafa 1801 ermordeten,
das
Volk hart bedrückten und alle angesehenen
Männer ermordeten, stellte sich Czerny
in Sibnitza
an die
Spitze der
Erhebung gegen die
Türken. Eine Versammlung in
Semendria ernannte Czerny
zum
Kommandanten der serbischen Streitmacht. 1804 und 1805 säuberte
er das ganze Land von den
Türken, denen nur
Belgrad verblieb.
Da aber Czerny
mit den serbischen Aristokraten zerfiel, die, durch ihn ihre Macht gefährdet
glaubend, unter russischem Einfluß der
Volksversammlung
(Skuptschina), mit der Czerny
zu regieren gedachte, 1805 einen
Senat von
zwölf Mitgliedern entgegenstellten, so drangen Ende 1806 die
Türken von neuem ins Land ein und schlugen das von den Aristokraten
gegen sie geführte
Heer. Czerny
wurde durch seinen
Sieg am Mischarsko-Polje und die
Eroberung
Belgrads zum zweitenmal
der Befreier seines Vaterlandes.
Da aber die russische
Regierung, unter deren Protektorat die Aristokraten durch Beschluß vom
Serbien
[* 4] stellten, gegenüber
der
Pforte nicht entschieden vorging, so führte Czerny
auf eigne
Faust den
Krieg fort, mußte jedoch 1810 selbst
bei den
Russen
Hilfe suchen und wurde von diesen als »Oberfeldherr von
Serbien« anerkannt und unterstützt, worauf er zum drittenmal
das Land von den
Türken befreite. Auf dieses
Verdienst gestützt, ließ er sich 1811 auf einer
Volksversammlung von neuem zum
alleinigen
Kriegsherrn ernennen, während der
Senat die Leitung der Zivilangelegenheiten erhielt. Er lebte
nun auf seinem
Bauerngut zu Topola zwei Jahre lang als anerkannter Gebieter
Serbiens, während die
Pforte im
Bukarester
Frieden
Serbien eine gewisse Unabhängigkeit zugestand.
Als aber im
Kampf gegen
Frankreich 1813 der
Zar
Serbien der
Pforte preisgab, schwächte Czerny
durch
Teilung seine Streitmacht und
konnte das Vordringen der
Türken nicht hindern. Czerny
trat daher im
Oktober 1813 nach
Österreich über und
wurde dann zu
Chotin in
Bessarabien interniert. Erst 1817 kehrte er mit neuen Befreiungsplänen nach
Serbien zurück, wurde
aber auf des
Fürsten
Milosch, seines
Rivalen, Veranstaltung in Adzagna bei
Semendria ermordet. Czerny
war von
riesiger Gestalt, ausdrucksvollen Gesichtszügen, tapfer und kühn, aber schrecklich in seinem Jähzorn; seinen
Bruder ließ
er eines
Vergehens wegen
aufknüpfen. Über seinen Sohn
Alexander
Karageorgiewitsch, gest. s.
Alexander 23).
2)
Karl, Klavierspieler und
Komponist, geb. zu
Wien,
[* 5] wo sein
Vater,
Wenzel Czerny
, ein geborner
Böhme,
Klavierlehrer war, machte seine
Studien erst unter
Beethovens, dann unter
Clementis Leitung und wußte den
Unterricht dieser
beiden
Meister so gut zu benutzen, daß er bald selbst zu den angesehensten Künstlern
Wiens zählen konnte und später neben
Hummel als das
Haupt der von
Mozart begründeten
Wiener
Klavierschule allgemein anerkannt wurde. Namentlich
von 1818 an entfaltete er eine höchst erfolgreiche Lehrthätigkeit, der unter andern
Liszt,
Thalberg,
Döhler und
Kullak ihre
Ausbildung verdanken, zugleich aber eine erstaunliche
Fruchtbarkeit als
Komponist.
Seine
Arbeiten auf diesem Gebiet, ungefähr 900 Werke, meist für
Klavier (die ungedruckt gebliebenen sowie die zahlreichen
Arrangements nicht mitgerechnet), zeichnen sich zwar nicht durch Tiefe und Originalität aus, bekunden
jedoch durchweg den form- und stilgewandten
Musiker sowie den einsichtigen Kenner des
Klaviers und der auf demselben zu erzielenden
Wirkungen. Von bleibendem Wert sind jedenfalls seine Etüdenwerke: die
Schule der Geläufigkeit, der Fingerfertigkeit, des
Virtuosen etc. Czerny
starb
Da er sparsam gelebt hatte und unverheiratet geblieben war, hinterließ
er ein ansehnliches
Vermögen, das er testamentarisch zu
Zwecken der edelsten Art bestimmte, nachdem er schon während seines
Lebens große
Summen zur Unterstützung von Künstlern etc. verwendet hatte.