Titel
Czechische
Sprache. Die gehört zu der westl. Abteilung der slaw. Sprachen, sie hat daher innerhalb der slaw. Sprachfamilie die nächste Verwandtschaft mit dem Polnischen und Lausitzisch-Wendischen. Das Sprachgebiet bildet ein langgestrecktes Viereck, dessen äußerste Spitzen westlich von Taus im Böhmerwalde, östlich von Ungvar (im Osten von Kaschau) in den Karpaten sind; demnach enthält außer Böhmen und Mähren auch Ungarn einen bedeutenden Teil czech.
Sprachgebietes, und das ganze wird durch folgende Linie ungefähr umschrieben: Südgrenze: Taus, Krumau, Brünn, Preßburg, Ungvar; Nordgrenze: Ungvar, Troppau, Olmütz, Reichenberg; Westgrenze: Reichenberg, Melnik, Leitmeritz, Pilsen, Taus; die Ostgrenze läuft in die Spitze bei Ungvar aus. Namentlich längs der Linie Krumau bis Olmütz ragen deutsches Sprachgebiet und deutsche Sprachinseln tiefer in das Gebiet des Czechischen hinein. Innerhalb des Sprachgebietes unterscheidet man drei Dialektgruppen:
1) die böhm. (eigentlich czech.) Dialekte, im Königreich Böhmen, ziemlich genau begrenzt durch die Landesgrenze zwischen Böhmen und Mähren;
2) die mährischen, in Mähren;
3) die slowakischen, in Ungarn, doch ragt das Slowakische in dem Dreieck zwischen Drzewnitza, March und Kleinen Karpaten noch nach Mähren hinein. Die heutige Litteratursprache der böhm. und mähr. Czechen beruht auf dem Czechischen im engern Sinne, die Slowaken haben eine eigene Schriftsprache ausgebildet. Das Czechische als eine alte Litteratursprache ist vielfach bearbeitet worden; die erste wirklich wissenschaftliche Bearbeitung der Grammatik gab J. ^[Josef] Dobrovsky in seinem «Lehrgebäude der böhm. Sprache» (Prag 1819); M. Hattala schrieb eine vergleichende Grammatik («Srovnávací mluvnice jazyka českého a slovenského», ebd. 1857),
J. ^[Jan] Gebauer eine Lautlehre («Hláskovsloví jazyka českého», ebd. 1877) und eine Grammatik («Mluvnice česká», 2 Tle., ebd. 1890). Schulgrammatiken und Lehrbücher zum Erlernen des Czechischen für Deutsche sind sehr zahlreich; zu empfehlen ist: «Böhm. Schulgrammatik, für deutsche Mittelschulen und Bildungsanstalten, bearbeitet von J. ^[Joseph] Masařik» (5. Aufl., Prag 1890). Eine großartige Leistung ist das czech. Wörterbuch von Jungmann («Slovník česko-německý», 5 Bde., ebd. 1835-39),
das allen kleinern Wörterbüchern zu Grunde liegt; von den letztern sind viel gebraucht: Schumawsky, «Böhm.-deutsches Wörterbuch» (ebd. 1851; 3. Aufl., ebd. 1874),
«Deutsch-böhm. Wörter-
^[Artikel, die man unter Cz vermißt, sind unter Tsch oder Č aufzusuchen.]
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buch" (2 Bde., ebd. 1844-46); J. ^[Josef] Rank, «Taschenwörterbuch der böhm. und deutschen Sprache» (5. Aufl., ebd. 1887); ein neues großes Wörterbuch giebt Kott heraus (5 Bde., ebd. 1878-87; dazu bis 1892 zwei Nachtragsbände). Das Slowakische behandeln: Hattala, «Mluvnica jazyka slovenského» (Pest 1864),
J. ^[Josef] Victorin, «Grammatik der slowak. Sprache» (4. Aufl. von J. ^[Josef] Loos, Budapest 1878),
J. ^[Josef] Loos, «Wörterbuch der slowak., ungar. und deutschen Sprache» (Pest 1871). Die czech. Dialektologie behandeln Šembera, «Základové dialektologie československé» (Wien 1864) und Bartoš, «Dialektologie moravská» (Tl. 1, Brünn 1886).