Cykladen
493 Wörter, 3'401 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Cykladen,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Cykladen
(grch. Kyklădes, d.i. Kreisinseln), bei den alten Geographen Name einer Inselgruppe des Ägäischen Meers, welche ihnen im Kreise [* 2] um das heilige Delos (s. d.) angeordnet zu sein schien. Sie besteht aus drei von NNW. nach SSO. streichenden Reihen von Inseln:
1) die westl. Reihe, in der Fortsetzung der Halbinsel Attika, besteht aus den Inseln Keos, Kythnos, Seriphos, Siphnos;
2) die mittlere Reihe aus Giura, Syra, Paros und Antiparos;
3) die östl. Reihe, in der Fortsetzung der Insel Euböa, aus Andros, Tenos, Mykonos, Delos, Rheneia und Naxos. Dazu zieht man jetzt gewöhnlich noch eine südlichere Gruppe, welche die Alten zu den Sporaden rechneten, und welche umfaßt: Melos, Kimolos, Pholegandros, Sikinos, Ios, Amorgos, Santorin und Anaphi. (Vgl. die Einzelartikel.) Alle diese Inseln sitzen auf einem unterseeischen Plateau auf, welches nach SW. und S. zu dem tiefern Myrtoischen Meere abstürzt;
an diesem Rande liegen die vulkanischen Inseln Santorin, Pholegandros, Kimolos und Melos, während die andern Inseln aus krystallinischen Schiefern, Marmor und (untergeordnet) Granit bestehen, im Anschluß an die krystallinischen Gebirge Attikas und Südeuböas.
Die Cykladen
gehörten noch am Schluß der Tertiärzeit einem Festlande an, das erst seit dieser Zeit in Inseln
aufgelöst worden ist (s. Archipelagus). Der höchste Berg ist der Ozia auf Naxos (1003 m). Die Inseln sind wasserarm und waldlos
und erscheinen vom Meere aus kahl und öde, bergen aber im Innern vielfach fruchtbare und anmutige Thäler. Wein, Südfrüchte,
Honig und Käse sind die Hauptprodukte der Inseln, von denen nur der erstere einen Ausfuhrartikel neben
den mineralischen Produkten (Marmor auf Paros, Schmirgel auf Naxos, Schwefel und Mühlsteine
[* 3] auf Melos, Cimolit auf Kimolos,
Puzzolanerde auf Santorin) abgiebt. Für Handel, Schiffahrt und Fischerei
[* 4] liegen die hafenreichen Inseln sehr günstig und
ihnen widmen und widmeten sich stets zahlreiche ihrer Bewohner.
Die Cykladen
waren im frühesten Altertum von Phöniziern und Karern besetzt; später siedelten sich Griechen an, auf der nördl.
und mittlern Gruppe meist Ionier, auf der südlichen Dorer. Die Cykladen
bildeten dann im Verein mit andern Inseln und Küstenstädten
einen religiös-polit. Bund (eine sog. Amphiktyonie), deren Mittelpunkt Delos war. Nach den Perserkriegen
gehörten sie zur athenischen Symmachie und traten auch später, wenigstens zum größern Teile, dem 378 v. Chr. begründeten
zweiten athenischen Seebunde bei; nach dem Zerfall desselben kamen sie unter die Herrschaft teils der macedon., teils der
ägypt. Könige, wurden dann durch die Römer
[* 5] für frei erklärt, später, wenigstens zum größten Teile,
zur Provinz Asia geschlagen, bis unter dem Kaiser Diocletian eine besondere Inselprovinz (Provincia insularum) konstituiert
wurde. Die Geschichte der Cykladen
seit der Teilung des Römischen Reichs s. Archipelagus. Heute bilden die Cykladen
einen Nomos des Königreichs
Griechenland
[* 6] mit 2695 qkm und (1889) 131 508 E. Hauptstadt Hermupolis
auf Syra.
Vgl. Roß, Reisen auf den griech. Inseln des Ägäischen Meeres (3 Bde., Stuttg. und Tüb. 1840-45);
Lacroix, Iles de la Gréce (Par. 1853);
Bursian, Geographie von Griechenland, Bd. 2 (Lpz. 1872);
Miliarakis, Kykladika (Athen [* 7] 1874);
Fiedler, Reisen in Griechenland, Bd. 2 (Lpz. 1841);
Neumann und Partsch, Physik.
Geographie von Griechenland (Bresl. 1885).