Titel
Cykladen
(grch. Kyklădes, d.i. Kreisinseln), bei den alten Geographen Name einer Inselgruppe des Ägäischen Meers, welche ihnen im Kreise [* 2] um das heilige Delos (s. d.) angeordnet zu sein schien. Sie besteht aus drei von NNW. nach SSO. streichenden Reihen von Inseln:
1) die westl. Reihe, in der Fortsetzung der Halbinsel Attika, besteht aus den Inseln Keos, Kythnos, Seriphos, Siphnos;
2) die mittlere Reihe aus Giura, Syra, Paros und Antiparos;
3) die östl. Reihe, in der Fortsetzung der Insel Euböa, aus Andros, Tenos, Mykonos, Delos, Rheneia und Naxos. Dazu zieht man jetzt gewöhnlich noch eine südlichere Gruppe, welche die Alten zu den Sporaden rechneten, und welche umfaßt: Melos, Kimolos, Pholegandros, Sikinos, Ios, Amorgos, Santorin und Anaphi. (Vgl. die Einzelartikel.) Alle diese Inseln sitzen auf einem unterseeischen Plateau auf, welches nach SW. und S. zu dem tiefern Myrtoischen Meere abstürzt;
an diesem Rande liegen die vulkanischen Inseln Santorin, Pholegandros, Kimolos und Melos, während die andern Inseln aus krystallinischen Schiefern, Marmor und (untergeordnet) Granit bestehen, im Anschluß an die krystallinischen Gebirge Attikas und Südeuböas.
Die Cykladen
gehörten noch am
Schluß der Tertiärzeit einem Festlande an, das erst seit dieser Zeit in
Inseln
aufgelöst worden ist (s.
Archipelagus). Der höchste
Berg ist der Ozia auf
Naxos (1003 m). Die
Inseln sind wasserarm und waldlos
und erscheinen vom
Meere aus kahl und öde, bergen aber im Innern vielfach fruchtbare und anmutige
Thäler.
Wein,
Südfrüchte,
Honig und
Käse sind die Hauptprodukte der
Inseln, von denen nur der erstere einen Ausfuhrartikel neben
den mineralischen Produkten (Marmor auf Paros, Schmirgel auf
Naxos, Schwefel und Mühlsteine
[* 3] auf
Melos, Cimolit auf
Kimolos,
Puzzolanerde auf Santorin) abgiebt. Für
Handel, Schiffahrt und Fischerei
[* 4] liegen die hafenreichen
Inseln sehr günstig und
ihnen widmen und widmeten sich stets zahlreiche ihrer Bewohner.
Die Cykladen
waren im frühesten
Altertum von Phöniziern und Karern besetzt; später siedelten sich Griechen an, auf der nördl.
und mittlern Gruppe meist
Ionier, auf der südlichen Dorer. Die Cykladen
bildeten dann im
Verein mit andern
Inseln und Küstenstädten
einen religiös-polit.
Bund (eine sog.
Amphiktyonie), deren Mittelpunkt Delos war. Nach den
Perserkriegen
gehörten sie zur athenischen
Symmachie und traten auch später, wenigstens zum größern
Teile, dem 378
v. Chr. begründeten
zweiten athenischen Seebunde bei; nach dem Zerfall desselben kamen sie unter die Herrschaft teils der macedon., teils der
ägypt. Könige, wurden dann durch die
Römer
[* 5] für frei erklärt, später, wenigstens zum größten
Teile,
zur
Provinz
Asia geschlagen, bis unter dem
Kaiser Diocletian eine besondere Inselprovinz (Provincia insularum) konstituiert
wurde. Die Geschichte der Cykladen
seit der
Teilung des
Römischen
Reichs s.
Archipelagus. Heute bilden die Cykladen
einen Nomos des Königreichs
Griechenland
[* 6] mit 2695 qkm und (1889) 131 508 E. Hauptstadt Hermupolis
auf
Syra.
Vgl. Roß, Reisen auf den griech. Inseln des Ägäischen Meeres (3 Bde., Stuttg. und Tüb. 1840-45);
Lacroix, Iles de la Gréce (Par. 1853);
Bursian, Geographie von Griechenland, Bd. 2 (Lpz. 1872);
Miliarakis, Kykladika (Athen [* 7] 1874);
Fiedler, Reisen in Griechenland, Bd. 2 (Lpz. 1841);
Neumann und Partsch, Physik.
Geographie von Griechenland (Bresl. 1885).