Cygnopsis
,
s. Gänse.
Cygnopsis
12 Wörter, 95 Zeichen
Cygnopsis,
s. Gänse.
(Anseridae), Familie aus der Ordnung der Schwimmvögel [* 3] und der Unterordnung der Zahnschnäbler, Vögel [* 4] mit gedrungenem Leib, mittellangem Hals, großem Kopf und kopflangem oder kürzerm, am Grund hohem, nach vorn schmälerm, in einen breiten, gewölbten, scharfschneidigen Nagel ausgezogenem, seitlich mit harten Zähnen bewaffnetem, übrigens mit weicher Haut [* 5] bekleidetem Schnabel. Die Füße sind mehr in der Mitte des Leibes eingelenkt als bei den Schwänen und fast bis zur Ferse herab befiedert, die drei Vorderzehen sind meist durch volle Schwimmhäute verbunden und mit kurzen Krallen versehen.
Die Flügel sind lang, breit zugespitzt, am Flügelbug mit einem harten Knollen, [* 6] bisweilen mit einem starken Sporn versehen. Der Schwanz ist kurz, breit abgerundet oder gerade. Die Gänse sind weit verbreitet, bevorzugen die Ebene, finden sich aber auch in bedeutenden Höhen; sie laufen besser als die Enten, [* 7] fliegen gut, schwimmen weniger und sind zum Teil wahre Baumvögel. Sie sind vorsichtig und wachsam, leben gesellig und lassen sich leicht zähmen. Eine einmal geschlossene Ehe währt für die ganze Lebenszeit.
Sie nisten zum Teil gesellig auf dem Boden oder auf Bäumen und legen 6-12 einfarbige Eier, [* 8] welche das Weibchen allein ausbrütet. Ihre Nahrung besteht aus allerlei Gräsern, Kohl, Kräutern, Ähren, Schoten etc., sie schälen junge Bäumchen, einzelne fressen auch Kerbtiere, Muscheln, [* 9] kleine Wirbeltiere. Wo sie massenhaft auftreten, können sie Schaden anrichten. Fleisch und Federn sind geschätzt. Die wilde Gans (Graugans, Anser ferus Naum., s. Tafel »Schwimmvögel I«), [* 10]
die Stammmutter der Hausgans, wird 1 m lang und 1,7 m breit, ist auf dem Rücken bräunlichgrau, auf der Unterseite gelblichgrau, spärlich schwarzgefleckt; die Federn der Oberseite sind weißlich, die der Unterseite dunkelgrau gerandet, Bürzel und Bauch [* 11] sind weiß, Schwingen und Steuerfedern schwarzgrau; der Schnabel ist wachsgelb, an der Wurzel [* 12] orangegelb, das Auge [* 13] hellbraun, die Füße sind blaßrot. Sie findet sich im nördlichen Europa [* 14] und Asien [* 15] etwa bis 70° nördl. Br. und brütet südlich bis 45°; bei uns weilt sie von Ende Februar oder Anfang März bis Ende Juli.
Auf ihren Wanderungen, auf welchen sie in -förmigen Reihen mit einem Gänserich an der Spitze fliegt, geht sie bis Südeuropa, Nordwestafrika, China [* 16] und Ostindien. [* 17] Sie lebt in wasserreichen Brüchern, auf schwer zugänglichen, bewachsenen Inseln der Sümpfe, besonders häufig in Pommern [* 18] und Ostpreußen, [* 19] bewegt sich viel leichter und behender als die Hausgans, macht beim Aufsteigen und Niederlassen durch heftigen Flügelschlag ein polterndes Getöse, fliegt ausdauernd, ist vorsichtig und mißtrauisch, lebt nur in einzelnen Familien zusammen, gesellt sich bisweilen auf der Weide [* 20] den Hausgänsen zu und begattet sich selbst mit diesen.
Sie nistet gesellig an den unzugänglichsten Stellen im Sumpf, legt im März 5-14 grünlichweiße oder gelbliche Eier, brütet 28 Tage und behütet die Jungen mit großer Sorgfalt. Jung eingefangen, wird sie sehr zahm; im Hof [* 21] ausgebrütete Wildgänse ziehen im Herbst ab und kehren selten zurück. Das Fleisch alter Wildgänse ist hart und zäh, das der Jungen aber sehr schmackhaft; die Federn schätzt man höher als die der Hausgans. Der Schade, welchen die Graugans durch Abweiden der Saat, Ausklauben der Ähren etc. bringt, ist nicht bedeutend.
Die Saatgans (Moorgans, Zuggans, A. segetum. Meyer), 86 cm lang, 180 cm breit, mit drei halbmondförmigen, weißen Streifen am Stirnrand und der seitlichen Schnabelwurzelgegend, dunkelbraunem Auge, schwarzem Schnabel mit orangegelbem Ring hinter dem Nagel und orangegelbem Fuß, erscheint bei uns, wenn die Graugans abzieht, und geht im Frühjahr in großen Scharen wieder nach Norden, [* 22] wo sie brütet. Sie lebt gesellig, bevorzugt kahle, unbewohnte Inseln in seichtem Wasser, Sümpfe und Brücher, fliegt zu bestimmten Zeiten auf die Felder zur Weide, steht in allen Begabungen auf gleicher Höhe mit der Graugans, hegt aber gegen diese ¶
entschiedene Abneigung und mischt sich nicht unter die Hausgänse. Sie richtet oft Schaden an, gewährt aber auch denselben Nutzen wie die Graugans. Sie läßt sich zähmen, bleibt aber stets argwöhnisch. Man erlegt die Graugans und die Saatgans beim Einfall auf nicht zugefrornen Stellen der Gewässer und im Sommer auf der Suche an den Brutstellen, wenn die jungen Gänse flugbar werden. Nur schwer gelingt es, die Gänse auf den Saatfeldern schußrecht anzuschleichen oder anzufahren.
Die kanadische oder Schwanengans (A. [Cygnopsis] canadensis Blas. et Keys.), 94 cm lang, 1,7 m breit, schlanker als die Hausgans, oberseits bräunlichgrau, Kopf und Hinterhals schwarz, Wangen und Kehle grauweiß, Oberhals und Brust grau, unterseits weiß, Schwingen, Schwanz, Schnabel und Fuß schwarz, Auge graubraun. Sie bewohnt Nordamerika, [* 24] ist immer mehr nach Norden zurückgewichen, erscheint aber im Winter in kleinen Gesellschaften noch in den Vereinigten Staaten [* 25] und kehrt erst im April oder Mai in die Tundra zwischen 50 und 67° nördl. Br. zurück, wo sie brütet.
Sie gleicht in Wesen und Gewohnheiten unsrer Wildgans, nistet in der Nähe des Wassers, baut das Nest im Gras oder unter Gebüsch, auch wohl auf Bäumen und legt 3-9 Eier, welche in 28 Tagen ausgebrütet werden; gegenwärtig wird die Schwanengans in Nordamerika mit großem Vorteil gezüchtet. Sie paart sich auch mit der Hausgans, und die Bastarde sollen sehr leicht fett werden. Im nördlichen Nordamerika wird sie eifrig gejagt, eingepökelt und geräuchert. Die Federn sind vorzüglich.
Ihr Schnabel ist kürzer als der Kopf, die Lamellen sind seitlich an den Rändern bedeckt, und in den langen Flügeln sind die zwei ersten Schwingen die längsten. Die Ringelgans (Baum-, Bernakelgans, Bernicla torquata Steph., s. Tafel »Schwimmvögel I«) [* 10] ist 62 cm lang, 124 cm breit, sehr gedrungen gebaut, mit kurzem Hals, ziemlich großem Kopf, schwächlichem, kleinem, kurzem, an der Wurzel hohem und breitem, schwach bezahntem Schnabel, kräftigem, ziemlich niedrigem Fuß, langen Flügeln und kurzem, sanft abgerundetem Schwanz, am Vorderkopf, Hals, an den Schwingen und Steuerfedern schwarz, am Rücken, an der Brust und dem Oberbauch dunkelgrau, an den Bauchseiten, der Steißgegend und den Oberschwanzdeckfedern weiß, am Hals mit halbmondförmigem, weißem Querfleck; das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel rötlichschwarz, der Fuß schwarz.
Sie lebt auf den Inseln und an den Küsten der Alten und Neuen Welt zwischen 60 und 80° nördl. Br., erscheint im Oktober und November in großen Scharen an der Ostsee und Nordsee und wird bisweilen auch ins Binnenland verschlagen. Diese Gänse sind vollkommene Seevögel, schwimmen, tauchen und fliegen vortrefflich, leben sehr gesellig, sind zierlich, anmutig, friedfertig, wenig scheu, fressen neben Gras und Seepflanzen auch Weichtiere und werden in der Gefangenschaft bald zahm.
Auf Island [* 26] nisten wenige, aber auf Spitzbergen findet man die Nester mit 4-8 grünlich- oder gelblichweißen Eiern zahlreich neben denen der Eiderente. Die nordischen Völker jagen die Ringelgans eifrig, auch an den südlichen Küsten werden Tausende erlegt, in Holland fängt man sie mit Hilfe ausgestellter Lockgänse und füttert und mästet sie einige Zeit mit Getreide, [* 27] wodurch das Fleisch sehr wohlschmeckend wird. Nach alter Sage sollte die Ringelgans nicht aus Eiern, sondern aus dem Holz der [* 28] Bäume entstehen.
Sie wurde deshalb jahrhundertelang als Fastenspeise verzehrt. Die Litteratur über die Ringelgans, welche vom 13. bis ins 18. Jahrh. reicht, ist sehr umfangreich. Die klerikalen Schriftsteller verteidigten mit Eifer die Entstehung aus faulendem Holz und wollten den Jugendzustand des Vogels in der Entenmuschel (Lepas anatifera) erkennen. Erst nach wiederholtem kirchlichen Verbot verschwand die Ringelgans aus der Liste der Fastenspeisen. Die Hühner- oder Kappengans (Cereopsis Novae Hollandiae Lath., s. Tafel »Schwimmvögel I«), [* 10]
90 cm lang, ist sehr kräftig gebaut, mit kurzem, dickem Hals, kleinem Kopf, sehr kurzem, am Grund hohem, bis auf das vorderste Viertel mit einer Wachshaut bedecktem, an der Spitze gebogenem und gleichsam abgestutztem Schnabel, langen, breiten Flügeln, kurzem, abgerundetem Schwanz, langläufigen, kurzzehigen Füßen u. tief ausgeschnittenen Schwimmhäuten. Die Färbung ist bräunlich aschgrau, auf dem Rücken schwarzbraun gefleckt. Das Auge ist scharlachrot, der Schnabel schwarz, die Wachshaut grünlichgelb, der Fuß schwärzlich.
Sie bewohnt Australien, [* 29] meidet das Wasser, läßt sich zähmen, ist aber sehr unverträglich und deshalb zur Zucht wenig geeignet. Die gelblichweißen Eier werden in 30 Tagen ausgebrütet. In Europa hat sie sich wiederholt fortgepflanzt. Das Fleisch ist sehr schmackhaft. In der Mythologie tritt die Gans oft an die Stelle des Schwans. Wie dieser, kündet sie den Winter an, und die St. Michaels- oder Martinsgans wird als ein Augurium des Endes der regnerischen Jahreszeit gegessen; denn sobald der Wasservogel gestorben ist, wird das goldene Ei [* 30] gefunden, kommt die Sonne [* 31] heraus.
Bei den Griechen war die Gans der Persephone [* 32] heilig und diente als lieblicher Vogel, dessen Schönheit bewundert wurde, zu Geschenken an geliebte Knaben etc. Schon Penelope besitzt eine kleine Herde von 20 Gänsen, mehr als Schmuck für den Hof als um des Nutzens willen. Bei den Römern war die Gans der Juno heilig, und es wurden daher in deren Tempel [* 33] auf dem Kapitol Gänse unterhalten, die bei dem Einfall der Gallier unter Brennus durch ihr Geschrei die Besatzung geweckt und so die Burg gerettet haben sollen. Zu Plinius' Zeiten wurden große Herden von Gänsen, namentlich aus dem Gebiet der Moriner (an den heutigen belgischen Küsten), nach Italien [* 34] getrieben. Besonders liebten die römischen Frauen die weichen Flaumfedern der nordischen Gänse. In China gilt die Gans als Symbol ehelicher Treue.
Vgl. Rodiczky, Monographie der Gans (Wien [* 35] 1875).
Die Hausgans ist größer und schwerer als die Wildgans und hat einen kürzern Hals, das Gefieder ist weiß, graubunt oder grau; sie ist um so härter, ausdauernder und leichter aufzuziehen, je mehr sie sich der Wildgans nähert. Die grauen Federn sind besser als die weißen, doch lassen sich die weißen Gänse leichter mästen. Der Gänserich oder Gansert ist größer und stärker, hat höhere Beine und einen längern, dickern Hals als die Gänsin, welche besonders auch an dem herabhängenden Legebauch zu erkennen ist.
Junge Gänse haben blasse, leicht zerreißbare Füße, einen weißen (nicht gelben oder blauen) Ring um die Pupille im Auge, blaßgelben Schnabel, leicht zerdrückbare, sehr zerbrechliche Gurgel, spitzige Nägel [* 36] und weiche Flügel. Als besondere Rassen unterscheidet man: die pommersche Gans, meist ganz weiß oder weiß und grau gefleckt, größer und stärker als die gewöhnliche Landgans;
die Emdener oder Bremer Gans, fast rein weiß;
die Toulouser Gans, fast immer grau gefiedert, ungefähr ebenso groß, aber noch kompakter gebaut als die pommersche Gans, mit tief herabhängendem Unterleib, zur Mast und zum Fettansatz sehr geeignet;
die Lockengans, eine Varietät mit meist weißen, gekräuselten Federn.
Die ¶
Gänsezucht hat in neuerer Zeit in mehreren Teilen Deutschlands [* 38] erheblich abgenommen, weil vielfach die Gemeindehutungen aufgehoben worden sind. Die Gans gelangt nämlich nicht zur höchsten Vollkommenheit ohne hinreichende Bewegung im Freien. Es eignet sich aber nicht jede Fläche zur Gänsehut, weil die Gans das Gras bedeutend verunreinigt und ihre flüssigen Ausleerungen den Rasen verbrennen. Wasserreichtum begünstigt die Gänsezucht, weil die Wasserpflanzen [* 39] reiche Nahrung bieten.
Die Gans wird sehr früh fortpflanzungsfähig und bleibt es 20, nach Wright sogar 40 Jahre; zu junge Gänse zeigen wenig Lust und Ausdauer beim Brüten, und alte, welche zwar trefflich die Küchlein führen, haben völlig ungenießbares Fleisch. Man läßt deshalb die Zuchtgänse nur 3-4 Jahre brüten und ersetzt sie dann durch neue. Auf 2-6 Gänse rechnet man einen Gänserich. Die Legezeit beginnt im Januar oder Februar, und eine Gans legt, meist einen Tag um den andern, 12-20 Eier und mehr, welche man fortnimmt und frostfrei aufbewahrt, bis sich die Gans zum Brüten anschickt.
Das Nest bereitet man aus einem flachen Korb und Stroh an einem ruhigen, trocknen, nicht zu hellen Ort zu ebener Erde und beschickt es mit nicht mehr als 13 Eiern. In die Nähe stellt man Futter, etwas Grünes und Wasser. Die Brütezeit dauert 27-28 Tage, bisweilen etwas länger. Die zuerst auslaufenden Küchelchen bringt man in einen mit Federn oder Wolle ausgefütterten Korb in die Nähe eines warmen Ofens, bis die andern ausgekrochen sind. Die Jungen fressen in den ersten 24 Stunden nicht, bekommen dann hart gekochte, zerhackte Eier mit fein gewiegten Nesseln und in einem flachen Gefäß [* 40] reines Wasser.
Bald darauf füttert man sie mit Gerstenmehl, Kleienmehl, mit Milch zu einem Teige gekneteten und mit gehackten Nesseln oder anderm Grünzeug gemischten Brotkrumen. Nach 8-14 Tagen läßt man sie, nachdem der Tau vollständig verschwunden ist, auf einem geschützten Grasplatz ins Freie, gibt dann auch allmählich gekochte und zerquetschte Kartoffeln mit Kleie, jungen Klee, Kohlblätter, Gemüseabfälle, Rüben, Möhren etc., alles sehr fein gehackt. Bis zur Ausbildung des Gefieders sind die Jungen vor Nässe und Kälte sorgfältig zu schützen.
Nach der Ernte [* 41] werden die Gänse häufig auf die abgemähten Felder getrieben (Stoppelgänse), und gegen den Oktober sind sie ausgewachsen. In oder nach der Erntezeit rupft man die jungen Gänse zum erstenmal, wobei man ihnen die Federn unter und seitwärts von der Brust und unten am Bauch auszieht; man muß aber die Daunen stehen lassen und ihnen nach dem Rupfen acht Tage lang Körnerfutter geben. Zu Michaelis rupft man sie zum zweitenmal und gibt dann bis Martini gleichfalls besseres Futter. Im Herbst füttert man junge und alte Gänse mit Malztrebern aus Bierbrauereien, geschnittenem Kohl, Kohlstrünken, gestampften Kartoffeln, Kleie, gelben Rüben etc. Zur Mast bringt man die in Pommern im Oktober in engere Räume und gibt ihnen einige Wochen so viel Hafer, [* 42] wie sie konsumieren mögen. Im südlichen Frankreich werden die Gänse zweimal täglich mittels eines Trichters mit gequelltem Mais gestopft. In 4-6 Wochen verbraucht eine Gans 30 Lit. Mais.
Nach dem Stopfen bewegen sich die Gänse frei im Stall und erhalten alle zwei Tage frisches Stroh. An andern Orten werden die Gänse eine Zeitlang mit Hafer gefüttert und dann mit Nudeln aus schwarzem Mehl [* 43] und Erbsen gestopft. Über die Mästung der Gänse zur Bereitung der Gänseleberpasteten s. d. Man erreicht bei der Mast ein Gewicht von 8-10, selbst 12 und ausnahmsweise 14 kg. Die Gänse liefern Bett- und Schreibfedern. Das Fleisch von einjährigen Gänsen ist sehr zart, aber, wenn es fett ist, etwas schwer verdaulich. Es kommt auch gepökelt und geräuchert (Gänsebrüste, Gänsekeulen), besonders aus Pommern, Westfalen, [* 44] dem Elsaß und den Vogesen, in den Handel.
Die Leber der gemästeten Gänse wird allen andern Teilen vorgezogen. Die Römer [* 45] verstanden bereits die Kunst, sie durch Fütterung mit Mehl, Milch und Feigen zu vergrößern und schmackhaft zu machen. Die größten Lebern benutzt man gegenwärtig zur Bereitung der Gänseleberpasteten (Straßburg, [* 46] Kolmar, [* 47] Toulouse). [* 48] Das Gänsefett ist sehr leicht schmelzbar und wird allgemein wie Butter benutzt, von den Juden namentlich auch an Stelle des Schweineschmalzes.
Im allgemeinen ist die Gans gegen Krankheiten sehr widerstandsfähig. Relativ oft werden Darmaffektionen (Darmkatarrh und Darmentzündung) beobachtet, zu welchen tierische Parasiten und spezifische Infektionsstoffe Veranlassung geben können. Bandwürmer, Saugwürmer und Rundwürmer werden in mehreren Arten im Darmkanal der Gänse angetroffen; sie erzeugen Appetitmangel und progressive Abmagerung. Zur Feststellung dieser parasitären Krankheiten ist die sorgfältige Sektion eines eingegangenen oder getöteten Tiers erforderlich.
Die Abtreibung der Parasiten wird am besten mit Arekanußpulver (3,0 g mit Butter in Pillenform) bewirkt. Auf der Haut und im Gefieder der Gänse schmarotzen nicht selten Milben und Federlinge, welche die Tiere sehr belästigen und die Ernährung beeinträchtigen. Die Behandlung geschieht mit persischem Insektenpulver oder mit einer Abkochung von Anissamen. Daneben ist die Stallung zu reinigen und mit Kalkmilch unter Zusatz von Karbolsäure auszuweißen. Gefährlicher ist die Geflügelcholera (s. Hühnercholera).
Auch vom Milzbrand und der Aphthenseuche werden die Gänse befallen. Ziemlich oft kommen Vergiftungen vor und zwar sowohl mit mineralischen (Arsenik, Quecksilber, Phosphor, Zink, Blei) [* 49] als mit vegetabilischen Giften (Eibenbaum, Schierling, giftige Pilze [* 50] und verschimmeltes Futter). Die Behandlung ist größtenteils auf die Prophylaxe zu richten; den kranken Tieren ist schwarzer Kaffee und Schleim in reichlichen Dosen einzugeben. Die nicht selten bei Gänsen auftretenden Krankheiten der Leber (Fettleber und Leberrupturen) stehen mit der intensiven Mästung im Zusammenhang, letztere ist daher nicht übermäßig lange fortzusetzen.