Cyansäure
,
Verbindung von
Cyan mit
Wasserstoff und Sauerstoff. Die
Verbindungen der Cyansäure
leiten sich von zwei verschiedenen
Formeln ab:
CN(OH) normale Cyansäure
CO(NH) Isocyansäure
(Carbimid).
Die gewöhnliche Cyansäure
besitzt die letztere Konstitutionsformel, während man von der normalen C.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
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nur esterartige Verbindungen kennt (s. unten). Die gewöhnliche Cyansäure
wird durch Destillation
[* 3] der Polymeren Cyanursäure (s. d.)
gewonnen und bildet eine, nur unter 0° beständige, bewegliche, sehr flüchtige Flüssigkeit, die stark sauer reagiert,
stechend nach Essig riecht und auf der Haut
[* 4] Blasen erzeugt. Bei 0° verwandelt sich die Cyansäure
in das Polymere
Cyamelid, eine weiße porzellanartige Masse, die beim Destillieren wieder Cyansäure
giebt. Oberhalb 0° erfolgt diese Umwandlung explosionsartig.
Das wichtigste Salz
[* 5] der Cyansäure
ist das gewöhnliche cyansaure Kalium (auch Kalium
cyanat oder Kaliumisocyanat genannt). Dasselbe
entsteht leicht durch Oxydation von Cyankalium, z. B. beim Erhitzen mit Bleioxyd: CNK + PbO = CO.NK + Pb,
und krystallisiert in glänzenden Blättchen. Es ist in Wasser leicht, in Alkohol schwer löslich und zersetzt sich in wässeriger
Lösung rasch in Ammoniak und Kalium
carbonat. Mit den Lösungen der Schwermetallsalze giebt das Kaliumcyanat unlösliche Niederschläge
der entsprechenden Metallcyanate. Aus dem Kalium
cyanat kann man durch starke Mineralsäuren die Cyansäure
nicht
in Freiheit setzen, weil dieselbe sofort in Kohlensäure und Ammoniak zerfällt. Esterartige Verbindungen existieren von beiden
Formen der Cyansäure.
Diejenigen der normalen Cyansäure bilden sich bei der Einwirkung von Cyanchlorid auf Natriumalkoholate, z. B.: der
Äthylester
CNCl + NaOC2H5 = CN(OC2H5) + NaCl
Dieselben sind in Wasser unlösliche Flüssigkeiten von ätherischem Geruch, zersetzen sich beim Destillieren
und werden Cyanätholine genannt. Die Ester der gewöhnlichen oder Isocyansäure
entstehen bei der Destillation von Kalium
cyanat
mit ätherschwefelsauren Salzen oder aus Silbercyanat und Alkyljodiden:
CONAg + C2H5J = CONC2H5 + AgJ.
Sie sind unzersetzt siedende, unangenehm stechend riechende Flüssigkeiten, die leicht in die polymeren
Isocyanursäureester übergehen und beim Erhitzen mit Kalilauge in kohlensaures Kalium
und primäre Aminbasen zerfallen:
CONC2H5 + 2 KOH = K2CO3 + NH2.C2H5.
Durch Wasser und Alkohol werden sie zersetzt, lösen sich aber unverändert in Äther.