Cyan
CN oder Cy, eine gasförmige Verbindung von Kohlenstoff mit Stickstoff, findet sich nicht in der ¶
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Natur und entsteht auch aus seinen Elementen nur, wenn beim Zusammentreffen derselben ein Körper zugegen ist, welcher eine
feste Cyan
verbindung zu bilden vermag. Leitet man Kohlensäure, die den Kohlenstoff hergibt, und Ammoniak, welches den Stickstoff
liefert, über erhitztes Kaliummetall, so entsteht Cyankalium, ebenso bei Einwirkung von Ammoniak auf eine glühende
Mischung von kohlensaurem Kali und Kohle, und wenn man stickstoffhaltige Körper, wie Fleischfaser, Leder, Horn oder die Kohle
aus derartigen Substanzen, welche immer noch Stickstoff enthält, mit kohlensaurem Kali erhitzt, so wird dieses durch die Kohle
reduziert, und das frei werdende Kalium verbindet sich im Entstehungsmoment mit Kohlenstoff und Stickstoff
zu Cyankalium.
Leitet man Ammoniak über glühende Holzkohlen, so wird ein Teil des Ammoniaks zersetzt und gibt den Stickstoff zur Bildung von
her, welches sich nun mit unzersetztem Ammoniak zu Cyan
ammonium verbindet. Leitet man Luft, welche bekanntlich ein Gemenge von
Stickstoff und Sauerstoff ist, über glühende Kohlen, so entsteht ein Gemisch von Kohlenoxyd und Stickstoff,
und wenn dies über kohlehaltiges kohlensaures Kali geleitet wird, so bildet sich Cyankalium. Auf diese Weise entsteht sehr
viel Cyan
in Hochöfen; der Prozeß verläuft aber bedeutend leichter, wenn das Gemisch von Kohlenoxid und Stickstoff auf Baryt
wirkt.
Oxalsaures Ammoniak zerfällt beim Erhitzen in Cyan
und Wasser, so daß das Cyan
als Nitrit der Oxalsäure zu
betrachten ist. Aus dem im Pflanzenreich natürlich vorkommenden Amygdalin entsteht Cyan
wasserstoff durch einen Spaltungsprozeß
(s. Blausäure). Reines E. erhält man beim Erhitzen von reinem, trocknem Cyanquecksilber oder Cyansilber oder von Cyankalium
mit Quecksilberchlorid. Das Cyan
ist ein farbloses, höchst giftiges Gas, welches unter dem Druck von 4 Atmosphären
zu einer farblosen Flüssigkeit von 0,866 spez. Gew. verdichtet wird,
die bei -34° C. zu einer kristallinischen Masse erstarrt und bei -21° siedet. Es besitzt einen eigentümlichen, heftigen,
Augen und Nase
[* 3] stark reizenden Geruch, hat das spez. Gew. 1,8 und verbrennt mit
eigentümlicher bläulicher, purpurrot gesäumter Flamme
[* 4] zu Kohlensäure und Stickstoff.
Wasser löst sein 4½-, Alkohol sein 25faches Volumen Cyan
auf; die Lösungen riechen wie Cyan
, schmecken stechend und zersetzen
sich, wenn nicht eine geringe Menge einer Mineralsäure zugegen ist, unter Abscheidung einer braunen Substanz in Cyan
ammonium,
Harnstoff, kohlensaures und vorwiegend oxalsaures Ammoniak. Mit Kalilauge bildet es Cyankalium und cyan
saures
Kali. Cyan erträgt hohe Temperaturen, durch glühendes Eisen
[* 5] wird es aber in Kohlenstoff und Stickstoff zerlegt. Es verhält sich
wie ein einwertiges Element und zeigt große Ähnlichkeit
[* 6] mit Chlor, insofern es mit den Metallen Verbindungen eingeht, die vielfach
den Chlormetallen gleichen, und mit Wasserstoff eine Säure (Blausäure) bildet. Cyanverbindungen sind schon
lange bekannt. Scheele entdeckte 1782 die Cyanwasserstoffsäure (Blausäure) und Gay-Lussac 1815 das Cyan, welches seinen Namen
der blauen Verbindung verdankt, die es mit Eisen bildet (Berliner Blau).
[* 7]