Cuscuta
[* 2]
Tourn.
(Seide,
[* 3]
Klebe),
Gattung aus der
Familie der
Kuskuteen, blattlose
Schmarotzerpflanzen,
[* 4] welche in der
Erde keimen,
andre
Pflanzen umwinden
und sie mittels reihenweise gestellter
Saugwarzen aussaugen.
Ihre
Wurzel
[* 5] stirbt ab, sobald sie die Saugspitzen
an fremde
Pflanzen angelegt haben; an dem fadenförmigen, bleichen
Stengel
[* 6] stehen die unscheinbaren, fleischigen
Blüten in Knäueln; die
Kapseln
[* 7] sind zweifächerig, viersamig. Man kennt 80
Arten in den wärmern und gemäßigten Klimaten
der ganzen Erdoberfläche. Cuscuta
europaea L.
(Nesselseide,
Teufelszwirn,
Vogelseide,
Klebe,
Range), mit 2-2,5 m langem
Stengel und
weißen oder rötlichen
Blüten, findet sich auf
Kartoffeln,
Brennesseln,
Hopfen,
[* 8]
Hanf,
Wicken,
Weiden,
Schlehen.
Cuscuta.
Epilinum
Weihe
(Flachsseide), mit 30-60
cm langem, gelblichem
Stengel und weißen
Blüten, schmarotzt besonders auf
Lein und
wird den
Kulturen oft verderblich.
Sie pflegt sich zuerst auf jungen
Unkräutern zu entwickeln, bis sie hinreichend erwachsen ist, um noch nicht verholzte Teile
der Leinpflanze zu erreichen. Cuscuta.
Epithymum
Smith
(Kleeseide), mit 30-60
cm langem, purpurrotem
Stengel und
in wenigblütigen Knäueln sitzenden
Blüten, in
Mittel- und Südeuropa, auf
Quendel,
Heidekraut,
Ginster, auf
Klee und
Luzerne,
tritt in den
Kulturen der letztern nesterweise auf und richtet hier oft große Verheerungen an. In
Deutschland
[* 9] ist sie in dieser
Weise erst seit Beginn des 19. Jahrh. aufgetreten. Sie kommt auch
auf Weintrauben vor und erzeugt die sogen. bärtigen
Trauben.
Cuscuta
racemosa
Mart. kam als brasilische Hopfenseide aus
Brasilien
[* 10] nach
Europa
[* 11] und wurde gegen
Halskrankheiten
[* 12] empfohlen. Sie wuchert bei uns auf
Luzerne.
Cuscuta
lupuliformis Krock., die größte
und stärkste deutsche Art, mit bindfadenstarken, gelblichen, rötlichen oder purpurnen
Stengeln und
in
ährenförmigen
Rispen festsitzenden
Blüten, wuchert in Norddeutschland,
Österreich,
[* 13]
Ungarn
[* 14] und im mittlern Rußland auf
Weiden,
Pappeln, Schneeball und wird hier und da auf Lupinenäckern schädlich. Als Vorbeugungsmittel gegen die
Kleeseide empfiehlt
sich besonders die peinlichste Sorgfalt bei der Auswahl des Saatguts unter Herbeiziehung der
Hilfe einer
Samenkontrollstation.
Seidehaltiger Same ist durch Siebe zu reinigen, welche genau 22 Maschen auf 7 qcm haben. Der abgesiebte Same darf dem Futter nicht beigemengt werden, da der Seidensame den Verdauungskanal der Tiere passiert, ohne seine Keimkraft zu verlieren. Zur Vertilgung der Seide empfiehlt man, die befallenen Stellen möglichst früh unter Übergreifen von 0,5-1 m tief abzuschneiden oder mit Eisenvitriollösung oder mit Schwefelsäure, [* 15] welche mit 200-300 Teilen Wasser verdünnt wurde, zu überbrausen oder an einem taureichen Morgen mit rohem schwefelsauren Kali sehr dicht zu bestreuen oder sie mit einer 20-30 cm hohen Schicht kurz geschnittenen Strohs zu bedecken und dies nach dem Befeuchten mit Petroleum zu verbrennen. Jedenfalls müssen beim Schnitte des Samenklees die Seidenstellen gänzlich umgangen werden, und bei großen Verwüstungen, welche zum Umbrechen des Landes zwingen, erscheint es geboten, in den zunächst folgenden 2-4 Jahren nur solche Pflanzen auf den betreffenden Äckern zu bauen, welche keine Nährpflanzen für Seide abgeben.
Vgl. Koch, Die Klee- und Flachsseide, Entwickelung, Verbreitung u. Vertilgung (Heidelb. 1880).