1) Marcus, ein edler röm. Jüngling, der sich für sein Vaterland aufopferte. Im J. 362 v. Chr. entstand, wie
die Sage berichtet, in der Mitte des Forums plötzlich eine weite Kluft von unermeßlicher Tiefe, die nicht
auszufüllen war. Die Wahrsager verkündeten, der Staat sei in höchster Gefahr, wenn sich die Kluft nicht schlösse; dies aber
werde nur dann geschehen, wenn das beste Gut Roms hineingeworfen werde. Curtius rief darauf: »Nichts Besseres hat Rom
als Waffen und Heldenmut!«, bestieg im vollen Waffenschmuck sein Roß und stürzte sich in den Abgrund, worauf sich dieser
schloß.
2) Quintus Gajus Rufus, röm. Geschichtschreiber, schrieb zehn Bücher »Historia Alexandri Magni«, von welchen aber die ersten zwei
nicht erhalten sind. Da es an bestimmten Zeugnissen über ihn aus dem Altertum fehlt, so ist man über
die Zeit, in welcher er gelebt haben soll, nicht einig; am wahrscheinlichsten ist, daß er unter dem Kaiser Claudius geschrieben
hat, was in neuester Zeit besonders von Mützell und Vogel in den Vorreden zu ihren Ausgaben (s. unten) und von Wiedemann (Philologus,
Bd. 30, S. 241 ff.)
gegen Buttmann, Niebuhr u. a. zu großer Wahrscheinlichkeit gebracht worden ist.
Das Werk ist aus griechischen romanhaften Darstellungen der Geschichte Alexanders d. Gr. ohne alle Kritik geschöpft und daher
sachlich von geringem Werte; die Sprache ist überladen und manieriert und läßt den unter den Kaisern Claudius und Nero herrschenden
entarteten Geschmack deutlich erkennen. Die erste Ausgabe erschien zu Venedig 1471; von den spätern verdienen genannt zu werden
die von Freinsheim mit Ergänzungen (Straßb. 1648 u. 1670), von
Mützell (Berl. 1841, 2 Bde.), von
Zumpt (Braunschw. 1849) und die Schulausgabe von Vogel (2. Aufl., Leipz. 1876); deutsche
mehr
Übersetzungen von Christian (3. Aufl., Stuttg. 1883) und Siebelis (3. Aufl.
1882).
1) Ernst, namhafter Archäolog und Geschichtschreiber, geb. zu Lübeck; studierte in Bonn, Göttingen
und Berlin Philologie, begleitete 1837 Professor Brandis nach Athen und von hier seinen Lehrer O. Müller durch Griechenland, hielt
sich darauf einige Zeit in Italien auf, promovierte im Dezember 1841 zu Halle mit der Dissertation »De portubus
Athenarum« (Halle 1842),
unterrichtete dann in Berlin am französischen und Joachimsthaler Gymnasium und habilitierte sich 1843 an der
Universität daselbst. Den »Klassischen Studien« (Bonn 1840),
poetischen Übersetzungen aus altgriechischen Dichtern, die er
mit E. Geibel herausgab, ließ er folgen: »Anecdota delphica« (Berl. 1843),
»Inscriptiones atticae duodecim«
(das. 1843) und »Die Akropolis von Athen« (das. 1844). Von 1844 bis 1849 war er außerordentlicher Professor an der Universität
und Erzieher des jetzigen deutschen Kronprinzen, begleitete denselben nach Bonn, kehrte 1850 nach Berlin zurück und folgte 1856 einem
Ruf nach Göttingen, von wo er 1868 wieder nach Berlin zurückberufen ward, um dort teils an der Universität als Professor, namentlich
für alte Kunstgeschichte, teils am königlichen Museum als Direktor des Antiquariums zu wirken.
Seit 1853 ist Curtius auch Mitglied der königlichen Akademie der Wissenschaften und seit 1871 beständiger Sekretär
der philologisch-historischen Klasse. Die Früchte seiner wiederholten Reisen nach Griechenland und Kleinasien, zuletzt im Frühjahr
1874, zur Vorbereitung der vom Deutschen Reich in Olympia beabsichtigten Ausgrabungen, sind in einer Reihe von Abhandlungen der
Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften und der Berliner Akademie niedergelegt, zum Teil auch besonders erschienen, so namentlich:
»Naxos« (Berl. 1846);
»Olympia« (das. 1852);
»Die Ionier« (das. 1855);
»Über den religiösen Charakter der griechischen Münzen«;
»Beiträge zur Geschichte und Topographie Kleinasiens« (das. 1872);
»Ephesos« (das. 1874) u. a. Die Festreden, die Curtius in
Göttingen als Professor eloquentiae hielt, sind in Berlin 1864 gesammelt erschienen;
die zu Berlin gehaltenen unter
dem Titel: »Altertum und Gegenwart« (Bd. 1, Berl.
1875; 3. Aufl. 1882; Bd. 2, das.
1882).
Außer diesen Schriften und verschiedenen Abhandlungen (z. B. »Beiträge
zur geographischen Onomatologie der griechischen Sprache«, 1861) in archäologischen und philologischen Zeitschriften veröffentlichte
Curtius als Hauptwerke: »Peloponnesos« (Gotha 1851-52, 2 Bde.),
eine wissenschaftliche und allseitige Darstellung dieses Teils des griechischen Bodens mit Bezug auf seine
Geschichte, Sagen und Kunstdenkmäler, und »Griechische Geschichte« (Berl. 1857-61, 3 Bde.; 5. Aufl. 1881 ff.),
welche mit besonderer Liebe die kulturgeschichtlichen Momente behandelt. Auch gab Curtius. »Sieben Karten zur Topographie von Athen nebst
erläuterndem Text« (Gotha 1868) und mit Kaupert den »Atlas von Athen« (Berl. 1878),
ferner mit Adler und
Hirschfeld »Die Ausgrabungen zu Olympia« (das. 1877-78, 3 Bde.)
heraus.
2) Georg, ausgezeichneter Philolog, Bruder des vorigen, geb. zu Lübeck, vorgebildet auf dem Katharineum daselbst,
studierte von 1838 an in Bonn und Berlin, wurde 1842 Lehrer am Blochmannschen Institut zu Dresden, habilitierte
sich 1846 an der Berliner Universität, wurde 1849 außerordentlicher und 1851 ordentlicher Professor der klassischen Philologie
in Prag und siedelte als solcher 1854 nach Kiel, 1862 nach Leipzig über. Er starb
in Warmbrunn. Er hat das hohe Verdienst,
das Studium der griechischen und lateinischen Sprache auf dem Boden der vergleichenden Sprachwissenschaft
neu begründet zu haben.
Seine Hauptwerke sind: »Griechische Schulgrammatik« (Prag 1852; 15. Aufl., unter Mitwirkung von B. Gerth, 1882; in viele Sprachen
übersetzt) nebst »Erläuterungen« (das. 1863, 3. Aufl. 1875);
»Grundzüge der griechischen Etymologie« (Leipz. 1858; 5. Aufl.,
unter Mitwirkung von A. Windisch, 1879);
»Das Verbum der griechischen Sprache« (das. 1873-76, 2 Bde.; 2. Aufl.
1877-1880).
»Die Sprachvergleichung in ihrem Verhältnis zur
klassischen Philologie« (2. Aufl., das. 1848);
»Sprachvergleichende Beiträge zur griechischen und lateinischen Grammatik«
(das. 1846, Bd. 1);
»Philologie und Sprachwissenschaft« (Leipz. 1862);
»Zur Chronologie der indogermanischen
Sprachforschung« (das. 1867, 2. Aufl. 1873);
»Zur Kritik der neuesten Sprachforschung« (das. 1885).
Auch vereinigte er Arbeiten
seiner Schüler mit eignen Beiträgen zu den »Studien zur griechischen und lateinischen Grammatik« (Leipz. 1868-77, 10 Bde.;
die letzten beiden mit K. Brugman) und begründete 1878 mitL. Lange, O. Ribbeck und H. Lipsius die »Leipziger
Studien zur klassischen Philologie«.