Cumbre-Paß,
s. Argentinische Republik (Bd. 1, S. 853 b) und Uspallata.
11 Wörter, 72 Zeichen
s. Argentinische Republik (Bd. 1, S. 853 b) und Uspallata.
[* ] Republik (Republica Argentina) früher Vereinigte Staaten des Rio de la Plata; hierzu die Karte »Argentinische Republik, [* ] Bolivia, Chile etc.«),
ein südamerikan. Staatenbund, der sich aus den südlichen Teilen des ehemaligen spanischen Vizekönigreichs La Plata gebildet hat. Das Gebiet desselben erstreckt sich von 22° südl. Br. bis zur Südspitze des Kontinents und von 56 bis 69½° westl. L. und grenzt im O. an den Atlantischen Ozean, an Uruguay und Brasilien, im N. an Paraguay und Bolivia, im W. an Chile, im ganz schmalen Süden an das chilenische Patagonien und das südliche Polarmeer. Nachdem durch einen 1881 mit Chile abgeschlossenen Grenzvertrag der östlich von den Anden belegene Teil von Patagonien und die östliche Hälfte des Feuerlands mit der Staateninsel argentinisches Gebiet geworden sind, beziffert sich das Gesamtareal nach offizieller Angabe auf 3,919,856 qkm (nach Behm und Wagner 2,835,970, nach Burmeister 2,495,960 qkm). Argentinische zerfällt in 14 Provinzen und 4 Territorien, auf welche sich Areal und Bevölkerung verteilen wie folgt:
Provinzen | Areal in QKilometer | Bewohner | |
---|---|---|---|
nach Behm u. Wagner | offiziell | 1882 | |
Buenos Ayres | 198104 | 215264 | 907000 |
Santa Fé | 99713 | 117259 | 187000 |
Entre Rios | 66974 | 113789 | 188000 |
Corrientes | 58022 | 125265 | 204000 |
Cordova | 143912 | 217019 | 320000 |
San Luis | 60674 | 126890 | 76000 |
Santiago | 80403 | 108933 | 158000 |
Mendoza | 88193 | 155745 | 99000 |
San Juan | 86204 | 103998 | 91000 |
Rioja | 89685 | 110786 | 87000 |
Catamarca | 109247 | 242309 | 102000 |
Tucuman | 31166 | 62259 | 178000 |
Salta | 84215 | 155847 | 167000 |
Jujuy | 62332 | 93905 | 66000 |
Territorien: | |||
Gran Chaco | 325422 | 539968 | 45000 |
Misiones | 61337 | 53996 | 22000 |
Pampas | 497331 | 431974 | 21000 |
Patagonien | 693035 | 944650 | 24000 |
Zusammen | 2835970 | 3919856 | 2942000 |
Der Bodengestaltung nach ist der westliche Teil des Gebiets gebirgig, indem hier die Kordilleren, die auf ihren höhern Piks ewigen Schnee tragen, die Grenze gegen Chile bilden. Östlich daran stößt ein Hochland, dessen Breite allmählich
Maßstab 1:12.000000
Die Schweiz im Maßstab der Hauptkarte.
Zum Artikel »Argentinische Republik«.
gegen S. abnimmt; es besteht, soweit es erforscht ist, aus ausgedehnten, bis auf oasenartig zerstreute und bewässerte Stellen großenteils wüsten Ebenen, die von hohen, bis in die Schneeregion reichenden Gebirgsketten (Sierra de Famatina, Piks Palo, de Gualampaja, von Tucuman und Catamarca) durchzogen werden, und geht nördlich in das Hochland von Bolivia über. Die Sierra de Cordova und die Sierra de San Luis im SO. liegen getrennt davon und von Ebenen umgeben. Den charakteristischen Hauptzug des Gebiets bilden große Tiefebenen, die sich nach dem Atlantischen Ozean hin immer mehr verflachen.
Diese weit ausgedehnten Flächen (Pampas), wahre Steppen mit Mangel an Wasser, trocknem Sandboden und vielen Salz- und Salpeterstrichen, erstrecken sich zwischen dem Atlantischen Ozean, dem Rio Dolce und dem Colorado und noch weiter bis nach Patagonien hinein bei einer Ausdehnung von 1100 km in die Länge und 670 km in die Breite. Zum Teil sind sie mit Klee und Disteln bewachsen, die eine Höhe von 3-3,5 m erreichen und im Sommer einen undurchdringlichen Wald bilden; zum Teil bringen sie bloß Gras hervor.
Gegen die Abhänge der Kordilleren hin sind große Striche mit niedrigen Bäumen und Sträuchern bewachsen, ein nicht geringer Teil ist öde und wüst. Doch gibt es in den La Plata-Staaten auch sehr fruchtbare Gegenden, namentlich auf der Ostseite des Parana und in den Gebirgsstrichen des nordwestlichen Teils, wo eine reiche, üppige Vegetation herrscht. So zieht sich westlich vom Rio Salado eine von NW. nach SO. abfallende Ebene hin, deren nördlicher, mehr hügeliger Teil, die Ebene von Tucuman, einer der schönsten und fruchtbarsten Landstriche Südamerikas ist, während die südlich davon gelegene Strecke zwischen dem Rio Salado und dem Rio Dulce bis zum Parana hin eine fast vegetationslose Wüste bildet. Westlich davon breitet sich bis zum Fuß der Anden eine heiße Salzsteppe aus, Las Salinas genannt, welche außer Salz und Salzpflanzen fast nichts hervorbringt und, obgleich 1100 km vom Meer entfernt, kaum 700 m über dessen Spiegel liegt.
In geognostischer Hinsicht sind Sandsteine und Konglomerate die häufigsten Gebilde, auf welche man in den La Plata-Staaten stößt. Dieselben gehören namentlich der kambrischen und silurischen Formation, dem Rät, der Jura- und ganz besonders der Tertiärformation an, welche einen ungeheuern Flächenraum einnimmt. Zu den Sandsteinen gesellen sich lockere Sande, Mergel und Kalksteine, welche zahllose charakteristische Petrefakten umschließen. In fast ununterbrochener Entwickelung aber breitet sich über diesen ältern Schichten vom Atlantischen Ozean bis an den Fuß der Kordilleren eine Lehmdecke aus, welche, ihrer Bildung nach der Diluvialzeit entstammend, nach dem Vorgang von d'Orbigny als Pampasformation bezeichnet wird (s. Pampas). Der gegenwärtigen Periode der Erdgeschichte endlich gehören die Meeresablagerungen und Flußablagerungen an der Küste, die mächtigen Geröllansammlungen an den Gehängen und am Fuß der Gebirge sowie endlich die Salzlager der Salinas an. Das Zentralbergland enthält Granit, Gneis und Glimmerschiefer, auch Kalksteine und Trachyt; das Gebirgsland im NW. gehört der primären Formationsreihe an.
Die Hauptflüsse des Landes sind der Parana, Paraguay und Uruguay, welche den La Plata bilden, und die westlichen Nebenflüsse der beiden erstern: Rio Pilcomayo, Rio Vermejo, Rio Salado und Rio Tercero. Vom Standpunkt ihrer Benutzung betrachtet, zeigen dieselben drei hinderliche Eigenschaften, denn alle haben ein breites und deshalb flaches Bett, sind wasserarm und beschreiben zahlreiche Windungen während ihres Laufs durch die Ebene. Andre verlieren sich, ohne den Hauptstrom zu erreichen, in Lagunen, z. B. der Rio Dolce in die große Laguna de los Porongos, und auch die von den Abhängen der südlichen Kordilleren kommenden Flüsse fallen in große, durch Kanäle verbundene Salzseen (Guanacache, Silvero, Bebedero, Laguna Amarga u. a.). Von geringerer Bedeutung sind die gegen O. und SO. dem Ozean zuströmenden Flüsse Rio Colorado (Gobu Leubu) und Rio Negro (Curru Leubu).
Das Klima ist in dem so weit von N. nach S. ausgedehnten Land natürlich verschieden, im allgemeinen aber gesund. In den nordöstlichsten Teilen herrscht das Tropenklima; die Regenzeit fällt hier in die Sommerzeit, während der Winter ganz regenlos ist. Die südlichsten Striche reichen bereits in die antarktische Zone; in der Küstenregion herrscht ein mildes Küstenklima mit verhältnismäßig geringen Temperaturwechseln. Im Mittel entspricht das Klima dem des südlichen Europa.
Buenos Ayres hat bei einer mittlern Jahrestemperatur von 17,2° C. eine Julitemperatur von 10,4 und eine Januarwärme von 24,3° C. Regen ist im ganzen im Frühling am häufigsten, im Winter am seltensten; die mittlere Regenmenge beträgt bei Buenos Ayres jährlich 870 mm. Schnee fällt sehr selten, und wenn es drei oder vier Tage nacheinander friert, so heißt der Winter streng. Die Winde sind heftiger als in den nördlichen Gegenden, besonders häufig wehen die heißen Nordwinde (Viento Norte, Zonda). Die von den Kordilleren über die Pampas streichenden Südwestwinde (Pamperos) treten zwar nicht selten als furchtbare Orkane auf, kühlen aber die Luft ab und üben einen wohlthätigen Einfluß auf die Gesundheit. In den Gebirgen wechselt das Klima nach der Erhebung.
Das Tierreich ist charakterisiert durch die ungeheure Menge von Rindvieh, Pferden und Schafen, welche die Pampas auf ihren unermeßlichen Grasflächen ernähren, von Maultieren und andern europäischen Haustieren; an einheimischen Tieren durch viele Nagetiere (namentlich die Viscacha und Meerschweinchen), dagegen weniger durch Raubtiere (darunter der Jaguar im O. und der Kuguar mehr im S., W. und NW. des Landes), einige Wiederkäuer (wie das Guanako), einige Pachydermen und Phoken, mancherlei Geflügel (besonders viele Schwäne und Rebhühner, die in den Pampas sehr häufig sind), südamerikanische Strauße, den Kondor und andre Raubvögel, Papageien (Lori), Fische, Bienen, Ameisen, Schlangen etc. Aus dem Pflanzenreich sind als Hauptprodukte hervorzuheben: europäische Getreide- und Gemüsearten, Kartoffeln, Melonen und Kürbisse, Flachs, Hanf, Bataten, Obst, Pfirsiche, edle Südfrüchte, Oliven, Wein in den Thälern der Gebirgsgegenden, Mimosen, Kaktusarten etc. In einigen Gegenden finden sich große Waldungen, in andern ist Mangel an Baumwuchs; so gibt es in den eigentlichen Pampas, südlich vom La Plata nach Patagonien hin, außer an den Flüssen weder Baum noch Strauch. An Mineralien ist das Land ungemein reich. In den gebirgigen Teilen finden sich Gold und Silber (namentlich in den Provinzen Cordova, San Luis, Rioja, San Juan, Mendoza, Catamarca), viel Kupfer (besonders in Catamarca), Eisen (in San Juan), Blei und Nickel, in den Ebenen Salpeter, viel Koch- und Natronsalz, teils in Salzseen und Sümpfen (Salinas), teils in dem Boden der Pampas. Steinkohlen sind allerdings im
argentinischen Territorium nachgewiesen, doch ist ihre Abbauwürdigkeit noch nicht sichergestellt.
Die Zahl der Einwohner wurde 1882 offiziell auf 2,942,000 Seelen geschätzt (inkl. Patagoniens), ohne die unabhängigen Indianer, deren Zahl nur gegen 90,000 betragen soll; die Zählung von 1869 ergab für die 14 Provinzen und die 3 Territorien 1,812,490 Seelen. Die Bevölkerung besteht aus Weißen, meist von romanischer Abkunft, Kreolen, Mestizen, Mulatten, wenigen Negern und sowohl zivilisierten und zum Christentum bekehrten als auch freien Indianern, welche vorzüglich in Chaco und in den Pampas leben und öfters feindliche Einfälle in die angrenzenden Distrikte machen.
Die Gauchos, welche als Viehhirten in den Pampas leben, sind aus der Vermischung der Spanier mit Indianerinnen entstanden. Die Indianer zerfallen in die nördlichen, die zu der großen brasilisch-guayanischen Gruppe gehören, und die südlichen, die von den Kolonisten gefürchteten sogen. Pampasindianer, die den Araukanern Chiles stammverwandt sind. Das Element der Weißen ist im letzten Jahrzehnt durch Einwanderer bedeutend verstärkt worden. Die 419,000 Fremden verteilten sich 1880 nach dem Heimatsland in folgender Weise: Italien 154,000, Spanien 73,200, Frankreich 69,400, Großbritannien und Irland 23,000, Schweiz 12,100, Deutschland 10,000 etc. Diese Einwanderung, welche von der Regierung als für die Zukunft des Landes von größter Wichtigkeit auf alle Weise begünstigt wird, betrug 1863-67 durchschnittlich 14,000 Köpfe, 1870: 39,667, 1873: 76,332, 1874: 68,277, 1875: 42,066, 1876: 30,965, 1877: 28,798, 1878: 35,876, 1879: 50,205, 1880: 41,615, 1881: 47,489, 1882: 59,843 und 1883: 73,210 Köpfe. Von diesen Einwanderern befinden sich die den romanischen Nationen angehörigen meist in untergeordneten oder unselbständigen Stellungen. Dagegen sind die Deutschen, Engländer und Schweizer Großhändler, Handwerker, Ackerbauer. Die Auswanderung stieg 1875 auf 21,578, ist 1877 auf 12,630 zurückgegangen, dann aber wieder gestiegen und belief sich 1880 auf 25,311 und 1881 auf 22,374 Personen.
Die ist argentinische Republikist einer der wenigen südamerikanischen Staaten, in welchen sich feste und geordnete Zustände zu bilden begonnen haben, und die in einer gedeihlichen Entwickelung begriffen sind. Unter den Erwerbszweigen der Einwohner wird der Feldbau in jährlich zunehmendem Maß betrieben, so daß seit 1877 an die Stelle der Einfuhr eine Ausfuhr (1883 für 4,724,511 Pesos) getreten ist. Diese Ausfuhr besteht in Weizen, Mais, Mehl und Leinsamen und geht nicht allein nach Brasilien, auch schon nach Europa. Am meisten werden Mais (bis 2500 m Höhe, in den niedrigen Landstrichen oft mit 200-300fältigem Ertrag) und Weizen (bis 2800 m Höhe) gebaut, Maniok und Reis nur in einzelnen Gegenden; von Gartengewächsen zieht man besonders Gurken, Melonen und spanischen Pfeffer. In Tucuman, Salta, Jujuy und Santiago gedeiht das Zuckerrohr vortrefflich, in Salta, Corrientes, im Chaco und im Missionsgebiet die Baumwollstaude.
Wein wird bereits jetzt in ausgedehnten Gebieten produziert und dürfte in der Zukunft eine große Wichtigkeit erlangen. Der Obstbau hat seinen Hauptsitz in den Provinzen Mendoza, San Juan, Rioja und Tucuman;
hier gedeihen besonders Feigen, Oliven und Südfrüchte;
Quitten und Granatäpfel gibt es, die Pampas ausgenommen, überall;
auch zieht man viel europäisches Obst. In Tucuman, Corrientes etc. baut man Tabak;
Santiago liefert Indigo und Kochenille.
Die Waldprodukte sind bis jetzt von keiner Bedeutung. Unter den zahlreichen neuentstandenen Ackerbaukolonien, deren man 1880: 69 mit 58,000 Bewohnern zählte, sind die von Schweizern, Deutschen und Engländern gebildeten Ansiedelungen (z. B. Esperanza, nordwestlich von Santa Fé, Baradero und San Pedro am Parana, Belleville oder Frayle muerto in Cordova) am blühendsten;
ein Vordringen der Kolonisten nach den äußersten Grenzen wird bis jetzt noch durch die Indianereinfälle verhindert.
Ungleich größere Bedeutung als der Landbau besitzt die Viehzucht, der die Naturverhältnisse des Landes außerordentlich günstig sind, und auf der noch gegenwärtig hauptsächlich der Nationalwohlstand des Landes beruht. Zur Zeit der Entdeckung desselben hatten die Eingebornen, namentlich in den Kordilleren, kein andres Haustier als das Lama oder Guanako. Mendoza führte 1536 das Pferd ein;
1550 kamen die Ziege und das Schaf aus Peru herüber;
endlich 1553 wurde auch Rindvieh aus den brasilischen Küstenländern nach La Plata gebracht;
es waren acht Kühe nebst einem Stier.
Diese Rasse, eine südspanische, hat sich merkwürdig konstant erhalten. Die Herden bringen das ganze Jahr im Freien zu und sind, unter Aufsicht von berittenen Hirten, an den Aufenthalt auf dem Terrain ihrer Estancia (Viehgut) gewöhnt. Fast sämtliche Rinder (1882: 14,206,499) sind gegenwärtig mit der Brandmarke ihres Besitzers versehen, und herrenloses Rindvieh kommt kaum mehr vor. Es gibt Estancias mit 12-20 und mehr Tausend Rindern. Die Hauptnutzung des Rindviehs besteht außer für den großen eignen Bedarf im Verkauf von Schlachtvieh für den Konsum der Städte und für die Saladeros, die großen Schlachthäuser, in denen alle Teile des Viehs zum Export verwertet werden.
Die Ausfuhr von Rinderhäuten hat bedeutend abgenommen, eine Folge des Aufschwungs der einheimischen Gerbereien; doch wurden 1883 immer noch gegen 2 Mill. Stück exportiert. Neben der Rindviehzucht wird die Pferdezucht stark betrieben. Das argentinische Pferd ist klein und von grobem Bau, aber gelehrig, schnell, sehr ausdauernd und steht allgemein im Gebrauch; wild kommt es ebenfalls nur noch in kleinen Trupps im S. vor. Die Herden bestehen zumeist aus Stuten (zur Züchtung) und aus jungen Pferden, die im 3. oder 4. Jahr mit dem Lasso eingefangen und zugeritten werden.
Von den Stuten werden viele um ihrer Haut und ihres Fettes willen getötet, aus dem man ein Brennöl (Potro) bereitet. Die Zahl sämtlicher Pferde beträgt nahezu 4 Mill., die der ausgeführten Häute 1883: 259,367 Stück, dazu 1,535,247 kg Pferdehaare. Die Maultierzucht ist hauptsächlich in den bergigen Gegenden (in den Provinzen Mendoza, Cordova, Tucuman) bedeutend, wo sie einen Haupterwerbszweig ausmacht. Die Tiere werden in ganzen Herden nach Chile und Peru geführt.
Man gebraucht die Esel fast ausschließlich zu dieser Zucht. Die Zahl der Esel und Maulesel beläuft sich auf etwa 200,000. Die Schafzucht treibt man erst seit neuerer Zeit (besonders seit Einführung von französischen Merinos und neuerdings von feinwolligen Schafen aus Deutschland) mit größerm Eifer und mit solchem Erfolg, daß sie schon jetzt weitaus den Hauptzweig der volkswirtschaftlichen Thätigkeit des Landes bildet. Die Wolle ist fein, aber nur von mittlerer Stärke und, weil mit den stachligen Früchten einer sehr häufigen Pampaspflanze vermischt, schwer zu reinigen. Die Reinigung geschieht gewöhnlich in Europa. Der Wollexport, welcher 1853 etwa 8 Mill. kg betrug, hatte 1883: 118,403,668 kg erreicht, wovon ein äußerst
beträchtlicher Teil nach Deutschland ausgeführt wird. Die Zahl der Schafe betrug 1882: 72,683,045, davon 57,838,073 in der Provinz Buenos Ayres. Die außerordentliche Vermehrung des Viehstands liegt in der Veredelung der Rassen und der damit Hand in Hand gehenden Verringerung der Abschlachtungen, daher auch der Export von Talg auf weniger als die Hälfte zurückging (1883: 15,814,636 kg). Auch Ziegen werden in einigen Teilen häufig (nahezu 3 Mill. Stück), von Schweinen 1882 nur 266,583 gezogen.
Der Bergbau ist durch die Revolution sehr in Verfall geraten, und seinem Aufblühen stehen mancherlei Hindernisse entgegen. Der große Reichtum an Metallen hat zwar schon seit längerer Zeit einen ziemlich regen Bergbau auf Gold, Silber, Kupfer, Blei und Nickel entstehen lassen; indessen hat derselbe noch bei weitem nicht die Ausdehnung und Bedeutung gewonnen, welche ihm angesichts der vorhandenen, zum Teil außerordentlich reichen Erze gebühren. In neuester Zeit ist jedoch durch englisches Kapital ein regeres Leben in den Bergwerksbetrieb gekommen. Die Ausbeute an Gold beträgt gegenwärtig aber nur 90,000, die an Silber 50-60,000 Pesos, die aller Mineralien und Metalle 600,000 Pesos im Jahr. Die neuentdeckten Kohlenfelder werden nur in kleinem Maßstab abgebaut.
Von einer eigentlichen Industrie kann noch kaum die Rede sein. Seit 1876 befindet sich ein Schutzzollgesetz in Kraft, das zum Zweck hat, die in Argentinien vorhandenen Anfänge einer einheimischen Industrie zu stärken und zu fördern. Am bedeutendsten ist die schon erwähnte Zubereitung der Viehzuchtprodukte für die Ausfuhr in den Saladeros, von denen acht in Entre Rios Einrichtungen mit einem Gesamtaufwand von 6 Mill. Pesos getroffen haben, so daß sie jährlich 480,000 Stück Rindvieh schlachten können.
Der Exportwert von Vieh und Fleisch beziffert sich jetzt jährlich auf 4,9-5,2 Mill. Pesos. Ein großer Teil des Exports, bei dem seit kurzem die Verschiffung lebender Rinder und Schafe eine große Rolle spielt, geht nach Europa, das gesalzene und getrocknete Fleisch aber (tasajo und charque) meist nach Westindien und Brasilien, wo es ein Hauptnahrungsmittel der Arbeiterbevölkerung bildet. Alle übrigen Industriezweige werden nur im kleinen und gewöhnlich nur für den Bedarf betrieben; von schnell zunehmender Bedeutung sind die Gerbereien (in Tucuman), die Zuckersiedereien, in neuester Zeit Brauereien, die Bereitung von getrockneten Früchten, Wein, Branntwein etc. -
Der Handel war zur Zeit der spanischen Herrschaft sehr beschränkt und selbst der mit Peru durch schwere Zölle belastet; erst 1778 wurde der Handel mit dem Mutterland freigegeben. Seit der Unabhängigkeit der La Plata-Staaten von der spanischen Herrschaft dürfen alle Völker am Handel teilnehmen, und seitdem hat sich derselbe, besonders der Seehandel, außerordentlich gehoben. Letzterer konzentriert sich in Buenos Ayres, dem Hauptstapelplatz des Landes; doch haben neben demselben auch andre Hafenorte, wie Rosario, Corrientes, San Nicolas, Gualeguaychu etc., direkten überseeischen Verkehr, und man berechnet die Summe der Handelsbewegung dieser kleinern Häfen auf etwa 30 Proz. von jener der Hauptstadt.
Die Hauptartikel der Ausfuhr sind die bereits genannten, aus Viehzucht, Ackerbau und Bergbau gewonnenen Produkte, zu denen noch Knochen, Hörner, Straußfedern, Hirschfelle u. a. kommen. Eingeführt werden aus England Baumwollwaren, sodann Woll-, Seiden- und Leinenwaren, Eisen und Eisenwaren, Kleidungsstücke, Bier, Glas- und Porzellanwaren;
aus Frankreich besonders Spirituosen, Woll- und Seidengewebe, Kurzwaren, Parfümerien und Gebrauchsgegenstände;
aus Deutschland: Woll- und Baumwollzeuge, Eisenwaren und andre Fabrikate;
außerdem Zucker (roh aus Brasilien, raffiniert aus Belgien etc.), Maté-Thee (aus Paraguay und Brasilien), Wein (besonders aus Spanien), Tabak, Holz und Mehl (aus Nordamerika), Papier, Steinkohlen etc. Zu Lande geht der Handel vorzugsweise nach Chile und Bolivia, dann nach Paraguay und Brasilien;
über die Kordilleren werden die Waren teils in schwerfälligen, mit Ochsen bespannten Wagen, teils auf Maultieren und Eseln geschafft.
Die Hauptwege nach Chile sind der Paß von Uspallata und der Portillopaß, der aber nur im Sommer benutzt werden kann. Die gesamte Einfuhr ward 1883 zu 80,4 Mill., die Ausfuhr zu 60,2 Mill. Pesos fuertes berechnet, während sich noch 1862 die erstere auf nur 16,60 Mill., die letztere auf 10,17 Mill. Pesos fuertes belief. Die Hauptverkehrsländer waren dabei in folgender Weise beteiligt:
Einfuhr | Ausfuhr | |
---|---|---|
England | 30.7 Mill. Pesos | 5.9 Mill. Pesos |
Frankreich | 15.4 - - | 21.0 - - |
Belgien | 3.3 - - | 12.1 - - |
Deutschland | 7.0 - - | 4.8 - - |
Vereinigte Staaten | 4.9 - - | 3.5 - - |
Italien | 3.5 - - | 1.6 - - |
Spanien | 3.8 - - | 1.3 - - |
Außerdem Brasilien, Uruguay, Paraguay, die Antillen. Ein großer Teil des deutschen Handels wird durch Belgien, England und Frankreich vermittelt. Die Zahl der in sämtlichen argentinischen Häfen eingelaufenen Schiffe betrug 7071 mit 1,954,088 Ton., davon 3626 Dampfer mit 1,437,018 T.; es liefen aus 5435 Schiffe mit 1,742,325 T., davon 3172 Dampfer mit 1,318,200 T. Der Handel im Land selbst hat sich ebenfalls bedeutend gehoben, seit regelmäßige Dampfbootlinien auf den großen Strömen eingerichtet sind (1882 waren im binnenländischen Stromverkehr 43,934 Schiffe mit 3,628,804 T. thätig) und zugleich die Herstellung von Straßen und Brücken im Innern ernstlich in Angriff genommen wird.
Auch der Bau von Eisenbahnen wird eifrig betrieben; im Juli 1884 waren bereits 3910 km in Betrieb. Die Hauptlinien sind von Buenos Ayres nach Altamiramo, Azul, Bahia Blanca, Dolores und Tandil 1016 km und nach Lobos, Ferrari und Temperley 691, von Rosario nach Cordova 396, von Villa Maria nach Mendoza 599 und von Cordova nach Tucuman 546 km. Im Bau begriffen sind 1042 km, projektiert ist eine große Zahl von Linien, darunter die transandinische Bahn von Mendoza nach Chile, wohin der Telegraph bereits seit 1872 reicht.
Die gesamte Telegraphenlänge betrug 1884: 15,664 km Linien und 26,036 km Drähte, im Bau begriffen waren 1660 km;
die Zahl der Depeschen 1883: 487,726;
ein submariner Telegraph führt seit 1866 von Buenos Ayres nach Montevideo. An Briefen wurden 1882: 9,799,210, an Drucksachen, Zeitungen etc. 15,745,797 befördert.
Als einheitliche Münze gilt seit dem Gesetz vom der Peso nacional (25 g Silber) im Wert von 4 Mk., zu 100 Centavos; es werden geprägt 50-, 20-, 10-, 5-Centavostück ein Silber, 1 und 2-Centavos in Kupfer, und in Gold Argentinos (5 Pesos) und halbe Argentinos. Doch läuft außerordentlich viel altes und neues Papiergeld, namentlich Scheidemünze, um, obschon seit die 1864 gegründete Nationalbank das alleinige Recht hat, Papiergeld im Betrag von 6 Mill. Pesos auszugeben. Maße und Gewichte sind gesetzlich die metrischen, doch bedient man sich meist noch der spanischen.
Die Verfassung, zu Santa Fé gegeben (reformiert bei der Wiedervereinigung mit Buenos Ayres und ganz der der Vereinigten Staaten von Nordamerika nachgebildet, will den Kultus der römisch-katholischen Kirche aufrecht erhalten wissen, obschon Freiheit des Bekenntnisses besteht; sie duldet keine Sklaverei und erkennt überhaupt keine Bevorzugung des Bluts oder der Geburt, auch keine persönlichen Privilegien und Adelstitel an, setzt gleiche Verteilung der Steuern und öffentlichen Lasten fest und gewährleistet Freiheit der Presse, der Association, des Unterrichts etc. Die gesetzgebende Gewalt übt ein Kongreß, der aus zwei Kammern, einer aus den Deputierten der Nation (von 86 Mitgliedern) und einer aus Senatoren gebildeten (von 30 Mitgliedern), besteht und alle die öffentliche Wohlfahrt betreffenden Verhältnisse regelt.
Die vollziehende Gewalt übt ein Präsident, dem ein Vizepräsident zur Seite steht. Beide müssen römisch-katholisch und innerhalb des argentinischen Gebiets geboren oder Söhne innerhalb desselben geborner Bürger sein; sie werden auf sechs Jahre gewählt und können erst nach Ablauf einer ebenso langen Frist wieder gewählt werden. Unter den Präsidenten stehen Minister dem Innern, dem Auswärtigen, den Finanzen, der Justiz und dem Kriegs- und Marinewesen vor.
Ein aus fünf Richtern und einem Generalprokurator zusammengesetzter oberster Gerichtshof hat in der Hauptstadt seinen Sitz; Bundesuntergerichte setzt der Kongreß im Gebiet der Konföderation ein. Die kirchlichen Angelegenheiten der Nation leitet der Erzbischof von Buenos Ayres, unter dem die Bischöfe von Cordova, Cuyo (San Juan), Mendoza, Salta und Parana stehen. Die ehemals reiche Kirche ist während der Revolution aller ihrer Güter beraubt worden; die Bischöfe und ihre Kapitel erhalten ihre sehr mäßigen Einkünfte gegenwärtig durch den Staat (Nationalregierung), und die Pfarrer sind meist auf die Stolgebühren und die Einkünfte aus den noch zahlreich gefeierten Kirchenfesten angewiesen.
Die verschiedenen Mönchsorden sind nur spärlich vertreten; dagegen gibt es eine Anzahl Nonnenklöster. Verschiedene Missionen bestehen an der Indianergrenze. Dissidenten finden sich nur unter den Eingewanderten. Für Bildungszwecke ist neuerdings viel gethan worden; es bestehen 2 Universitäten (Buenos Ayres und Cordova), 14 höhere Schulen (in jeder Provinzialhauptstadt), 1 Ingenieurschule, Handelsschule, Kadettenhaus und Marineschule, 1 Schule für Ackerbau und 1 für Bergbau.
Außerdem existiert eine Seekadettenschule, eine Matrosenschule wird demnächst installiert werden. Die gelehrten Gesellschaften: Academia nacional, Zoologische wie Geographische Gesellschaft, veröffentlichen Abhandlungen. Außerdem erscheinen 153 Zeitschriften. Offizielle Sprache ist die spanische; die Eingebornen jedoch reden drei verschiedene Hauptsprachen. Die finanzielle Lage der Republik ist keine ungünstige. In gewöhnlichen Zeiten decken die Einnahmen die Ausgaben, außerordentliche werden durch Anleihen oder Papiergeld bestritten.
Dazu sind die Hilfsquellen des Staats in stetem Zunehmen begriffen. Während sich die Einnahmen 1863 erst auf 6,450,286 Pesos fuertes beliefen, weist das Budget für 1883 eine Totaleinnahme von 33,770,333 Pesos (darunter 21,3 Mill. Einfuhr- und 3,6 Mill. Ausfuhrzölle) und dem gegenüber eine Totalausgabe von 34,053,484 Pesos auf. Die Staatsschuld betrug 124,112,684 Pesos, wovon 58,035,600 Pesos auf die äußere Schuld (im wesentlichen drei englische Anleihen) und 36,530,187 Pesos auf die innere Schuld entfallen.
Jeder einzelne Staat der Republik hat außer dem allgemeinen noch sein eignes Budget. Das Bundesmilitär zählte 1884 (offiziell) 7312 Mann, nämlich 3704 Mann Infanterie, 2576 Mann Kavallerie und 1032 Mann Artillerie, mit im ganzen 1088 Offizieren, darunter 28 Generale. Die Nationalgarde bestand aus 322,962 Mann. Die Kriegsflotte zählt 27 Dampf- und 12 Segelschiffe (darunter 3 Panzerfahrzeuge, 6 Kanonenboote und 7 Torpedodampfer) mit im ganzen 55 Kanonen, 12,630 Tons Gehalt und 8865 indizierten Pferdekräften.
Die Marinedivision umfaßte 1366 Mann, das Marinebataillon 971, die Torpedodivision 137 Mann. In Zarate befindet sich ein größeres Arsenal im Bau. Das Wappen bildet ein in zwei Felder geteilter Schild, darüber die aufgehende Sonne; im untern Feld zwei verschlungene Hände, einen Stab mit der Freiheitsmütze haltend. Die Flagge ist blau-weiß-blau gestreift (s. die »Flaggenkarte«). Bundeshauptstadt ist Buenos Ayres (1884: 283,758 Einw.); sie wurde Anfang 1881 föderalisiert und zum beständigen Sitz der Nationalregierung erklärt. Von den übrigen Städten hatten 1882: Cordova 39,651 Einw., Rosario 32,204, Tucuman 24,237, Salta 11,716, Corrientes 11,218, Santa Fé 10,670 Einw.
Vgl. Napp, Die argentinische Republik (Buenos Ayres 1876);
Burmeister, Physische Beschreibung der Argentinischen Republik (das. 1875, Bd. 1);
von ältern Werken: Martin de Moussy, Description géographique et statistique de la conféderation Argentine (Par. 1860-64, 3 Bde.);
Andree, Buenos Ayres und die argentinischen Provinzen (3. Aufl., Leipz. 1874);
Page, La Plata, the Argentine Confederation etc. (neue Ausg., New York 1867);
Latham, The states of the River Plate, their industries and commerce etc. (2. Aufl., Lond. 1868);
Mulhall, Handbook of the River Plate Republics (5. Aufl. 1885);
H. Burmeister, Reise durch die La Plata-Staaten (Halle 1861);
Tschudi, Reisen durch Südamerika, Bd. 5 (Leipz. 1869);
Friedrich, Die La Plata-Länder (Hamb. 1884);
Zöller, Pampas und Anden (Stuttg. 1884);
speziell für Auswanderer die Schriften von Beck-Bernard (Bern 1874 u. Leipz. 1883), Greger (Basel 1884), Latzina (Leipz. 1884). -
Karten von Petermann (Gotha 1875), Seelstrang und Tourmente (Hamb. 1879).
Der spanische Reichspilot Juan Diaz de Solis kam 1515 als der erste Europäer an die Mündung des La Plata-Stroms, der nach ihm lange Zeit Rio de Solis genannt wurde; er ward an der Küste von Eingebornen erschlagen. Magelhaens berührte die Mündung Anfang 1520. Im J. 1527 segelte Sebastian Cabot, gleichfalls spanischer Reichspilot, den La Plata hinauf und erbaute unter 34° südl. Br. am Parana das Fort San Espiritu, mußte aber 1528 umkehren. Pedro de Mendoza gründete als erster Adelantado (Zivil- und Militärgouverneur) Buenos Ayres.
Der eigentliche Eroberer des La Plata-Landes ist aber Martinez de Irala, der, 1555 zum Adelantado ernannt, sowie sein Nachfolger Ortiz de Zarate eine Ansiedelung nach der andern gründete. Juan de Garay, 1576 zum Generalkapitän ernannt, baute 1580 das von den Indianern zerstörte Buenos Ayres wieder. Dem vierten Adelantado, Juan de Torres Vera y Aragon (1587-91), unter welchem Corrientes (1588) gegründet ward, folgten bis 1620 zehn Gouverneure. Um 1610 begann die erfolgreiche Thätigkeit der
Jesuiten am obern Parana, aus deren Missionen nach und nach ein merkwürdiges politisches Gemeinwesen erwuchs, welches trotz vielfacher Anfeindung bis zum Sturz des Ordens fortbestand. Unter Philipp III. wurden 1620 die Länder südlich vom Zusammenfluß des Parana und Paraguay als Gobierno del Rio de la Plata unter eine besondere Regierung gestellt und dann in drei Provinzen, Tucuman, Buenos Ayres und Paraguay, geteilt. Ein drückendes Monopolsystem machte ein Gedeihen dieser Kolonien unmöglich, und ein maßloser Schleichhandel als Folge desselben und besonders von den Portugiesen betrieben, die 1680 Buenos Ayres gegenüber die Kolonie von Sacramento gegründet hatten, brachte die Spanier um die beabsichtigten Handelsvorteile.
Nach der gewaltsamen Vertreibung der Jesuiten verfielen ihre blühenden Niederlassungen, und die von ihnen erzogenen und bevormundeten indianischen Insassen versanken in Elend und Verwilderung. Die Ämter waren im Alleinbesitz der Spanier, welche das Land mit rücksichtslosem Eigennutz ausbeuteten und es verkommen ließen. Im J. 1776 wurde aus den La Plata-Ländern ein besonderes spanisches Vizekönigreich, mit der Hauptstadt Buenos Ayres, gebildet, welches bis Feuerland herab und von den Anden bis an die Quellen des Paraguay, Parana und Uruguay reichte, also das jetzige Bolivia, Paraguay, Uruguay und Argentinien umfaßte. Nach Vertreibung der Portugiesen aus der Nachbarschaft (seit November 1776) nahm man ein liberales Handelssystem an, infolge dessen besonders Buenos Ayres aufblühte. 1782 wurde das Vizekönigreich in acht Intendanzen geteilt.
Als die Engländer unter Popham infolge der spanisch-französischen Allianz, von einigen Einwohnern aufgefordert, Buenos Ayres einnahmen, erboten sie sich, die Einwohner zu unterstützen, wenn dieselben sich von Spanien unabhängig machen wollten. Dieses Anerbieten fand aber damals wenig Anklang, vielmehr wurden die Engländer 12. Aug. von der Bevölkerung selbst wieder vertrieben und auch ein neuer Angriff abgeschlagen. Erst die Veränderung der Lage der Dinge in Spanien durch die französische Invasion machte die nationale Partei der Kreolen, an deren Spitze Mariano Moreno stand, der spanischen Herrschaft abgeneigt. Im J. 1809 schickte die spanische Zentraljunta von Sevilla an Stelle des franzosenfreundlichen Vizekönigs Liniers einen neuen, Cisneros, nach Buenos Ayres.
Dieser regierte aber so unklug und willkürlich, daß die Einwohner von Buenos Ayres, bei denen nach und nach die revolutionären Ideen durch die Einflüsterungen englischer Kaufleute Eingang gefunden hatten, die Einberufung eines Kongresses verlangten, der den Vizekönig nach Europa zurückschickte. Am bildete sich unter Cornelio Saavedra eine provisorische Junta, welche die Geschäfte leiten sollte, bis die Abgeordneten aus den Provinzen eintreffen würden. Damit war das Signal zum Abfall von Spanien gegeben, welch letzteres alle Vermittelungsvorschläge verblendet zurückwies. Liniers ward in den Schlachten bei Cotagaita (24. Okt.) und bei Tupiza geschlagen und bald darauf in Buenos Ayres erschossen. Im J. 1811 wurde auch in Paraguay der spanische Gouverneur vertrieben, und die Schlachten von Tucuman und Salta befreiten das ganze Gebiet der La Plata-Provinzen von spanischen Truppen.
Nach Auflösung der Junta trat eine konstituierende Versammlung zusammen, um mehr Regelmäßigkeit und Nachdruck in die Staatsverwaltung zu bringen. Doch kam es zu keiner geordneten Regierung, und keine der berufenen obersten Behörden vermochte sich allgemeine Anerkennung zu verschaffen, da Buenos Ayres die oberste Leitung allein an sich riß, dem aber die Provinzen widerstrebten; überhaupt machte sich der Gegensatz zwischen den europäisch gebildeten Portenos (Einwohnern der Hauptstadt) und den rohen, halbwilden Gauchos, welche von den Resten der gotischen (spanischen) Partei aufgereizt wurden, mehr und mehr bemerkbar. Da die Herrschsucht der Portenos den Abfall der Banda Oriental (Uruguays) und Paraguays zur Folge hatte, auch Oberperu an die Spanier verloren ging und die Zerrüttung in den Provinzen aufs höchste stieg, gab endlich Buenos Ayres seine Zustimmung zur Berufung einer neuen Nationalversammlung nach Tucuman, um den Provinzen ein Zugeständnis zu machen.
Diese erklärte die Unabhängigkeit der vereinigten Provinzen des Rio de La Plata, und ward ein provisorisches Grundgesetz bekannt gemacht. Ein nachfolgender Kongreß in Buenos Ayres gab aber eine Verfassung nach dem Muster der nordamerikanischen. Regierungen folgten nun wieder auf Regierungen in schnellem Wechsel. In diesem Gewirr traten besonders zwei Parteien hervor, die Unitarier oder Zentralisten, die eine starke Zentralgewalt einführen wollten, und die Föderalisten, die für die Aufrechthaltung der Unabhängigkeit der einzelnen Provinzen waren und nur für gemeinschaftliche Interessen und für auswärtige Verhältnisse eine Verbindung wollten. Der Parteikampf führte zu einer völligen Auflösung der La Plata-Länder in so viele Staaten, als Provinzen waren, und ermutigte die Monarchisten zu gefährlichen Anschlägen.
Endlich vereinigte sich der Föderalist Rodriguez mit dem Unitarier Rivadavia zu einer gemeinschaftlichen Regierung, welche sich zunächst auf Buenos Ayres beschränkte und für diese eine Volksvertretung berief, die jene Männer in ihrem Reformwerk und in der festen Begründung der Republik wirksam unterstützte. Darauf schloß Buenos Ayres mit den Provinzen Corrientes, Entre Rios und Santa Fé den sogen. »vierseitigen Vertrag« vom und lud die übrigen Provinzen zu einer Offensiv- und Defensivallianz ein.
Ende Dezember 1824 trat ein neuer Generalkongreß in Buenos Ayres zusammen; die Provinzen hatten eingesehen, daß sie ohne die Hauptstadt, welche den einzigen Hafen bildete, alle Zölle einnahm und Handel und Verkehr beherrschte, nichts bedeuteten. Die einzelnen unter einer Union sich vereinigenden Föderativstaaten waren nun: Buenos Ayres, Entre Rios, Corrientes, Gran Chaco (freie Indianer), Salta, Tucuman, Rioja, Santiago de Estero, Cordova, Santa Fé, San Juan della Frontera, Mendoza und San Luis. Am bestimmte ein vorläufiges Grundgesetz die Verhältnisse der Konföderation genauer;
Buenos Ayres ward mit der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten beauftragt.
Den Unitariern gelang es, die Konstitution vom zu stande zu bringen, durch welche eine starke Zentralregierung eingesetzt wurde und Rivadavia als Generalkapitän von Buenos Ayres zur Präsidentschaft der Föderation gelangte. Da aber die Unruhen im Innern fortdauerten, indem mehrere Provinzen sich weigerten, dem
Unionssystem beizutreten, so dankte dieser schon wieder ab, der erste und einzige Präsident dieser Konstitution. Ein Umschwung der Dinge zu gunsten der Föderalisten erfolgte 1829, als der Estanciero und Gauchoshäuptling Don Juan Manuel de Rosas sich an ihre Spitze stellte und ihren Waffen das Übergewicht verschaffte. Ende 1829 wurde derselbe zum Gouverneur von Buenos Ayres sowie zum Haupte der Konföderation erwählt und im August 1830 mit diktatorischer Gewalt bekleidet. Der Krieg zwischen den Unitariern und Föderalisten endigte mit der Niederlage der erstern, welche nun gänzlich unterdrückt wurden. Die Majorität des Repräsentantenhauses war eifrig föderalistisch und ein gefügiges Werkzeug in der Hand des Machthabers Rosas. Die Einzelregierungen der Provinzen wurden nach dem Föderativsystem geordnet, die Finanzverhältnisse fingen an, sich nach und nach zu bessern, und der Handel hob sich.
Nach außen wußte Rosas die Würde des Staats geschickt zu wahren. Im Innern aber artete seine Herrschaft immer mehr in grausamen Terrorismus aus, besonders nachdem er 1835 durch die wiederholte Weigerung, die ihm angetragene Präsidentschaft anzunehmen, es durchgesetzt hatte, daß er zum Präsidenten mit unumschränkter Vollmacht gewählt wurde. Während er nun alle seine Gegner nach und nach zu Grunde richtete, wußte er sich auch seiner Parteigenossen zu entledigen, sobald sie seinen Absichten in den Weg traten oder zu Macht und Ansehen gelangten.
Die Haupthebel seiner Regierung waren Kerker, Vermögenskonfiskationen, Hinrichtungen und Meuchelmord. Besonders aber war es auf alle höher Gebildeten abgesehen, unter denen man von selbst Unitarier vermutete. Im J. 1840 organisierte Rosas die berüchtigte Mashorkagesellschaft, die sich die Aufgabe stellte, den argentinischen Boden von den Unitariern zu säubern, und vom Diktator allemal losgelassen ward, um zu plündern und zu morden, wenn es galt, den Gegnern Furcht und Schrecken einzujagen. Dabei führte aber Rosas selbst ein straffes unitarisches Regiment, denn alle Provinzen mußten sich unter seine Gewalt beugen.
Aber gerade sein vollständiger Sieg bereitete ihm eine Reihe von Verlegenheiten, denen er zuletzt unterlag. Paraguay wollte er nicht für einen unabhängigen Staat, sondern nur für eine Provinz der Argentinischen Republik gelten lassen, weil es ebenfalls früher zu Buenos Ayres gehört habe. Auch mit Brasilien stand er auf gespanntem Fuß, weil hier flüchtige Unitarier Aufnahme gefunden hatten. Den Hauptgegenstand des Zwistes bildete aber Uruguay, mit dessen Unabhängigkeit es weder Brasilien noch Rosas ehrlich meinte.
Hier unterstützte er mit bewaffnetem Beistand den Präsidenten Oribe gegen seinen Rivalen Ribera, für den Frankreich und England eintraten. Diese Mächte stellten endlich dem Diktator Rosas' ein Ultimatum, worin sie Einstellung des Kriegs mit Uruguay und Anerkennung der Unabhängigkeit dieses Staats forderten. Die abweisende Antwort Rosas' führte zum Krieg mit England und Frankreich, zu welch beiden Mächten sich noch Uruguay, Paraguay und Brasilien gegen Rosas gesellten.
Zunächst wurde das argentinische Geschwader vor Montevideo von dem englisch-französischen genommen. Am 23. Sept. begann die Blockade der Häfen und Küsten von Buenos Ayres, worauf die englisch-französische Flotte den Uruguay hinaufsegelte, um sich mit General Paz zu verbinden, der mit 5-6000 Mann in Corrientes stand, und so gegen Oribe zu agieren. Zwar brachte Rosas mit England und mit Frankreich einen Friedensvertrag zu stande, die beide für die argentinische Republik günstig genug waren; indes nun fiel der Gouverneur von Entre Rios, Don Juste José de Urquiza, ein früherer Gauchoshäuptling, von Rosas ab, und unter seiner Leitung trennten sich die Provinzen Entre Rios und Corrientes von der Argentinischen Republik. Am schlossen die Regierung von Brasilien, der Präsident von Uruguay, Don Joaquin Suarez, und Urquiza einen geheimen Vertrag gegen Rosas und Oribe, infolge dessen Urquiza nach Besiegung Oribes an der Spitze von 28,000 Mann den Parana überschritt.
Die Provinz Santa Fé erklärte sich für ihn, worauf Urquiza gerade auf Buenos Ayres losging. Am gerieten die argentinischen Vortruppen, 6000 Reiter, mit der Reiterei Urquizas in Kampf, welch letztere die so gefürchtete Gauchosreiterei im ersten Anprall niederritt. Auch die Hauptschlacht bei Monte Caceros 3. Febr., endete mit der Niederlage der Argentiner. Rosas wartete das Ende nicht ab; er floh nach Buenos Ayres und gelangte von da auf ein englisches Schiff, das ihn nach Europa brachte.
Der in Buenos Ayres zurückgelassene General Mancilla übergab diese Stadt, und alle Staaten fügten sich darauf der von den Siegern eingesetzten provisorischen Regierung. An der Spitze derselben stand Vicente Lopez. Urquiza ward Oberbefehlshaber der Argentinischen Republik und Minister des Äußern bei der provisorischen Regierung. Die von ihm zur Feststellung einer neuen Verfassung nach Santa Fé berufenen Gouverneure der einzelnen Provinzen beschlossen, einen Verfassungsrat einzuberufen, der im August die neue Verfassung beraten und geben sollte, und bis dahin Urquiza diktatorische Gewalt zu übertragen.
Als die Volksvertretung zu Buenos Ayres, in welcher die Unitarier die Oberhand hatten, sich widersetzte, ward sie von Urquiza 23. Juni aufgelöst. Kaum aber hatte Urquiza Buenos Ayres verlassen, um sich nach Santa Fé zu begeben, wo die verfassunggebende Versammlung zusammenkommen sollte, als 12. Sept. seine Anhänger in Buenos Ayres vertrieben wurden, worauf die aufgelöste Volksvertretung wieder zusammentrat und ihrem Vorsitzenden General Pinto die vollziehende Gewalt übertrug.
Urquiza, dessen Macht zur Unterwerfung von Buenos Ayres nicht hinreichte, zog sich in die Provinz Entre Rios zurück. Der inzwischen in Santa Fé zusammengetretene Kongreß vollendete die neue Bundesverfassung und ernannte Urquiza zum konstitutionellen Diktator. Am legte derselbe den Eid als Präsident sämtlicher Staaten der Argentinischen Republik ab. Am wurde in Parana, welches zum Regierungssitz erhoben ward, bis Buenos Ayres wieder zum Bund getreten sein würde, die erste gesetzgebende Versammlung nach der neuen Verfassung eröffnet.
Mit Buenos Ayres, wo inzwischen nach Pintos Tod Pastor Obligado an die Spitze der Regierung getreten war, kam endlich ein Vertrag zu stande, worin sich beide Regierungen gegenseitig die Unverletzlichkeit und Unteilbarkeit ihres Gebiets gewährleisteten und sich zu gemeinschaftlicher Abwehr verpflichteten, namentlich auch gegen die Indianerstämme. Die früher allen 13 Provinzen gemeinschaftlich gegebenen Gesetze sollten in Kraft bleiben, beide Staaten eine gemeinschaftliche
Seeflagge haben, gegenseitige Zollfreiheit bestehen und die Pässe im Namen beider Regierungen ausgefertigt werden.
Aber die Eintracht dauerte nicht lange. Als im Dezember 1855 Bevollmächtigte beider Staaten über eine größere Annäherung verhandelten, fielen einige argentinische Flüchtlinge von Montevideo aus in Buenos Ayres ein, um die Wiedervereinigung zu erzwingen. Die Folge hiervon war, daß der Vertrag vom von beiden Seiten für aufgehoben erklärt wurde. Wiederholte Versuche zur Wiederanknüpfung des gelösten Bandes scheiterten, es entspann sich sogar wieder ein Kampf zwischen der Konföderation und dem ausgeschiedenen Staat, bis infolge des für Buenos Ayres ungünstigen Treffens bei Cepeda letzteres durch Vertrag vom sich der Argentinischen Konföderation wieder anschloß und zum Sitz des Kongresses und der Bundesregierung bestimmt wurde.
Jedoch die Ansprüche der Hauptstadt auf die politische Suprematie und eine exzeptionelle Stellung in Bezug auf Zollgesetze und Bundesaufgaben riefen schon 1861 einen neuen Kampf hervor, in welchem die Truppen von Buenos Ayres unter der Führung des Generals Bartolomeo Mitre 17. Sept. bei Pavon siegten. Infolge dieses Siegs legte der damalige Präsident der Argentinischen Republik, Santiago Derqui, seine Stelle nieder, und der Kongreß von Parana löste sich auf. Hierauf wurde Mitre im September 1862 zum Präsidenten der Konföderation erwählt.
Buenos Ayres wurde für die nächsten fünf Jahre zum Sitz der Zentralbehörden bestimmt, aber zugleich der Fortbestand der autonomen Stellung dieses Landes und aller seiner besondern Rechte gesichert. An innern Unruhen fehlte es der Argentinischen Republik indes auch jetzt nicht. In mehreren Provinzen, namentlich Rioja, Santiago del Estero, San Luis, Cordova, Catamarca, regten sich anarchische Gelüste und zogen sich teilweise auch in das Jahr 1864 hinein.
Dazu kamen Streifzüge der Indianerstämme, welche sich der Zentralregierung in Buenos Ayres nicht fügen wollten, und denen während der vorangegangenen politischen Wirren der Mut erheblich gewachsen war. Ein weiteres Hemmnis einer ruhigen, gedeihlichen Entwickelung bildete die schlechte Finanzlage; die nur provisorischen Festsetzungen über die Zentralgewalt schwächten deren Ansehen, wozu noch der mißliche Umstand kam daß zwei legislative Versammlungen, die der Konföderation und die des Staats, gleichzeitig nebeneinander in Buenos Ayres tagten.
Gleichwohl gelang es Mitre, durch Förderung der allgemeinen Wohlfahrt, durch zweckmäßige Bank- und Finanzgesetze, Begünstigung der europäischen Einwanderung u. a. sein Ansehen zu befestigen. Nur ließ er sich ebenfalls auf eine Einmischung in die innern Verhältnisse Uruguays ein und leistete der aufständischen Partei daselbst, den Colorados (Liberalen) unter General Flores, wirksamen Beistand. Als darauf Truppen von Uruguay argentinisches Gebiet verletzten, verweigerte die Regierung jede Genugthuung. In ihrem weitern Verlauf führten diese Zwistigkeiten zu einer Konstellation, welche die an argentinische Republik die Seite Brasiliens stellte und in einen langwierigen Kampf hineinzog, dessen nächste Folge der Sturz der konservativen Regierung in Uruguay, die Erhebung des Generals Flores zum Gouverneur der dortigen Republik und die Tripelallianz vom Mai 1865 zwischen der Argentinischen Republik, Brasilien und Uruguay gegen den Diktator Lopez von Paraguay war.
Veranlassung zum Streit zwischen der Argentinischen Republik und Paraguay war, daß Lopez im Interesse seines Landes nicht dulden wollte, daß die argentinische Republik die Insel Martin-Garcia besetzt hielt und dadurch die Mündung des für den Handel Paraguays so wichtigen La Plata ganz in seiner Gewalt hatte. Lopez, im Begriff, einen Einfall in Uruguay zu machen, verlangte die Erlaubnis des Durchmarsches durch die argentinische Provinz Corrientes, und als dies abgeschlagen wurde, erklärte er den Krieg, nahm zwei argentinische Dampfer weg, besetzte die Stadt Corrientes, drang mit zwei Heerhaufen vorwärts und schlug die argentinischen Truppen zurück, sah sich aber, von drei Seiten angegriffen, bald auf die Defensive beschränkt.
Präsident Mitre verließ Buenos Ayres, um mit seinen Truppen zu denen der beiden Alliierten zu stoßen und, obgleich er keine strategischen Kenntnisse besaß, den Oberbefehl über die gesamten Streitkräfte zu übernehmen. In den Schlachten am Paso de la Patria am Estero Bellaco und bei Curupaity 22. Sept. fochten die Argentiner mit mehr Ruhm als Erfolg. Erst als Mitre Anfang 1868 den Oberbefehl niederlegte, da nach dem Tode des Vizepräsidenten Marcos Paz seine Anwesenheit in Buenos Ayres notwendig ward, und der brasilische Marschall Caxias das Kommando über die alliierten Truppen übernahm, wurde der Krieg planmäßiger und energischer geführt, wenngleich es auch jetzt noch mehr als zwei Jahre brauchte, um die Entscheidung herbeizuführen. Erst 1870, nach dem Tod Lopez', war der fünfjährige Krieg zu Ende, der definitive Friede mit Paraguay kam zu stande. Aber dieser Krieg hatte der schlecht bevölkerten Argentinischen Republik 40-50,000 Mann und 40 Mill. Doll. gekostet, ganz abgesehen von den noch zahlreichern Menschenverlusten, welche die durch den Krieg ins Land eingeschleppte Cholera verursachte.
Mitres Amtsperiode war im Oktober 1868 abgelaufen, und wurde trotz seiner Ränke der damalige argentinische Gesandte in Washington, Domingo Faustino Sarmiento, ein durch gründliche Bildung ausgezeichneter Mann und gemäßigter Föderalist, zum Präsidenten gewählt. Derselbe suchte den Volksunterricht auszudehnen und zu heben, Ackerbau und Handel zu fördern und durch Einwanderung dem Land neue Kräfte zuzuführen. Nach Ablauf der sechsjährigen Amtsperiode Sarmientos ward 1874 Avellaneda, ebenfalls Föderalist, zum Präsidenten erwählt.
Mitre versuchte einen Aufstand, um sich an die Spitze des Staats zu bringen, wurde aber bei La Verde von den Regierungstreuen geschlagen und gefangen genommen. Als 1880 ein neuer Präsident gewählt werden sollte und Avellaneda die Kandidatur des Generals Roca begünstigte, erhoben sich Buenos Ayres und die Partei der Nationalisten (die alten Unitarier), denen sich auch die Provinz Corrientes anschloß, dagegen und erklärten, sich der Wahl Rocas nicht unterwerfen zu wollen.
Als in der Hauptstadt Unruhen ausbrachen, verlegte Avellaneda seine Residenz nach Belgrano, ließ Buenos Ayres blockieren und zwang durch wenige Gefechte im Juni die Nationalisten zur Unterwerfung, Roca wurde zum Präsidenten gewählt und trat sein Amt an. Buenos Ayres wurde zur Hauptstadt der Republik gemacht und föderalisiert, d. h. der Verwaltung der Nationalregierung direkt unterstellt; zum Sitz der Provinzialregierung von Buenos Ayres ward Ensenada bestimmt. Der Streit mit Chile über die Grenze in Patagonien wurde durch Vertrag vom geschlichtet.
Vgl. Dominguez, Historia Argentina (Buenos Ayres 1861; in engl. Übersetzung, das. 1865);
Kennedy, La Plata, Brazil and Paraguay during the present war (Lond. 1869);
L. Schneider, Der Krieg der Tripelallianz gegen die Republik Paraguay (Berl. 1871-75, 3 Bde.);
die »Revista de Buenos Ayres, Periodico mensual etc.«