Cumä
(griech. Kyme), berühmte Stadt des Altertums in Italien, [* 2] an der Küste von Kompanien nördlich vom Vorgebirge Misenum gelegen, war, der Überlieferung nach 1050 v. Chr. von ionischen Griechen aus Euböa zuerst auf der Insel Änaria (Ischia), [* 3] dann auf dem gegenüberliegenden Festland gegründet, die älteste aller griechischen Kolonien in Italien und die Mutterstadt von Neapolis. Sie war lange Zeit blühend und mächtig, und ihre Herrschaft scheint sich über die Misenische Halbinsel hinaus weit in das Kampanische hinein erstreckt zu haben.
Die größte Macht erlangte Cumä
unter dem
Tyrannen
Aristodemos (um 500). Dann bedrohten es die
Etrusker,
deren
Seemacht 474 mit
Hilfe der syrakusischen
Flotte bei Cumä
für immer gebrochen wurde. 420 fiel die Stadt in die
Gewalt der
Samniter; um 350 kam sie an
Rom und
[* 4] wurde in der
Folge mit dem römischen
Bürgerrecht beschenkt und zur
Kolonie erhoben; allein innere
Kämpfe hatten längst ihren allmählichen
Verfall herbeiführt. Die Alten erzählen viel von
dem glücklichen Himmelsstrich und der
Fruchtbarkeit der Gegend; besonders heben sie eine Weinsorte (den Ulbaner),
Flachs und
die bekannte Puzzolanerde hervor.
Von aus verbreitete sich der Apollondienst in
Italien; daneben wurde
Demeter
[* 5] verehrt. Südlich von Cumä
liegt
der Acherusische (jetzt
Lago Fusaro) und nordöstlich davon der Averner
See, mit denen man ebenfalls aus
Griechenland
[* 6] herübergeführte
Ideen verknüpfte, die in der vulkanischen
Natur des
Bodens
Nahrung fanden. Unter den
Ruinen der alten Stadt, die nordwestlich
vom heutigen
Baja liegen und jetzt von Gestrüpp überwachsen sind, zeichnen sich ein
Amphitheater, ein
Thor der
Akropolis,
[* 7] Trümmerreste von
Villen und
Gräbern und das sogen.
Grab der Sibylla
(Räume eines antiken
Hauses) aus.
Von dem berühmten Apollotempel auf der
Akropolis sind nur schwache Mauerreste übrig. Der ganze Burgfels ist an seinem
Fuß
von
Grotten durchhöhlt, in welchen die Cumä
ische
Sibylle einst ihren Sitz hatte und Orakelsprüche erteilte.
Griechische Sprache und
Sitte erhielten sich in Cumä
, wo zahlreiche vornehme
Römer,
[* 8] darunter
Cicero, Landhäuser besaßen, bis
in die Kaiserzeit. Die letzten Reste der einst herrlichen Stadt zerstörten 1203 die Neapolitaner.