Crusenstolpe
,
Magnus Jakob, schwed. Publizist und Romanschriftsteller, geb. zu Jönköping, [* 3] widmete sich der juridischen Laufbahn, ward 1825 Assessor im Hofgericht zu Stockholm, [* 4] nahm 1834 seinen Abschied und lebte seitdem in Stockholm, mit litterarischen Arbeiten beschäftigt. Er trat zuerst mit einigen Novellen auf, welche ein hübsches Talent für historisch-romantische Erzählung bekundeten; seine Hauptthätigkeit als Schriftsteller war jedoch eine politisch-historische. In seinen »Politiska åsigter« (1828) pries er die sogen. Freiheitszeit von 1719 bis 1772 mit hinreißender Gewalt der Sprache. [* 5]
Mit
Hjerta gab er 1828-30 eine »Reichstagszeitung« und zwar im
Geiste der
Opposition heraus, sodann allein 1830-33 das »Fäderneslandet«,
das aber, im
Interesse der
Regierung geschrieben, keine
Teilnahme fand und von der
Regierung fallen gelassen
wurde. Erbittert darüber, begann Crusenstolpe
nun eine schriftstellerische Thätigkeit, in der er mit Aufbietung
all seiner stilistischen Begabung als der bitterste Gegner der
Regierung auftrat. So geißelte er in seinen »Skildringar ur
det inre af dagens historia« (Stockh. 1834, 2 Bde.)
die
Männer der
Regierung mit scharfem
Spotte. Die von ihm angekaufte Tessinsche
Bibliothek lieferte ihm Materialien zu dem
Buch
»1720,
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1772 och 1809« (Stockh. 1836),
ferner zum »Portefeuille« (das. 1837-45, 5 Bde.) und zur »Historisk tafla af Gustav IV. Adolphs första lefnadsår« (das. 1837). Indessen wurden diese Schriften nicht mit der Teilnahme aufgenommen wie seine bis zu seinem Tod fortgesetzten »Ställningar och förhållanden« (seit 1838), welche Tagesfragen, Charakterskizzen und Anekdoten in anziehender und witziger Darstellung enthielten. Wegen einer sarkastischen Äußerung, die Regierung habe durch eine am Sonntag vorgenommene militärische Ernennung ein Sabbatsverbrechen begangen, hatte er von 1838 bis 1841 Festungshaft zu verbüßen, was mehrfache Tumulte in Stockholm veranlaßte.
Aber Crusenstolpe
fuhr auch später fort, seine unversöhnlichen Antipathien gegen Karl XIV., seine Regierung und
Dynastie auszusprechen. In seinem »Morianen« (Stockh.
1840-44, 6 Bde.; deutsch, Berl. 1842-44, 6 Bde.,
u. Stuttg. 1847-48, 21 Bde.)
gab er die Geschichte Schwedens seit der Thronbesteigung Adolf Friedrichs, in Romanform glänzend geschildert, aber ohne künstlerische
Verkettung und nicht selten unzuverlässig. Ähnlich sind: »Carl Johan och Svenskarne« (Stockh. 1845-46, 3 Tle.;
deutsch, Berl. 1845-47);
»Huset Tessin under frihetstiden« (Stockh. 1847-50, 5 Bde.; deutsch, Berl. 1847-56, 3 Bde.);
»Carl. XIII.« (Stockh. 1861, 2 Bde.) u. a. Strenger geschichtlich gehalten sind: »Europas hof« (Stockh. 1853-54),
wovon er selbst jedoch nur Preußen [* 7] und einen Teil von Frankreich behandelte;
»Historiska personligheter« (das. 1861-63, 2 Bde.) und »Ett sekel och ett år af pólska frågan« (das. 1863).
Crusenstolpe
starb in Stockholm.