Titel
Crowe
(spr. kroh), 1) Catherine, geborne
Stevens, engl. Schriftstellerin und Vorkämpferin des
Spiritismus in
England, wurde um 1800 zu
Borough
Green in
Kent geboren und verheiratete sich 1822 mit dem
Oberstleutnant Crowe.
Sie
begann ihre litterarische Thätigkeit 1838 mit einer
Tragödie: »Aristodemus«, die gut aufgenommen wurde.
Noch mehr
Glück machte
ihr
Roman
»Susan Hopley« (1841, neue Ausg. 1883),
der auch für die Bühne bearbeitet ward, sowie die Novellen: »Men and women« (1843) und »Lilly Dawson« (1847). Durch die eingehende Beschäftigung mit Justinus Kerners »Seherin von Prevorst« und dessen übrigen mystischen Schriften, die sie ins Englische [* 2] übersetzte (»The seeress of Prevorst«, 1845),
ward sie zum Spiritismus hingeleitet, dem sie sich nun ganz in die Arme warf. Früchte dieser Richtung waren: »The nightside of nature« (1848, 2 Bde.; neue Ausg. 1882) und »Light and darkness«, eine Sammlung düsterer und tragischer Vorgänge im Menschenleben (1850, 3 Bde.; neue Ausg. 1856). Ferner gehören dahin: »Spiritualism and the age we live in« (1859) und »Ghosts and family legends« (1858). Sonst hat sie seit »Lilly Dawson« noch veröffentlicht: »Pippie's Warning« (1848); die Novellen: »The adventures of a beauty« (1852),
»Linny Lockwood« (1853),
»Story of Arthur Hunting and his first shilling« (1861, 5. Aufl. 1881) und »Adventures of a monkey« (1861). Sie starb 1876.
2) Eyre, engl. Maler, geboren im Oktober 1824 zu Chelsea, wurde anfangs in London [* 3] von William Darley, dann in Paris [* 4] von Paul Delaroche unterrichtet, mit dem er 1843 zu seiner weitern Ausbildung nach Rom [* 5] ging. 1844 kehrte er nach London zurück und debütierte 1846 mit dem Bild: Prynne untersucht die Taschen des Erzbischofs Laud im Tower, worauf die Schlacht bei Azincourt, der römische Karneval und Holbein [* 6] malt den König Eduard VI. folgten. Nachdem er sich von 1852 bis 1857 in Amerika [* 7] aufgehalten und dort insbesondere das Leben der Negerrasse studiert hatte, kam er nach London zurück und schuf eine Reihe von Bildern, die eine große Tiefe der Empfindung, eine treffliche Charakteristik der Gestalten und ein gründliches Studium der Details verraten, aber in der Farbe oft hart und trocken sind. Zu den bedeutendsten derselben gehören: Milton besucht Galilei im Gefängnis (1859), Swift liest einen Brief seiner Geliebten Stella, ein Sklavenmarkt in Virginia, Defoe am Pranger, das Leichenbegängnis Goldsmiths (1863), Luther schlägt die Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg [* 8] (1864), die Vestalin, die Schafschur, die Quäker, die französischen Gelehrten in Ägypten [* 9] u. a.
3) Joseph Archer, engl. Kunstschriftsteller, Bruder des vorigen, geb. zu London, erhielt den ersten künstlerischen Unterricht 1836 in Paris bei Brasseur, dann 1840 bei Paul Delaroche nebst seinem Bruder und kehrte 1853 nach London zurück. Nun wandte er sich der Schriftstellerei zu und schrieb für das »Morning Chronicle« und die »Daily News«. ¶
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Er studierte dabei die niederländische Kunst und besuchte zu dem Zweck 1846 Belgien
[* 11] und Köln,
[* 12] 1847 Berlin
[* 13] und Wien,
[* 14] sodann Norditalien,
auf welcher Reise er in Deutschland
[* 15] mit Cavalcaselle (s. d.) zusammentraf. Mit diesem gemeinschaftlich bearbeitete
er in London das Werk »The early Flemish painters«, nach dessen Beendigung
im Manuskript (1853) sie sofort mit den vorbereitenden Studien für die Geschichte der italienischen Malerei
begannen. Eine Unterbrechung fand dadurch statt, daß Crowe
als Zeichner und Korrespondent 1853-56 in die Türkei
[* 16] und die Krim
[* 17] ging.
Aus der Rückreise hielt er sich zum Studium der Kunst in Italien
[* 18] auf, und nach der Heimkehr ließ er die
»Geschichte der altniederländischen Malerei« 1857 im Druck erscheinen (2. Aufl., Lond. 1872; deutsch von Springer, Leipz. 1875).
Im J. 1857 ging Crowe
als Direktor der Kunstschule nach Bombay,
[* 19] mußte aber schon zwei Jahre später aus Gesundheitsrücksichten
Indien verlassen, worauf er Korrespondent der »Times« für den französisch-italienisch-österreichischen Krieg wurde. 1860 ernannte
ihn die englische Regierung zum Generalkonsul in Leipzig,
[* 20] 1872 in Düsseldorf.
[* 21] Neben seiner amtlichen und politischen Thätigkeit
benutzte er seine Mußestunden und Urlaubsreisen dazu, die Kunst theoretisch und praktisch zu betreiben. Seine mit Cavalcaselle
bearbeiteten Hauptwerke sind: die »New history of painting in Italy« (Lond. 1864-72, 6 Bde.;
von Max Jordan ins Deutsche
[* 22] übersetzt, Leipz. 1869-76);
»The life of Titian« (Lond. 1876; deutsch von Jordan, Leipz. 1877) und »Raphael« (Lond. 1883; deutsch von Aldenhoven, Leipz. 1883).
Anfangs als grundlegend und epochemachend
bewundert, erfahren die Arbeiten von Crowe
und Cavalcaselle jetzt eine besonnenere Prüfung, die ihren Wert einschränkt.