Cro
-Magnon
(spr. manjóng), durch eine überhängende Kalksteinbank gebildete Höhle im Thale der Vézere beim Dorfe Eyzies im franz. Depart. Dordogne. Als man 1868 beim Eisenbahnbau [* 2] den die Höhle gänzlich anfüllenden Schutt entfernte, fand man übereinander mehrere Schichten, die roh bearbeitete Feuersteine, Kohlenstücke, einen Elefantenstoßzahn, verbrannte und bearbeitete Knochen [* 3] (Pfriemen, Pfeilspitzen) enthielten und so auf Ansiedelungsstellen aus paläolithischer (diluvialer) Zeit hinwiesen.
In der obersten Schicht lagen der Schädel eines alten
Mannes, das
Skelett
[* 4] einer Frau mit demjenigen eines
noch nicht ausgetragenen
Kindes und zwei wahrscheinlich männliche
Skelette.
Da man diese
Skelette zunächst für gleichalterig
mit den tiefer liegenden paläolithischen Funden hielt, erregten sie in der Gelehrtenwelt das lebhafteste Interesse. Quatrefages
und Hamy stellten sogar eine besondere diluviale Cro
-Magnon
-Rasse auf, als deren
Merkmale ein großer
Körperbau, dolichokephale Schädelbildung und gute Gehirnentwicklung galten.
Boyd Dawkins wies indessen mit
Recht darauf hin, daß aus der Lagerung der diluviale Charakter der Skelettreste durchaus nicht
hervorgehe, daß letztere also für die Erkenntnis der physischen Beschaffenheit des diluvialen
Menschen nicht in Betracht
kämen. Hiermit fällt aber obige weitverbreitete Hypothese von der diluvialen Cro
-Magnon
-Rasse. Eine
sichere Zeitbestimmung der
Skelette ist mangels charakteristischer Beifunde nicht möglich, vielleicht gehören
sie der jüngern
Steinzeit
[* 5] an. –
Vgl. Lartet und Christo, Reliquiae Aquitanicae (Lond. 1865–75);
Quatrefages und Hamy, Crania ethnica (Par. 1882);
Boyd Dawkins, Die Höhlen und Ureinwohner Europas (aus dem Englischen von J. W. Spengel, Lpz. und Heidelb. 1876).