Als CrispisRivalNicotera, der durch sein Einschreiten in
Sizilien die Süditaliener verletzt hatte, 16. Dez. gestürzt worden,
ward Crispi zum
Minister des Innern ernannt; doch währte seine Herrschaft nicht lange. Denn seine Feinde denunzierten
ihn im
Februar 1878 wegen
Bigamie, und wenn Crispi auch in dem deshalb angestrengten
Prozeß freigesprochen
wurde, weil die erste, 1855 in
Malta geschlossene
Ehe eines Formfehlers wegen ungültig war, so lastete doch auf Crispi eine so
schwere moralische
Schuld, daß er im März 1878 seine Entlassung nehmen mußte. Seitdem suchte er vergeblich durch unaufhörliche
Ränke gegen die Ministerien der
Linken, welche er wiederholt stürzte, wiederum einen Ministerposten zu
erlangen.
Francesco, wurde nach dem SturzGiolittis, obwohl er in dem Banca-Romana-Skandal mindestens sofern nicht
ganz tadellos erschien, als er die Aufdeckung der Sache als Ministerpräsident nicht genügend gefördert hatte,
wieder
mit der Neubildung eines Kabinetts betraut, nachdem sie Zanardelli vergebens versucht hatte. Er selbst übernahm darin 15. Dez. das
Ministerium des Innern und schlug die gefährlichen Unruhen in Sicilien, Unteritalien, der Romagna und der
Lunigiana kräftig nieder, was ihm die erbittertsten AngriffeCavallottis sowie einen Mordanfall des Anarchisten Lega
eintrug, um dann mit Hilfe Sonninos und Bosellis durch Ersparungen und neue Steuern das Gleichgewicht
[* 13] im Staatshaushalt
herzustellen.
Infolge der AngriffeGiolittis (s. d.) vertagte Crispi, zunächst die Kammer
die dann aufgelöst wurde, und regierte dann sechs Monate ohne Parlament, weshalb er von Rudini in einem
offenen Briefe der Verfassungsverletzung beschuldigt wurde. Dennoch entschied das Land bei den Neuwahlen für Crispi,, und
die neue Kammer vertagte jede Beratung über die neuen Beschuldigungen von seiten Cavalottis und begnügte
sich gleichzeitig mit C.s beruhigenden aber unbestimmten Erklärungen wegen des Vorgehens in Afrika, bis sich Crispi, durch
die Niederlage von Adua (s. d.) zum Rücktritt gezwungen sah. (S. Italien, Geschichte.) – Vgl. Barth, Crispi (Lpz. 1893).