Titel
Crillon
(spr. krijóng), 1) Louis des Balbes de Berton de, einer der berühmtesten Helden des 16. Jahrh., »der Mann ohne Furcht«, von Heinrich IV. »der Tapfere der Tapfern« genannt, geb. 1541 zu Murs in der Provence, bildete sich zu Avignon, dann unter dem Herzog Franz Guise von Lothringen für den Kriegsdienst aus, ward 1557 Offizier und zeichnete sich bei der Belagerung von Calais [* 3] sowie bei der Einnahme von Guines durch seltenen Mut aus. Er unterdrückte die Verschwörung von Amboise 1560, focht gegen die Hugenotten und that sich in den Schlachten [* 4] von Dreux, St.-Denis, Jarnac und Moncontour hervor.
Nach dem Frieden von St.-Germain (1570) focht er als Malteserritter gegen die Türken und eröffnete die Seeschlacht von Lepanto. Die Greuel der Pariser Bluthochzeit mißbilligte er laut, zeichnete sich aber 1573 bei der Belagerung von La Rochelle aus. Heinrich III., den er nach Polen begleitet hatte, ernannte ihn zum Gouverneur von Lyon. [* 5] Im Kriege gegen die Ligue zwang er 1580 La Fère zur Ergebung, ward Chef eines Garderegiments, Beisitzer im königlichen Rat und Generaloberstleutnant der Infanterie und unterwarf 1586 die Provence.
Das Ansinnen Heinrichs III., den Herzog von Guise zu ermorden, wies er mit Entrüstung zurück. Später war er die einzige Stütze des schwachen Heinrich III., nach dessen Tod er der Freund und Ratgeber Heinrichs IV. wurde. Im Krieg Heinrichs IV. gegen Spanien [* 6] zeichnete er sich wieder aus und befehligte 1600 ein Heer in Savoyen. Nach dem Frieden zog er sich nach Avignon zurück und starb daselbst.
Vgl. Lussan,
Vie de Crillon
(Par. 1757 u. 1781);
Montrond,
Histoire du brave Crillon
(5.
Aufl., das. 1874). -
Der
Name Crillon
ging auf seinen dritten
Bruder,
Thomas des Balbes de
Berton, über, und zu gunsten von dessen
Nachkommen in vierter
Generation,
François
Félix, ward die Herrschaft 1725 in ein Herzogtum verwandelt.
2)
Louis des Balbes de
Berton de Quiers,
Herzog von Crillon
-Mahon, geb. 1718, trat 1731 in französische
Kriegsdienste, focht 1733 in
Italien,
[* 7] 1742 in
Deutschland
[* 8] und ward im Siebenjährigen
Krieg
Generalleutnant. Wegen eines Streits mit dem
französischen
Ministerium trat er 1762 in spanische
Dienste
[* 9] und ward im
Krieg mit
Portugal
Grande der ersten
Klasse und
General. 1782 eroberte
er die
Insel
Menorca, von deren Hauptstadt
er den
Titel
Herzog von
Mahon erhielt. Nach der Belagerung von
Gibraltar
[* 10] ward er
Generalkapitän von
Murcia
[* 11] und
Valencia
[* 12] und starb 1796 in
Madrid.
[* 13] Seine
»Mémoires« (Par. 1791) enthalten viel Treffliches
über die
Kriegskunst.
3)
François
Félix Dorothée des Balbes,
Herzog von, zweiter Sohn des vorigen, geb. 1748 zu
Paris,
[* 14] diente unter seinem
Vater
im spanischen
Heer und machte die Expedition gegen
Menorca mit. 1789 war er Deputierter des
Adels in der
Nationalversammlung und schloß sich den
Liberalen an, aus denen der
Klub der Feuillants hervorging. 1792-94 war er eingekerkert. 1815 ward
er Pair von
Frankreich, nannte sich nach einem
Gut in der
Picardie
Herzog von Boufleurs und starb Mit
seinem Sohn
Marie
Gérard,
Herzog von Crillon
, geb. 1782, erlosch im April 1870 das
Geschlecht.
4)
Louis
Antoine
François de
Paule de Crillon
,
Herzog von
Mahon, dritter Sohn von Crillon
2), geb. 1775, war mit 18
Jahren Oberst in spanischen
Diensten, fiel 1794 mit seinem ganzen
Regiment in französische Gefangenschaft, durfte aber nach
Spanien
zurückkehren. Vom
Baseler
Frieden 1795 bis zum
Frieden von
Campo Formio diente er als Freiwilliger unter
Moreau, erhielt 1801 das
Kommando einer spanischen
Division, ward 1803
Gouverneur von
Tortosa und 1807
Generalkapitän von
Guipuzcoa,
Alava und
Viscaya. Auf
Ferdinands Befehl trat er 1808 in die
Dienste
Joseph
Bonapartes, ward
¶
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Generalleutnant der spanischen Armee und nacheinander Generalkapitän von Navarra, Toledo [* 16] und Cuenca. Nach der Restauration 1814 in die Acht erklärt, mußte er mit seiner Familie nach Frankreich fliehen, wo er als Generalleutnant starb.