Cremōna,
ital.
Provinz in der
Lombardei, umfaßt die von der
Adda, dem
Oglio und dem
Po umschlossene
Ebene, nördlich von den
Provinzen
Bergamo und
Brescia, westlich von
Mailand,
[* 2] südlich von
Piacenza,
Parma
[* 3] und
Reggio, östlich von
Mantua
[* 4] begrenzt, und hat ein
Areal von 1637 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 1778 qkm = 32,3 QM.)
mit einer
Bevölkerung
[* 5] von (1881) 302,138
Seelen. Das Land, außer den genannten
Flüssen noch vom Serio
und mehreren
Kanälen bewässert, hat äußerst fruchtbaren, gut angebauten
Boden. Man erntet hauptsächlich
Getreide
[* 6] (besonders
Weizen),
Mais,
Reis, ausgezeichneten
Flachs,
Wein,
Seide
[* 7] etc.; zur Ausfuhr kommen:
Getreide,
Flachs,
Seide und
Wein. Sehr stark ist
die
Rindvieh- und die Schweinezucht, demnächst die
Pferdezucht.
[* 8]
Schafe,
[* 9]
Esel und
Maulesel gibt es wenig.
Die
Industrie ist nur in der Seidenbereitung von einiger Bedeutung. Eingeteilt ist die
Provinz in drei
Kreise:
[* 10] Cremona
,
Crema und
Casalmaggiore. - Die gleichnamige Hauptstadt liegt links am
Po (die letzte größere Stadt an demselben), über den eine bedeckte
Schiffbrücke führt, ist ein
Knotenpunkt des lombardischen
Eisenbahnnetzes und hat 5½ km im
Umfang.
Die Stadt ist von alten Ringmauern mit vier Thoren umgeben und wird von zwei überdeckten Kanälen, Cremonella und Marchisana, durchschnitten. Die Straßen und Plätze sind unregelmäßig, aber geräumig; fast alle Gebäude bestehen aus Backstein. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnet sich besonders der Dom (1107-90 erbaut, das Chor erst 1479 vollendet) aus, dessen Gewölbe [* 11] auf 40 Marmorsäulen ruht, und der im Innern mit seinen drei Schiffen eine Länge von 74 m hat.
Zahlreiche Gemälde von
Meistern der Cremoneser
Malerschule wie auch von
Pordenone schmücken den
Tempel.
[* 12]
Frei daneben steht ein
gotischer, 121 m hoher Glockenturm, der berühmte Torrazzo, der (1283-88 erbaut) aus einem unten viereckigen,
oben achteckigen
Turm
[* 13] besteht und einer der
höchsten und schönsten von ganz
Italien
[* 14] ist (»Unus
Petrus est in
Roma,
[* 15] una
Turris
in Cremona
, unus
Portus in
Ancona«).
[* 16]
Rechts vom
Dom befindet sich das Battisterio (1167 begonnen), ein
Achteck von 19 m
bildend.
Andre namhafte Gebäude sind die
Kirchen
Sant'
Agostino,
San Pietro und der gotische
Palazzo pubblico (von 1245) mit berühmtem
Marmorkamin (von Pedoni, 1502). Die Stadt zählt (1881) 29,041, mit den Vorstädten
(Corpi
Santi) 31,083 Einw., welche
Seiden-,
Baumwoll- und Tuchweberei, Fabrikation von
Darmsaiten,
Musikinstrumenten,
Konfitüren (torrone),
Senf etc.
betreiben. Besonders berühmt waren ehedem mit
Recht die Cremoneser
Geigen (von
Amati,
Guarneri, Stradivarius etc.). Auch der
Handel mit
Getreide,
Flachs,
Käse etc. ist ansehnlich. Cremona
hat ein
Seminar, ein
Lyceum, ein
Gymnasium, ein
Gewerbeinstitut, eine
technische
Schule, eine berühmte Gesangschule, zwei
Theater,
[* 17] eine
Bibliothek von 35,000
Bänden, eine
Handelskammer
und ist Sitz eines
Bischofs und der Provinzialbehörden. - Cremona
ward 219
v. Chr. als römische
Kolonie im Insubrergebiet erbaut
und mit starken
Türmen und
Mauern versehen.
Durch ihre dem Handel höchst günstige Lage gedieh die Stadt zu großem Reichtum, von welchem prächtige Paläste und ein großes und berühmtes Amphitheater Zeugnis gaben. 70 n. Chr. legten sie Vespasians Soldaten wegen ihrer Anhänglichkeit an Vitellius in Asche und zerstörten sie von Grund aus. Vespasian beförderte zwar den Aufbau wieder, doch ward sie 540 von den Goten abermals verwüstet und erlangte erst im 12. Jahrh. unter Kaiser Friedrich I. wieder Bedeutung.
Später stand Cremona
unter venezianischer, am längsten unter mailändischer Botmäßigkeit.
Im 16. Jahrh. blühte in Cremona
eine eigne
Malerschule, welche sich besonders nach
Giulio Romano und
Romanino bildete und sehr zahlreiche
Werke in den
Kirchen der Stadt hinterlassen hat. 1648 ward Cremona
von den Modenesen lange vergebens belagert, dagegen 1733 von
den
Franzosen genommen, mußte indessen 1736 den Kaiserlichen wieder überlassen werden, die es mit der
Lombardei vereinigten.