Titel
Creizenach
,
1) Michael, jüd. Gelehrter, geb. zu Mainz, [* 3] widmete sich ganz der Bildung der Juden, zunächst der rheinhessischen. Unter unsäglichen Mühen gründete er eine Volksschule und hielt religiöse Vorträge in deutscher Sprache. [* 4] Zugleich stiftete er eine jüdische Zeitschrift: »Geist der pharisäischen Lehre« [* 5] (Mainz 1824),
und trieb eifrig mathematische Studien. Außer einem »Versuch über die Parallelentheorie« (Mainz 1822) schrieb er ein »Lehrbuch der darstellenden Geometrie« (das. 1822) und, 1825 als Prediger und Lehrer an die israelitische Realschule (Philanthropin) in Frankfurt [* 6] a. M. berufen, ein »Lehrbuch der technischen Geometrie« (Frankf. 1828) und »Lehrbuch der Algebra« (Stuttg. 1835). Sein Hauptwerk: »Schulchan Aruch, oder encyklopädische Darstellung des mosaischen Gesetzes« (Frankf. 1833-40, 4 Bde.),
in Bezug auf die Kunde des rabbinischen Judentums von Bedeutung, und seine »32 Thesen über den Talmud« (das. 1831),
welche denselben als ein Werk ohne innere Notwendigkeit ¶
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und ohne sanktionierte Geltung darstellen, fanden nur in engern Kreisen Anklang. Mit Jost begründete er eine Zeitschrift in hebräischer Sprache: »Zion« (Frankf. 1841-42), für die ungarischen und polnischen Juden. Er starb
2) Theodor, Dichter und publizistischer Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. zu Mainz, ward Lehrer am israelitischen Philanthropin zu Frankfurt a. M. und einer der Hauptgründer des Frankfurter jüdischen Reformvereins, trat aber 1854 zum Christentum über und wurde 1859 zum Lehrer an der höhern Bürgerschule zu Frankfurt, 1863 zum Professor der Geschichte und Litteratur am Gymnasium daselbst ernannt. Litterarisch machte er sich bekannt durch seine »Dichtungen« (Frankf. 1839),
»Gedichte« (das. 1848, 2. Aufl.
1851) und durch die Herausgabe des »Briefwechsels zwischen Goethe und Marianne v. Willemer« (2. Aufl., Stuttg. 1878). Mit O.
Jäger besorgte er die neue Ausgabe von Schlossers »Weltgeschichte« (1870 ff.). Er starb - Sein Sohn Wilhelm Creizenach
, geb. zu
Frankfurt a. M., seit 1883 Professor der deutschen Litteratur an der Universität Krakau,
[* 8] schrieb: »Versuch einer Geschichte des
Volksschauspiels von Dr. Faust« (Halle
[* 9] 1878);
»Zur Entstehungsgeschichte des neuern deutschen Lustspiels« (das. 1879) und »Bühnengeschichte des Goetheschen Faust« (Frankf. 1881).