Beiname einer
Familie des alten plebejischen
Geschlechts der Licinier. Merkwürdig sind in dieser
Familie:
1) PubliusLiciniusGajusDives, geboren um 254
v. Chr., wurde 212 zum Oberpriester gewählt, war 211
Ädil, 210
Magister equitum
und
Zensor, 208
Praetor peregrinus und 205 mit dem ältern
ScipioAfricanusKonsul. In diesem und dem folgenden
Jahr (204) führte er in Unteritalien den
Krieg gegen
Hannibal (s. d.), ohne aber etwas Bedeutendes auszurichten. Er war ein
gewandter Redner, besonders aber ein erfahrener Rechtsgelehrter. Er starb 183. Bei ihm findet sich zuerst der Beiname
Dives,
welcher später diesem
Zweig der
Familie verblieben ist.
Als Prätor besiegte er 71 den
Spartacus, den Anführer der empörten Sklaven, in
Lukanien und erhielt
dafür die
Ovation. Im J. 70 war er mit
PompejusKonsul und unterstützte diesen in seinen
Anordnungen zur Wiederherstellung
des Volkstribunats, während er selbst durch reiche Spenden das
Volk für sich gewann, welches
er an 10,000Tischen
bewirtete. 65 war er
Zensor mit
QuintusLutatiusCatulus.
SeinVerhältnis zu
Pompejus, dessen größere
Gunst beim
Volk von jeher
seinen
Neid erregt hatte, wurde gespannter, je mehr das Ansehen desselben durch die
Führung des
Kriegs gegen die Seeräuber
und des
Kriegs mit
Mithridates stieg. Er näherte sich daher dem
Cäsar, für den er sich schon bei seinem
Abgang nach
Spanien verbürgt hatte.
Cäsar brachte eine
Versöhnung mit
Pompejus zu stande, und alle drei errichteten 60 das erste
Triumvirat. Im J. 55 ward Crassus durch
Cäsars Unterstützung mit
PompejusKonsul und erhielt dann die
ProvinzSyrien auf fünf Jahre mit dem
Recht,
Krieg zu führen und
Frieden zu schließen. Diese Befugnis benutzte er, obgleich die
Stimmung in
Rom dem Unternehmen nicht günstig
war, zu einem
Kriege gegen die
Parther. Er verachtete den noch wenig bekannten Feind und hoffte durch den
Krieg große
Schätze
zu gewinnen. Nachdem er unter anderm auch den
Tempel
[* 6] zu
Jerusalem
[* 7] geplündert, überschritt er 53 mit einem
großen
Heer den
Euphrat, ließ sich aber durch einen verräterischen arabischen Häuptling auf einem öden, wasserlosen Weg
durch die
Wüste führen, wo er von den
Parthern umringt wurde. Als sein tapferer Sohn Publius getötet worden war, trat
er denRückzug nach Carrä an; aufs neue angegriffen, ließ er sich in
¶
mehr
Unterhandlungen mit dem parthischen Feldherrn ein und wurde bei der Unterredung hinterlistig ermordet (9. Juni 53). SeinKopf soll
auf Befehl des Königs Orodes mit Gold
[* 9] ausgegossen worden sein.
Zuname mehrerer altröm. Familien, unter denen ein Zweig des alten plebejischen Geschlechts der Licinii die
bekannteste ist.
Lucius Licinius Crassus, geb. 140 v. Chr., berühmt als Redner, hielt schon im Alter von 21 J. eine vielbewunderte Rede gegen den
Gracchaner Papirius Carbo, wurde 107 Volkstribun, 95 zusammen mit Qu. Mucius Scävola Konsul. Das von diesen beiden beantragte
Licinisch- Mucische Gesetz, welches allen, die nicht das volle Bürgerrecht besaßen, aufs strengste verbot,
dasselbe sich widerrechtlich anzumaßen, erbitterte die Bundesgenossen und beförderte den Ausbruch des Bundesgenossenkrieges.
Als Censor schritt er 92 mit seinem Kollegen gegen die damals neuen Schulen der lat. Rhetoren ein. Er starb 91 nach einem
heftigen Streit im Senat mit dem Konsul Marcius Philippus, der aus Anlaß der im konservativen Interesse
eingebrachten Gesetzesvorschläge des TribunsMarcusLivius Drusus den Senat beschimpft und bedroht hatte. Durch Cicero sind
Stellen aus seinen Reden erhalten (gesammelt in Meyers «Oratorum fragmenta»). -
Ötte, De Lucio Licinio Crasso (Dissertation, Lpz. 1873).
Marcus Licinius Crassus, wie mehrere seiner Ahnen Dives, d. i. der Reiche, zubenannt, der Triumvir, geb. vor 115 v. Chr., flüchtete
vor der Marianischen Partei 85 nach Spanien und ging 83 zu Sulla, als dieser in Italien
[* 10] gelandet war. Unter ihm zeichnete er
sich als Legat aus, namentlich in der Schlacht, die gegen die Samniter vor den ThorenRoms geliefert wurde.
Um jene Zeit legte Crassus den Grund zu seinem Reichtum, indem er bei Gelegenheit der Sullanischen Proskriptionen die Güter der
Geächteten und flüchtigen Grundbesitzer zu Spottpreisen ankaufte.
Als Prätor besiegte er 71 den Spartacus (s. d.), den Anführer der
empörten Sklaven, in Lucanien und erhielt dafür die Ehre des kleinen ^[]
Triumphs. Im folgenden Jahre ward er Konsul mit
Pompejus, dessen wachsende Macht in Crassus heftige Eifersucht erregte. Nach seinem Konsulat, während dessen er das Volk einmal
an 10000 Tischen bewirtete und ihm auf 3 Monate Getreide
[* 11] austeilen ließ, lebte er lange nur mit der Verwaltung
seines Vermögens beschäftigt, das zuletzt nach Plutarch 7100 Talente (ungefähr 30 Mill. M.) überstieg; Plinius schätzt
seinen Besitz auf 200 Mill. Sesterzien (35 Mill. M.). Im J. 65 war er Censor mit Gajus Lutatius Catulus; ihre Uneinigkeit bewirkte
aber, daß sie keinen Census hielten und ihr Amt niederlegten.
Als Cäsar, der mit Crassus innige Freundschaft geschlossen hatte, 60 mit Pompejus sich verband, hielt er es für
wünschenswert, Crassus mit Pompejus auszusöhnen, um die pekuniäre Unterstützung des erstern durch den Bund mit dem letztern
nicht zu verlieren. So entstand das sog. erste Triumvirat. Im J. 56 ward der Bund zu Lucca
[* 12] erneuert. Im
J. 55 bekleidete Crassus mit Pompejus das Konsulat, und das von dem Volkstribun Trebonius eingebrachte Gesetz gab den beiden Konsuln
Provinzen auf 5 Jahre. Crassus ging noch vor Ablauf
[* 13] seines Amtsjahrs in das ihm zugefallene Syrien, von wo aus er die
Parther, die bereits mit dem von Rom abhängigen Armenien den Kampf begonnen hatten, bekriegen wollte.
Nach einem Einfall in Mesopotamien, das sich größtenteils unterwarf, kehrte er 54 nach Syrien zurück, wo er Städte und Tempel,
darunter auch den zu Jerusalem ausraubte. Im J. 53 ging er mit sieben Legionen, 4000 Reitern und ebensoviel
Leichtbewaffneten wieder über den Euphrat. Der Partherkönig Orodes übertrug den Krieg gegen Crassus seinem Feldherrn Surenas,
während Orodes selbst gegen Artavasdes, den König von Armenien, zog, der vergeblich Crassus aufforderte, die röm. Macht mit
der seinen zu verbinden.
Auch den Rat seines Quästors Cassius, den Euphrat herab gegen Seleucia zu ziehen, verschmähte Crassus und folgte
der verräterischen Führung des arab. Fürsten Abgaros durch die Wüste. Hier erwarteten ihn die Parther. Bei
dem Flusse Balissos (jetzt Belik) kam es zu einer für die Römer
[* 14] verderblichen Schlacht, in der des Crassus Sohn, Publius, fiel,
der sich in Gallien unter Cäsar ausgezeichnet hatte. Crassus trat den Rückzug an und folgte, von seinem Heere
gezwungen, 9. Juni 53 der Einladung des Surenas zu einer Unterredung, während deren er verräterisch getötet wurde. Cassius
war schon vorher mit 500 Reitern nach Syrien entkommen; die übrigen Römer wurden größtenteils getötet oder zu Gefangenen
gemacht. Eine noch erhaltene Biographie des Crassus schrieb Plutarch.