Cranmer
,
Thomas,
Erzbischof von
Canterbury, der
Reformator der anglikanischen
Kirche, geb. 1489 zu Aslacton in der
Grafschaft
Northampton aus einer altnormännischen Adelsfamilie, begann in
Cambridge das
Studium der
Theologie,
ward 1524
Professor daselbst
und erwies sich 1528 hinsichtlich des
Scheidungs- und Wiederverheiratungsprojekts des
Königs
Heinrich VIII.
als ein so kluger Ratgeber, daß der König ihn sogleich zu seinem
Kanzler ernannte und ihm befahl, seine
Ansicht in einer
Schrift weiter auszuführen, welche Cranmer
1530 in
Rom
[* 2] dem
Papst vorlegte.
Heinrich VIII. ernannte ihn 1532 zum
Erzbischof von
Canterbury. Als aber der König 1533 seine Vermählung
mit
Anna
Boleyn öffentlich bekannt machte, erfolgte von
Rom ein Bannstrahl, infolge dessen sich
Heinrich auf Cranmers
Rat 1534 für
das alleinige weltliche und geistliche Oberhaupt des
Reichs erklärte (s.
Anglikanische Kirche).
Alles
Gute, welches bei der
despotischen Verfahrungsweise und den katholischen
Neigungen des
Königs dennoch geschah, dankt die
Nation
Cranmers
14jährigem
Ministerium.
Ungehemmter gedieh die
Sache der
Reformation unter
Eduard VI., und Cranmer
gebührt der
Ruhm, tüchtige
Professoren, z. B.
Martin
Bucer
und
Peter
Martyr, berufen und gründlichen theologischen
Studien den Weg gebahnt zu haben. Als aber 1553 die blutige
Maria
den
Thron
[* 3] bestieg, brach eine dreijährige schwere
Haft seine
Kraft
[* 4] so, daß er sich durch die Vorspiegelung vollständiger
Verzeihung zum
Widerruf bewegen ließ; als er denselben jedoch vor allem
Volk wiederholen sollte, klagte er sich desselben
vielmehr an und wurde darauf zum Feuertod verurteilt und 1556 zum
Scheiterhaufen geführt. Seine Werke
wurden gesammelt herausgegeben von Jenkins
(Oxford
[* 5] 1834, 4 Bde.), seine
»Memorials« von Strype (Lond. 1794; neue Ausg., Oxf.
1840, 2 Bde., u. öfter) und von
Barnes (das. 1853, 2 Bde.).
Biographien Cranmers
lieferten Gilpin (1784), Todd (Lond. 1831, 2 Bde.)
und
Norton
(New York 1863).