Titel
Cramer
,
1) Gabriel, Mathematiker, geb. zu Genf, [* 3] ward hier Professor der Mathematik, später der Philosophie, starb auf einer Reise zu Bagnoles in Languedoc Seine »Introduction à l'analyse de lignes courbes algébriques« (Genf 1750) machte Epoche und steht noch jetzt in ¶
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Ansehen. Auch besorgte er die Ausgabe von Wolfs »Elementa matheseos« (Genf 1732-42, 5 Bde.) und der Werke und Briefe der Brüder Johann und Jakob Bernoulli (das. 1742 und 1744).
2) Johannes Andreas, berühmter Kanzelredner und Kirchenliederdichter, geb. 1723 zu Jöhstadt im sächsischen Erzgebirge, ward 1748 Prediger zu Kröllwitz bei Magdeburg, [* 5] 1750 Oberhofprediger in Quedlinburg, [* 6] 1754 deutscher Hofprediger in Kopenhagen [* 7] und 1765 zugleich Professor der Theologie daselbst, 1771 Superintendent in Lübeck [* 8] und 1774 erster Professor der Theologie in Kiel. [* 9] 1784 zum Kanzler und Kurator der Universität ernannt, starb er daselbst. Er stiftete ein homiletisches Institut, gründete das erste Schullehrerseminar für Schleswig-Holstein [* 10] und gab den Herzogtümern einen verbesserten Katechismus und ein neues Gesangbuch. Am bekanntesten sind unter seinen Werken seine »Sämtlichen Gedichte« (Dessau u. [* 11] Leipz. 1782, 3 Bde.) und seine »Hinterlassenen Gedichte«, woraus viele Lieder in die Gesangbücher übergegangen sind.
3) Karl Friedrich, Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. zu Quedlinburg, studierte in Göttingen,
[* 12] wo er eine Zeitlang Mitglied des Hainbundes war, ward sodann Privatdozent an der Universität Kiel, 1775 außerordentlicher und 1780 ordentlicher
Professor der griechischen und orientalischen Sprachen daselbst. Wegen seiner Sympathien für die französische Revolution 1794 entlassen,
legte er in Paris
[* 13] eine Buchhandlung an, hatte jedoch mit der Unternehmung kein Glück und nährte sich lediglich
durch schriftstellerische Arbeiten. Er starb in Paris. Cramer
schrieb: »Klopstock. Er und über ihn« (Hamb. 1779-92, 5 Bde.);
»Klopstock in Fragmenten aus Briefen von Tellow an Elisa« (das. 1777, 2 Bde.);
»Tagebuch aus Paris« (Par. 1800, 2 Bde.);
er übersetzte vieles aus dem Französischen und aus dem Deutschen ins Französische, z. B. Klopstocks »Hermannsschlacht«, Schillers
»Jungfrau von Orléans« u. a. Auch für die Musik hat Cramer
manches Gute geleistet;
er redigierte 1789-98 das »Musikalische Magazin«, die »Polyhymnia« (Sammlung von Opern etc. berühmter Meister) und schrieb: »Kurze Übersicht der Geschichte der französischen Musik« (Berl. 1786).
4) Karl Gottlob, einer der fruchtbarsten und seiner Zeit gelesensten Romanschriftsteller, geb. zu Pödelitz bei Freiburg [* 14] a. U., widmete sich anfangs dem Forstfach, studierte später Theologie in Leipzig [* 15] und Wittenberg, [* 16] lebte ohne Anstellung in Weißenfels, [* 17] dann zu Naumburg [* 18] und seit 1795 als herzoglich sächsischer Forstrat und Lehrer an der Forstakademie zu Dreißigacker bei Meiningen; [* 19] starb in Meiningen. Sein erster Roman war »Karl Saalfeld, [* 20] oder Geschichte eines relegierten Studenten« (Leipz. 1782),
dem über 40 grausige Ritter- und Spitzbubengeschichten voll der rohesten Plattheiten folgten, darunter sein bester und bekanntester Roman: »Leben und Meinungen, auch seltsame Abenteuer Erasmus Schleichers, eines reisenden Mechanikus« (das. 1789-91 u. öfter, 4 Bde.).
5) Johann Baptist, Klavierspieler und Komponist, geb. zu Mannheim
[* 21] als Sohn des Violinspielers Wilhelm Cramer
, kam in früher
Jugend mit seinem Vater nach London
[* 22] und erhielt von demselben auch den ersten Unterricht in der Musik. Nachdem
er sich unter Leitung Clementis vervollkommt und noch durch das Studium der Werke Bachs und Händels seinen Geschmack geläutert
hatte, konnte er bei seinem ersten öffentlichen Auftreten im 17. Jahr Bewunderung erregen. Nach längern
Reisen, unter andern
nach Wien,
[* 23] wo er die schon in London geschlossene Freundschaft mit Haydn erneuerte und auch von Beethoven
ausgezeichnet wurde, ließ er sich in London als Lehrer nieder.
Von 1832 an lebte Cramer
eine Reihe von Jahren in Paris, wandte sich aber gegen 1845 wieder nach London. Er starb in Kensington
bei London. Außer einer großen Anzahl von Sonaten, Konzerten, Duos etc. für Klavier und andern Werken für
Kammermusik hat er seinen Namen besonders berühmt gemacht durch seine Etüden; anfangs nur zu dem Zweck geschrieben, zum Vortrag
der Werke S. Bachs vorzubereiten, wurden dieselben bald in der ganzen musikalischen Welt die Grundlage gediegenen und geschmackvollen
Klavierspiels durch die seltene Verbindung vorzüglicher technischer Brauchbarkeit mit echtem musikalischen Gehalt.
6) John Anthony, engl. Philolog, geb. 1793 zu Mitlödi in der Schweiz [* 24] aus einer deutschen Familie, studierte in England, wurde 1822 Pfarrer zu Binsey in der Grafschaft Oxford, [* 25] 1831 Prinzipal der New Inn Hall [* 26] in Oxford und Orator der dortigen Universität, 1842 Professor der neuern Geschichte zu Oxford; starb in Brighton. Unter seinen Werken, von denen die meisten auch in Deutschland [* 27] Anerkennung fanden, sind hervorzuheben: »Description of ancient Italy« (Lond. 1826, 2 Bde.);
»Description of ancient Greece« (das. 1828, 3 Bde.);
»Description of Asia Minor« (das. 1832, 2 Bde.);
»Anecdota graeca codicum manuscriptorum bibliothecae Oxoniensis« (Oxford 1834-37, 4 Bde.);
»Anecdota graecae codicibus manuscriptis bibliothecae regiae Parisiensis« (das. 1839-41, 4 Bde.);
»Catenae graecorum patrum in Novum Testamentum« (das. 1839-44, 8 Bde.);
»Study of modern history« (das. 1843).
7) Karl Eduard, Botaniker, geb. zu Zürich, [* 28] studierte daselbst und in Freiburg, habilitierte sich 1855 in Zürich an der Universität, wurde 1861 Professor der Botanik am dortigen Polytechnikum und schuf das pflanzenphysiologische Institut mit Garten [* 29] und Gewächshaus. 1880 wurde er Professor an der Universität und 1882 Direktor des botanischen Gartens. Er schrieb: »Pflanzenphysiologische Untersuchungen« (mit Nägeli, Zürich 1855-58, 2 Hefte);
»Untersuchungen über die Ceramiaceen« (das. 1863);
»Bildungsabweichungen bei einigen wichtigen Pflanzenfamilien« (das. 1864);
»Über einige Meteorstaubfälle und den Saharasand« (in den »Schweizerischen meteorologischen Beobachtungen« 1868);
»Fossile Hölzer der arktischen Zone« (in Nägelis »Flora fossilis arctica«);
auch arbeitete er über den Gitterrost der Birnbäume, über die geschlechtslose Vermehrung des Farnprothalliums und über Textilfasern.