Titel
Cowley
(spr. kaulĭ), 1) Abraham, engl. Lyriker, geb. 1618 zu London, [* 2] besuchte die Westminsterschule, wo er in seinem 15. Jahr eine Sammlung von Gedichten: »Poetical blossoms«, herausgab. Auch als Student zu Cambridge dichtete er in lateinischer und englischer Sprache. [* 3] Im J. 1643 durch die Puritaner vertrieben, begab er sich nach Oxford, [* 4] wo er eine Satire »The puritan and the papist« noch in demselben Jahr veröffentlichte. In Englands Bürgerkriegen Anhänger der königlichen Partei, geriet er in Gefangenschaft und erhielt erst die Freiheit durch Cromwells Tod. Er zog sich vom öffentlichen Leben zurück und widmete sich den Naturwissenschaften, die er durch sein »Liber plantarum« (Lond. 1662-78) förderte. Er starb zu Chertsey in Surrey. Sein episches Gedicht »Davideïs« (zuerst in seinen »Poems«, Lond. 1656) blieb unvollendet. Er verstand es, die steifen, hergebrachten Formen der englischen Lyrik durch Kühnheit und Fülle der Gedanken und Kraft [* 5] des Ausdrucks zu beleben, und erreicht in seinen anakreontischen Liedern fast die Frische der griechischen Vorbilder.
Diese sowie alles, was bei Cowley
die
Sprache des
Herzens redet, erwarben ihm das
Lob der Zeitgenossen und ziehen
noch heute den
Leser an. Die prosaischen
Aufsätze zeichnet ein klarer, leichter
Stil aus. Seine »Works« erschienen zuerst 1669,
dann mit einer
Biographie von Sprat 1680, am vollständigsten
London 1780, von
Aikin mit Anmerkungen 1802 und öfter. Eine Auswahl
der Gedichte veröffentlichte R.
Anderson in seinen »British poets« (Bd.
5). Eine
Ausgabe der »Prose works« erschien 1826, der
»Essays« 1867.
2) Henry Wellesley, Lord, engl. Staatsmann, Bruder des Herzogs von Wellington, geb. arbeitete seit 1795 als Sekretär [* 6] auf dem Auswärtigen Amt, begleitete 1796 Lord Malmesbury als Attaché auf den Kongreß in Lille, [* 7] dann seinen zum Generalgouverneur von Indien ernannten Bruder als Privatsekretär, ward Kommissar in Maissur und vermochte im Juli 1801 den Nabob von Audy zur Abtretung eines Gebiets von 1 Mill. Pfd. Sterl. jährlicher Einkünfte, dessen Verwaltung er erhielt. Im J. 1803 kehrte er nach England zurück und ward 1807 Parlamentsmitglied für den Flecken Eye in Suffolk sowie Sekretär des Schatzamtes unter dem Ministerium des Herzogs von Portland und 1809 Gesandter in Madrid, [* 8] wo er bis 1822 blieb.
Lord Paget entführte ihm inzwischen in
England seine
Frau, eine Tochter des
Grafen von
Cardigan, worauf er sich, nachdem 1810 durch
Parlamentsakte seine
Ehe getrennt worden, 1816 mit der Tochter des
Marquis von
Salisbury verheiratete.
Schon 1808 war
er Mitglied des
Geheimen
Rats, 1812
Ritter des
Bathordens geworden. Vom Mai 1823 bis
August 1831 war er britischer
Botschafter
am österreichischen
Hof,
[* 9] 1828 ward er
Peer. Bei den
Whigs stand
Lord Cowley
nicht in
Gunst, und erst als
Sir
Robert
Peel 1841 ans Staatsruder trat, erhielt er als Nachfolger
Lord
Granvilles den Botschafterposten in
Paris.
[* 10] Als die
Whigs 1846 wieder
ans
Ruder kamen, machte
Lord Cowley
dem
Marquis von
Normanby Platz. Er lebte fortan in
Paris und starb hier
3) Henry Richard Charles Wellesley, Graf, engl. Diplomat, Sohn des vorigen, geb. widmete sich der diplomatischen Laufbahn, ward Gesandtschaftsattaché seines Vaters in Wien, [* 11] 1832 Legationssekretär zu Stuttgart [* 12] und 1843 zu Konstantinopel, [* 13] wo er seit Juli 1846 während Sir Stratford Cannings Abwesenheit ein Jahr lang als Geschäftsträger fungierte. Der Tod seines Vaters rief ihn nach England und ins Oberhaus; doch ward er schon im Januar 1848 zum Gesandten in der Schweiz [* 14] ernannt und bald darauf nach Frankfurt [* 15] versetzt, um England bei der neugeschaffenen Zentralgewalt zu vertreten. Er protestierte dort gegen den Eintritt Gesamtösterreichs in den Deutschen Bund. Nach Restitution des Bundestags wurde er bei diesem beglaubigt. Anfang 1852 zum Gesandten in Paris, dem damals wichtigsten Posten der britischen Diplomatie, ernannt, behauptete er sich auf demselben unter allem Wechsel der englischen Ministerien, ¶
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vertrat England als zweiter Bevollmächtigter bei den Friedensverhandlungen von 1856, schloß den Frieden mit Persien
[* 17] und erhielt dafür den Titel eines Viscounts Dangan und Grafen Cowley.
Als der Ausbruch des italienischen Kriegs drohte, ging er in
vertrauter Sendung nach Wien; doch gelang es ihm nicht, das Einvernehmen zwischen Frankreich und Österreich
[* 18] herzustellen und so den Krieg abzuwenden. Ende 1867 reichte er seine Entlassung als Gesandter ein und lebte seitdem auf seinen
Besitzungen von allen öffentlichen Geschäften zurückgezogen; erstarb