Courtrai
(spr. kurträ, holländ.
Kortrijk), Hauptstadt eines
Arrondissements in der belgischen
Provinz
Westflandern, 4 km
von der französischen
Grenze, zu beiden Seiten der schiffbaren
Lys,
Knotenpunkt an der
Bahn
Gent-Tournai, ist gut gebaut, mit
alten
Mauern umgeben, hat zahlreiche
Kirchen (bemerkenswert sind die Martinskirche aus dem 12.
Jahrhundert, 1862 vom
Blitz getroffen
und bis auf die
Mauern ausgebrannt, seitdem wieder aufgebaut, und die 1238 gegründete Frauenkirche mit der Grabkapelle der
alten
Grafen von
Flandern und einer Aufrichtung des
Kreuzes von
van Dyck), ein schönes gotisches
Rathaus (1526 erbaut, neuerdings
restauriert, mit Fresken von
Guffens und
Swerts), einen Belfried, eine
Börse und (1884) 28,202 Einwohner,
welche berühmtes Tafelleinen,
Blonden,
Spitzen etc. fabrizieren (hier und in der Umgegend 5400 Handwebstühle und acht
Fabriken
mit mechanischen
Webstühlen), auch bedeutende
Färbereien und große
Bleichen unterhalten. Etwa 6000
Menschen beschäftigen
sich mit der Anfertigung von
Spitzen. Der in der Umgegend gewonnene
Flachs ist sehr gesucht. Courtrai
hat eine
Malerakademie mit
Museum, eine höhere Knabenschule,
Industrieschule und ist Sitz eines
Tribunals, eines Handelsgerichts und
einer
Handelskammer. - Courtrai
hieß im
Altertum Cortoriacum und lag in Gallia belgica. Im
Mittelalter hatte es lange erbliche
Kastellane
aus dem
Haus Nevel.
Bei Courtrai
wurden mehrere
Schlachten
[* 2] geschlagen, unter denen die merkwürdigste die berühmte
Sporenschlacht
ist, in welcher die
Franzosen unter
Robert von
Artois von den
Flamändern (hauptsächlich
Webern aus
Gent
[* 3] und
Brügge)
unter
Johann,
Grafen von
Namur,
[* 4] völlig besiegt wurden. An 6000 französische
Reiter blieben auf dem Schlachtfeld, auf welchem
die
Sieger 4000 goldene
Sporen, eine Auszeichnung der französischen
Ritterschaft, sammelten. Eine kleine
Kapelle (1831 errichtet) bezeichnet vor dem
Genter
Thor das Schlachtfeld.
Karl VI. rächte diese
Niederlage durch die
Plünderung und Zerstörung von Courtrai
nach der siegreichen
Schlacht von Rosebeck.
Auch in den
Kriegen zwischen
Frankreich und
Spanien
[* 5] im 17. Jahrh., während welcher es vom
Aachener (1668)
bis zum
Nimwegener
Frieden zu
Frankreich gehörte, hatte Courtrai
durch wiederholte Belagerungen mancherlei Drangsale zu erdulden,
nicht weniger in den
Revolutionskriegen, wo es im Mai 1794 nach heftigen
Gefechten in die
Hände der
Franzosen fiel. Am fand
bei Courtrai
ein
Gefecht zwischen 8000 Mann
Sachsen
[* 6]
und andern deutschen
Truppen unter Thielemann gegen die
Franzosen
unter
Maison statt, welches für die erstern ungünstig ausfiel.