Courtelary.
Amtsbezirk des Kantons Bern,
ganz im
Jura gelegen. Fläche: 26670 ha. Hauptort: Courtelary.
Umfasst folgende 19 Gemeinden:
Corgémont,
Cormoret,
Cortébert, Courtelary
,
La Ferrière,
La Heutte,
Mont Tramelan,
Orvin,
Péry,
Plagne,
Renan,
Romont,
St. Immer,
Sonceboz-Sombeval,
Sonvilier,
Tramelan Dessous,
Tramelan Dessus,
Vauffelin und
Villeret. Zusammen 2469
Häuser
mit 27538 Ew. in 5598 Haushaltungen; 24475 Reformierte und 3014 Katholiken; 21580 Ew. französischer und 5633 deutscher Zunge.
Grenzen: Im W. und SW. der Kanton Neuenburg
(Bez.
Val de Ruz und La Chaux de Fonds),
im N. das
Plateau der
Freiberge, im O. der Amtsbezirk
Münster und Kanton Solothurn,
im S. die Amtsbezirke
Büren,
Biel und Neuenstadt.
Eine natürliche Grenze hat der Bezirk blos im S., im
Kamm des
Chasseral.
Die zuerst in wö., dann in ns. Richtung fliessende
Schüss teilt den Bezirk der Länge nach in zwei ungefähr
gleich grosse Hälften. Bergketten: Im S. der
Chasseral mit seiner Vorkette
Montagne de l'Envers und
Spitzberg; im N. der
Monto
und der
Sonnenberg oder
Montagne du Droit; im W. der
Mont Sagne und endlich im SW. der
Roc Mil Deux. Diese
Ketten umschliessen das schöne Thal der
Schüss oder Thal von
St. Immer, das bis
La Reuchenette als Längsthal von W.-O. zieht.
Nachdem es sich zwischen den Vorketten des
Chasseral und
Monto bei
Sonceboz ein erstes Mal verengert hat, erweitert es sich
wieder zum Thal von
La Heutte, um endlich bei
La Reuchenette in den plötzlich nach S. umbiegenden mächtigen
Erosionsriss überzugehen, der unter dem Namen der Gorges de
Reuchenette und des
Taubenlochs bekannt ist. Der das
Thal im N.
begleitende
Sonnenberg bildet einen einheitlichen, mit dichten Tannenwaldungen bestandenen Hang, der nur an zwei
Stellen,
nö.
St. Immer und n.
Cortébert, angeschnitten ist. Der S.-Rand, die Chasseralkette, ist dagegen von einer ganzen Reihe von
Comben und
Schluchten wechselnder Grösse und Bedeutung durchfurcht. Solche sind, von W. aus gezählt: die Poëte
Combe s. Les
Convers,
Combe de
Renan,
Combe du
Château d'Erguel,
Combe Grède s.
Villeret und La
Chenau s.
Cortébert. Alle
diese
Risse gestatten den mehr oder weniger leichten Aufstieg zum
Chasseral.
Ins St. Immerthal münden von N. bei
Sonceboz das
Thal der
Pierre Pertuis und
von S. zwischen
Sonceboz und
La Heutte die
Combe des
Métairies de Nidau,
in die Gorges de
Reuchenette von
O. bei
La Reuchenette die
Combe de Péry und von W. bei
Frinvillier das Thal von
Orvin. Daneben liegen im Bezirk Courtelary
noch
das Hochplateau von
La Ferrière (1010 m), die torfige Mulde von
Les Pontins (am
N.-Hang des
Chasseral), das Thal von
Vauffelin
und endlich der obere Abschnitt des
Thales von
Tramelan.
Die hauptsächlichsten fliessenden Gewässer sind die Schüss, die von links die Doux und den Bach der Combe de Péry und von rechts den Chenau, den Bach der Combe Grède, den Bez und den Bach von Orvin aufnimmt; die zur Birs gehende Trame.
Der Amtsbezirk Courtelary
erstreckt sich auf eine Länge von 40 km und eine maximale Breite von 8-10
km. Sein Boden ist der grossen Höhenlage wegen
(La Heutte 614 m,
Renan 905 m,
La Chaux d'Abel 1010 m) im Allgemeinen wenig
ergibig, doch baut man an
Stellen, wo ihm grosse Sorgfalt zugewendet wird, Getreide und ausgezeichnete
Gemüse, und auch die Obstbäume gedeihen
im Thal von
St. Immer noch gut. Dieses ist überhaupt zusammen mit dem Thal von
Orvin
der wärmste und fruchtbarste Teil des Bezirkes. Grosse Flächen nehmen
Wiesen und Bergweiden ein; ebenso die an den Berghängen
in dichten Beständen stockenden, auf den Hochflächen aber lichtern Tannenwaldungen. Klima sehr gesund;
der Sommer ist angenehm, der Winter lang und kalt; die untern Abschnitte des
Thales haben häufige Nacht- und besonders Morgennebel.
Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Ackerbau, Hornvieh- und Pferdezucht, Uhrenindustrie und Holzhandel.
Die Bodenfläche verteilt sich auf:
ha | |
---|---|
Aecker und Gärten | 3782 |
Baumgärten und Wiesen | 5175 |
Bergweiden | 8229 |
Wald | 6854 |
Unproduktives Land | 2630 |
: | 26670 |
Von den 3782 ha Aecker und Gärten entfallen auf
ha | |
---|---|
Getreide | 970 |
Knollengewächse | 444 |
Futterkräuter | 2301 |
Andere | 67 |
¶
mehr
Grosse Steinbrüche auf hellgelben Jurakalk in La Reuchenette, Courtelary
und St. Immer. Dieser letztgenannte, am Hang des Chasseral
gelegene Bruch hat den schönen am neuen Bundesgebäude zu Bern
zur Verwendung gekommenen Baustein geliefert. In Glazialschutt
eine Reihe von Sandgruben, so an der Strasse Sonceboz-Pierre Pertuis; bei Les Pontins (N.-Hang des Chasseral)
grosse Torfgruben.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 7799 | 8103 | 8048 |
Pferde | 1049 | 947 | 1161 |
Schweine | 1511 | 3148 | 2915 |
Ziegen | 764 | 895 | 537 |
Schafe | 1314 | 941 | 662 |
Bienenstöcke | 959 | 1233 | 1588 |
In der Schüss werden Forellen gefangen, doch vermindert sich ihr Fischreichtum mit der Zunahme der Fabriktätigkeit
an den Ufern des Flusses. In Bezug auf die industrielle Tätigkeit steht die Uhrenmacherei an der Spitze, die im Thal von St. Immer
und in Tramelan zwei ihrer grossen Zentren hat. Papierfabrikation aus Lumpen in Courtelary
, aus Holzfaser in Rondchâtel;
in Sonceboz und Corgémont Fabriken von Ebauches, in Cormoret Eisenwalzwerk und Konservenfabrik;
Ziegeleien
in Courtelary
, Corgémont und Tramelan Dessous;
Portlandzement und hydraulischer Kalk in La Reuchenette und Rondchâtel.
Ausgezeichneter und weitherum bekannter Käse in La Chaux d'Abel. Die Schüss treibt mehrere grosse Fabriken und zwei Elektrizitätswerke (in Sonceboz und Péry). Der grössere Teil des Bezirkes erhält elektrisches Licht und Kraft vom Elektrizitätswerk La Goule am Doubs. Alle Dörfer des Thales von St. Immer sind elektrisch beleuchtet und mit Hochdruckwasserversorgung versehen, die ein vollständiges Hydrantennetz speist und Brauchwasser in die Häuser abgibt.
Sekundarschulen in St. Immer, Corgémont und Tramelan Dessus; in St. Immer ausserdem noch eine Uhrenmacher- und Mechanikerschule
und eine Haushaltungsschule. Courtelary
hat das Bezirkswaisenhaus, die Bezirksersparniskasse und die zentrale Armenkasse,
während die Altersasyle für Männer und Frauen und der Bezirksspital sich in St. Immer befinden; die kantonale Erziehungsanstalt
für verwahrloste Kinder französischer Zunge auf dem Pré aux Bœufs bei Sonvilier. Im Amtsbezirk Courtelary
erscheinen zwei
Zeitungen.
Fünf interessante und malerische Strassen, von denen drei grossartige Naturschönheiten bieten, verbinden den Bezirk mit seinen Nachbargebieten: Im S. die Strasse von Biel durch das Taubenloch und über La Reuchenette nach Sonceboz;
im O. die von Tavannes über die Pierre Pertuis nach Sonceboz;
im N. die von Tramelan über den Sonnenberg (Montagne du Droit) und die von den Freibergen über La Ferrière und La Cibourg nach St. Immer;
im SW. endlich die vom Val de Ruz über Le Bugnenet nach St. Immer. Vier Eisenbahnlinien: Sonceboz-Tavannes, Sonceboz-St. Immer-La Chaux de Fonds, Saignelégier-La Chaux de Fonds und Tavannes-Tramelan. Zu bemerken ist, dass die einstige Zweiglinie Les Convers-Renan der Jura Neuchâtelois Bahn von der Haltestelle Le Creux an eingegangen ist, dass man deren Schienen u. Schwellen entfernt hat und dass der Tunnel zwischen Le Creux und Les Convers z. T. eingestürzt ist.