Courroux
,
deutsch
Lüttelsdorf (Kt. Bern,
Amtsbez. Delsberg).
420 m. Gem. und Pfarrdorf, in fruchtbarer
Ebene schön gelegen, an der Mündung
der
Scheulte in die
Birs, an der Strasse
Courchapoix-Delsberg und 2 km ö.
Delsberg. Postbureau; Postwagen
Delsberg-Montsevelier.
Gemeinde, mit
Courcelon: 175
Häuser, 1333 kathol. Ew.; Dorf: 117
Häuser, 1067 Ew. Landwirtschaft, Holzhandel,
Mühle; Uhrenmacherei und Seidenweberei als Hausindustrie. Vor den N.-Winden ist Courroux
geschützt durch den bewaldeten
Bergzug des
Bambois, der von den
Schluchten der
Birs bis zur
Solothurner Grenze zieht und dessen höchster Punkt, der
Roc de Courroux
(848 m) eine prachtvolle Aussicht auf das ganze Thal gewährt.
Obwohl mitten im grossen Eisenerzbecken der
Schweiz gelegen, hat Courroux
selbst nur eine einzige Eisenmine (am
Cras des
Vignes);
die grossen Stollenwerke liegen s. und w.
Delsberg.
Eisen wurde in dieser Gegend schon von
Alters her ausgebeutet und das Erz
in kleinen nahe den Waldungen aufgestellten Hochofen geschmolzen. 1146: Lutoltestorf; 1148: Corolt; 1258:
Corou. Wahrscheinlich von Curtis rufus = rotem
Hof, Gehöfte herzuleiten, so genannt wegen des durch Eisenoxyd rostbraun gefärbten
Bodens der Umgebungen.
Vorrömische Siedelung bei der
Roche de Courroux
, gegenüber der
Vorburg, wo die römische Strasse durchzog. Dank seiner Lage
an der Kreuzung der grossen Jurastrassen
Biel-Pierre
Pertuis-Basel und
Delsberg-Les
Rangiers-Pruntrut (und
von da ins Herz Galliens) ist der
Ort schon seit den ältesten Zeiten besiedelt gewesen, was zahlreiche Funde bezeugen: Gegenstände
aus der Steinzeit (Scherben von Töpferwaaren, Pfeilspitzen), gallische Münzen (mit dem Pferdekopf und Mistelzweig) und
eine Menge von Römermünzen (mit den Bildnissen des Augustus, Domitian, Hadrian etc).
Ausgrabungen in der Umgebung von Courroux
haben sehr alte Mauerreste, Scherben von römischen
Vasen und ein
Grab mit einem
Frauenskelet mit
Glas- und Bronzeschmuck blosgelegt. Halbwegs zwischen Courroux
und
Vicques, im Gewann Bellevie
(Bella via),
befindet sich der sog.
Cercle des
Fées, eine Art von rundem Erdwall mit
Graben; in den Waldungen des
Bambois
drei aufgerichtete Steine und endlich bei der Lokalität
La Roche au Jacques Feuersteingeräte (neuestens von Dr. Thiessing
entdeckt).
Courroux
war vom 12. bis 15. Jahrhundert Sitz der Edeln von Lütherlsdorf, Lütolsdorf oder Lütelsdorf, die später nach
Frankreich auswanderten und dort wahrscheinlich den Namen wechselten. Zweimal
wurde der
Ort verwüstet:
zuerst von den mit der römischen Ansiedelung aufräumenden Barbarenhorden und dann im 17. Jahrhundert (30 jährigen Krieg)
von den Schweden und den Kaiserlichen, die derart hausten, dass eine Anzahl der überlebenden Bewohner von Menschenfleisch
sich zu nähren gezwungen waren.
Heutige Kirche 1871 erbaut. Courroux
rühmt sich mit Recht seines während 36 Jahren amtenden Pfarrers
François Ferdinand Raspieler aus
Glovelier, des bekannten Verfassers verschiedener Andachtsbücher, eines «Recueil
de synonymes français» und des «Poème des Paniers» («paniers»
hiessen im Volksmunde die Krinolinen der
Damen des ausgehenden 18. Jahrhunderts). Dieses letztgenannte Werk, 700 in
Delsberger
Mundart (patois «vadait») geschriebene Verse umfassend, ist eine der schönsten
und orginellsten aller mundartlichen Dichtungen der
Schweiz und hat ihren ersten Herausgeber und Uebersetzer in die französische
Schriftsprache 1849 in Archivar Xavier
Kohler in
Pruntrut gefunden. Vergl. Abbé Daucourt. Dictionnaire historique des paroisses
du
Jura.