Courgenay
,
deutsch Jensdorf (Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut).
494 m. Gem. und Pfarrdorf, am
N.-Hang des
Lomont und am Fuss des
Mont Terri, an
der Strasse
Saint
Ursanne-Pruntrut und 4 km osö.
Pruntrut. Station der Linie
Delsberg-Delle. Postbureau,
Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Cornol und
Miécourt. Gemeinde, mit
Courtemautruy: 278
Häuser, 1568 zum grössten Teil kathol.
Ew.; Dorf: 211
Häuser, 1216 Ew. Ackerbau und Viehzucht; schöne Pferde, Geflügelzucht; Holzhandel; Uhrenmacherei; Obstpresse,
Mühle,
Säge; Zigarrenfabrik, Ziegelei, Strumpfwirkerei. Schönstes, bevölkertstes und wohlhabendstes
Dorf der
Ajoie oder Landschaft von
Pruntrut. Die Spalierrebe gedeiht ausgezeichnet. Zahlreiche
Brunnen; Hydranten. Die 1854-56
neu erbaute Kirche ist eine der schönsten der Gegend. Siedelung sehr alt, in den Urkunden aber erst seit 1139 erwähnt.
1139: Corgennaz; 1181: Corguinart; 1225: Corginnard; 1254: Corgenay. Einige Lokalhistoriker wollten in
der
Ebene von Courgenay
das Schlachtfeld sehen, auf dem Julius Cæsar die Schaaren des Ariovist geschlagen hat; neuere in
Kolmar 1898 veröffentlichte Untersuchungen haben jedoch erwiesen, dass der Schauplatz dieses Kampfes die ssw. Strassburg
im Elsass gelegene Gegend zwischen Epfig, Stotzheim
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mehr
und Andlau gewesen ist. 500 m w. der Station Courgenay
steht, zwischen zwei jungen Lindenbäumen, die sogen. Pierre Percée,
ein 2,4 m hoher und 2,3 m breiter Menhir von 30-40 cm Dicke, der in der Mitte von einem ovalen Loch durchbohrt ist und lange
Zeit für die Bewohner der ganzen Umgegend ein Gegenstand abergläubischer Furcht bildete. Unter einer
alten dieses Denkmal von einstigem Druidenkultus beschattenden Linde wurde im Mittelalter Gericht gesprochen (zuerst Volksgerichte,
dann Gerichtshof der «mairie» Alle). Nachgrabungen, die unter und um den
Monolithen vorgenommen wurden, sind ergebnislos geblieben; dagegen hat man in einiger Entfernung davon Trümmer aus
der Römerzeit, menschliche Gebeine und Stein-, Bronze- und Eisenwaffen gefunden.
Courgenay
litt stark unter den Verheerungen des 30-jährigen Krieges, wenn auch nicht in dem grauenhaften Masse, wie das 1 km
weiter nach O. gelegene und heute völlig verschwundene Dorf Courtemblin, an dessen Stelle jetzt die Mühle von La Terre
steht. Heimat des Führers der aufständischen Bauern der Ajoie, Pierre Péquignat oder Pétignat, der 1740 in Pruntrut enthauptet
und gevierteilt wurde und dessen im untern Teil des Dorfes, w. vom grossen Brunnen, stehendes Wohnhaus heute noch wohlerhalten
ist. Auch der 1846 in Algerien gestorbene General Comment war ein Kind Courgenay's.
Hier wohnte während
seiner letzten Lebensjahre der Maler Gandon.