Titel
Cosel
,
[* 3] 1) (Cossell)
Anna
Konstanze, Gräfin von, Geliebte
Augusts des
Starken, geb. auf Deppenau im Holsteinischen
als Tochter des dänischen Obersten v. Brockdorf, vermählte sich 1699 zu
Wolfenbüttel
[* 4] mit dem sächsischen
Kabinettsminister v.
Hoym, der sie, um sie vor den Verführungen des
Hofs zu sichern, auf seinen
Gütern wohnen ließ. Infolge
einer
Wette erreichte es der
Fürst von
Fürstenberg doch, daß König
August sie sah. Da dieser sich sofort wegen ihrer auffallenden
Schönheit in sie verliebte, ließ sie sich nach einigem Sträuben von ihrem
Gatten scheiden und wurde 1707 als
Reichsgräfin von Cosel
anerkannte Mätresse des
Königs.
Über neun Jahre behauptete sie sich in der Gunst des Königs und benutzte dieselbe zur Ansammlung eines großen Vermögens. Durch ihre Versuche, sich in die Regierung und die Politik einzumischen, machte sie sich aber die Minister, namentlich Flemming, zu Feinden. Als sie dem König 1716 nach Warschau [* 5] folgen wollte, ward sie unterwegs zur Rückkehr nach Dresden [* 6] genötigt, entfloh zwar nach Berlin, [* 7] wurde aber, da sie sich weigerte, das Dokument, in welchem der König sie und ihre Kinder anerkannt hatte, herauszugeben, 1716 in Halle [* 8] verhaftet und nach der Festung [* 9] Stolpen gebracht. Da sie jede Auskunft über den Verbleib ihres Vermögens verweigerte, ward sie in strengem Gewahrsam gehalten; ihre Briefe blieben vom König unbeachtet.
Nach dem
Tode des
Königs bot man ihr größere
Freiheit an, doch wollte sie nunmehr ihr Gefängnis nicht mehr verlassen. Sie
starb Sie war unbezweifelt eine der schönsten und geistreichsten
Frauen ihrer Zeit, hochgebildet
und besonders in der französischen Litteratur sehr bewandert, welche ihr in ihrer Gefangenschaft fast den einzigen
Genuß
gewährte. Von ihren mit
August erzeugten und 1724 legitimierten
Kindern war
Friedrich
August,
Graf von Cosel
, geb. 1712,
General der
Infanterie und
Kommandant der
Garde du
Korps, erbaute das Coselsche
Palais in
Dresden, legte den Cosel
schen
Garten
[* 10] an
und starb 1770 zu Sabor i. Schl.; eine Tochter,
Auguste
Konstanze, 1708-28, heiratete den Oberkammerherrn v.
Friesen, die zweite,
Friederike Alexandrine, 1709-84, den polnischen Großschatzmeister
Grafen Moczinski.
Vgl. K. v.
Weber,
Anna
Konstanze, Gräfin von Cosell
(im
»Archiv für sächsische Geschichte«, Bd. 9, 1870).
2)
Charlotte von, unter dem
Pseudonym
Adelheid von
Auer bekannt gewordene Schriftstellerin, geb. zu
Berlin als Tochter
des
Generals
v. Cosel
, lebt seit 1848 in
Schwedt
[* 11]
a. d. O. In einer größern Anzahl von
Romanen und
Erzählungen,
von denen wir »Fußstapfen im
Sand« (Berl. 1868),
»Modern«, Roman in Briefen (das. 1868; ¶
mehr
3. Aufl., das. 1880),
»Eine Barmherzige Schwester« (Schwerin [* 13] 1870),
»Achtzig Stufen hoch« (Stuttg. 1871),
»Aufgelöste Dissonanzen«, Novellen (Leipz. 1879),
»Im Labyrinth der Welt« (Berl. 1879),
»Lebende Bilder« (Leipz. 1880),
»Luftschlösser« (Berl. 1882) nennen, stellt sie modernes Leben mit entschiedenen, aber nicht aufdringlichen konservativen Tendenzen dar.