Corvin
-Wiersbitzki
,
Otto Julius Bernhard von, Schriftsteller, geb. zu Gumbinnen, [* 2] wo sein Vater Postdirektor war, wurde in den Kadettenhäusern zu Potsdam [* 3] und Berlin [* 4] erzogen und diente 1830-35 als preußischer Leutnant in Mainz, [* 5] wo er mit Fr. Sallet befreundet wurde, dann in Saarlouis. Nachdem er 1835 seinen Abschied genommen, lebte er in Frankfurt [* 6] a. M., seit 1840 in Leipzig, [* 7] wo er litterarischen Beschäftigungen oblag. Ein entschiedener Demokrat, nahm er im April 1848 am Aufstand in Baden [* 8] thätigen Anteil, kehrte auch im Mai 1849, nach vorübergehendem Aufenthalt in Berlin, nach Baden zurück, verteidigte als Bürgerwehroberst Mannheim [* 9] bis nach der Schlacht von Waghäusel gegen die Preußen, [* 10] wurde zuletzt Chef des badischen Generalstabs in Rastatt [* 11] und leitete die Verteidigung dieser Festung. [* 12]
Nach der Übergabe derselben standrechtlich zum Tod verurteilt, wurde er zu sechsjähriger Einzelhaft begnadigt und verbüßte diese im Zellengefängnis zu Bruchsal. Nach seiner Entlassung (Oktober 1855) ging er nach London, [* 13] wo er seine litterarischen Beschäftigungen wieder aufnahm. Während des nordamerikanischen Bürgerkriegs war er als Spezialkorrespondent der Augsburger »Allgemeinen Zeitung«, ebenso 1870/71 als Korrespondent der »Neuen Freien Presse« [* 14] auf dem Kriegsschauplatz thätig.
Seit 1874 lebte er zu Wertheim in Baden, von wo er später nach Leipzig übersiedelte. Er erfand das Corviniello (s. d.). Von seinen Schriften sind als die bedeutenden anzuführen: »Abriß der Geschichte der Niederlande [* 15] bis auf Philipp II.« (Leipz. 1841);
»Historische Denkmale des christlichen Fanatismus« (das. 1845, 2 Bde.; 5. Aufl. u. d. T.: »Pfaffenspiegel«, Rudolst. 1888);
»Illustrierte Weltgeschichte« (mit Held, Leipz. 1844-51, 4 Bde.);
»Geschichte der Aurora von Königsmark« (das. 1847);
»Erinnerungen aus meinem Leben« (Amsterd. 1861, 4 Bde.; 3. Aufl. 1880);
»Die goldene Legende« (Bern [* 16] 1875);
»Aus dem Zellengefängnis. Briefe 1848-56« (das. 1884). ¶