Coruña
,
La (spr. -runnja), span. Provinz in Galicien, nimmt den nordwestlichsten Teil der Iberischen Halbinsel ein, grenzt im O. an die Provinz Lugo, im S. an Pontevedra (Grenze der Ullafluß), im W. und N. an das Meer und hat ein Areal von 7973 qkm (144,8 QM.). Das Land ist von einem vielverzweigten System nicht sehr hoher Gebirge (bis 800 m) durchzogen, hat eine sehr zerrissene Seeküste, zahlreiche Buchten und Vorgebirge, weit in das Land hineinreichende Strandseen (rias) und viele Küstenflüsse, meist von kurzem Lauf, worunter der Tambre und Ulla die bedeutendsten sind.
Das Klima [* 2] ist verhältnismäßig kühl und feucht. Die Bevölkerung [* 3] beläuft sich auf (1878) 596,436 Seelen (1883 auf 613,474 berechnet); sie ist, mit 77 Einw. auf das QKilometer, ziemlich dicht, wenig in Städten konzentriert, vielmehr meist in kleinen, zu Gemeinden zusammengefaßten Gehöften und Weilern verstreut. Durch fortwährende Auswanderung nach den großen Städten und nach überseeischen Ländern verliert jedoch die Provinz regelmäßig einen Teil ihrer Einwohner.
Der Boden ist trotz seines gebirgigen Charakters sehr fruchtbar und gut angebaut, enthält herrliche Wiesengründe, Bergtriften und Waldungen. Die Getreideproduktion und Viehzucht [* 4] liefern über den eignen Bedarf der Provinz Exportartikel; sehr bedeutend ist auch die Seefischerei. Der Bergbau [* 5] ist noch wenig entwickelt. Die Industrie, welche Fortschritte aufweist, liefert gesalzene und geräucherte Fische [* 6] und Fleischkonserven, dann Artikel für den Bedarf der Fischerei [* 7] und Schiffahrt, Maschinen, Metallwaren, Glas, [* 8] Thonwaren, [* 9] Leder, Baumwollwaren, Leinwand, Tabak, [* 10] Schokolade, Hüte, Schuhwaren. Die Provinz besitzt auch eine größere Zahl ¶
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von Mineralquellen. Dem Handel dienen gute Häfen, vor allen Coruña
und Ferrol, letzteres zugleich der Hauptkriegshafen Spaniens.
Die Kommunikationswege sind im Innern noch nicht genügend entwickelt; an Eisenbahnen besitzt die Provinz bisher nur die Linie
von Lugo nach Coruña
und von Carril nach Santiago. Die Provinz umfaßt 14 Gerichtsbezirke (darunter Betanzos,
Carbalo, Ferrol, Padron, Santiago de Compostela).-
Die gleichnamige Hauptstadt liegt auf einer Halbinsel an der Bai (ria) von Coruña
, an der Galicischen Eisenbahn und ist einer der
ersten Handelsplätze Spaniens, mit prachtvollem, völlig gesichertem Hafen, der von Granitfelsen umschlossen und durch fünf
Forts stark befestigt ist. Die Stadt zerfällt in die Alt- oder Oberstadt, auf dem östlichen Teil der
Halbinsel, und in die neue Unterstadt, Pescaderia genannt, auf dem schmalen Isthmus. Sie hat 6 Kirchen, ein Bagno (ehemaliges
Kloster), eine nautische Schule, eine Kunstschule, mehrere wissenschaftliche und gemeinnützige Vereine und zählt (1884) 34,027
Einw. An industriellen Etablissements besitzt Coruña
eine große
Zigarrenfabrik (mit 2000 Arbeiterinnen), eine Glasfabrik, Schiffswerfte, Konservenfabriken, Baumwollweberei u. a.
Vom Hafen von Coruña
liefen 1880: 1319 Schiffe
[* 12] mit 270,000 Ton. aus und ebenso viele daselbst ein.
Die Ausfuhr (darunter Rindvieh, Sardinen, Konserven, Schokolade, Glas) hatte einen Wert von 23,5, die Einfuhr (darunter Getreide,
[* 13] Mehl,
[* 14] Branntwein, Baumwolle
[* 15] und Gewebe)
[* 16] einen solchen von 33,5 Mill. Pesetas. Coruña
ist Sitz des Gouverneurs,
eines Appellationsgerichts und mehrerer auswärtiger Konsulate (darunter eines deutschen). Am Nordufer der Halbinsel, 2 km
von der Stadt, steht der unter Trajan restaurierte, wie man vermutet, von den Phönikern oder Karthagern erbaute, 30 m hohe
Herkulesturm, der als Leuchtturm dient. - Coruña
soll von den Phönikern gegründet worden sein.
Unter der römischen Herrschaft hieß der im Gebiet der Artabrer gelegene Ort Caronium, ebenso im Mittelalter, später La Corogna. 1598 ward
es von den Engländern erobert und verbrannt, später befestigt. Am schlugen die Engländer bei
Coruña
die spanisch-französische Flotte. Als sich Ende 1808 der General Moore mit dem englischen Hilfskorps, das in Spanien
[* 17] hatte
eindringen wollen, vor den Franzosen nach Coruña
zurückzog, wurde er noch vor vollendeter Einschiffung von Soult angegriffen
und fiel im Kampf; Coruña
mußte sich 19. Jan. den Franzosen ergeben. Am wurde zu Coruña
vom Volk und von
den Truppen die Konstitution proklamiert; doch eroberte General Bourck die Höhen vor der Stadt, worauf diese 13. Aug. kapitulierte.