Titel
Corrodi,
1) Salomon, schweizer. Maler, geb. 1810 zu Zürich, ging im Alter von 20 Jahren nach Rom, der Heimat seiner Eltern, und bildete sich daselbst im Anschluß an die Landschaftsmaler der historischen Schule, Koch, Reinhart, Catel etc., in der Aquarellmalerei aus. Er erreicht in derselben eine Kraft und Tiefe der Farbe, die der Wirkung der Ölmalerei gleichkommen. Seine Motive wählt er hauptsächlich aus Venedig und der Umgebung Roms, wo er noch thätig ist. Zu seinen hervorragendsten Arbeiten gehören: der Comersee, die Villa Madama, eine Sammlung von Aquarellen für die Königin von England und eine Reihe venezianischer Ansichten.
2) August, schweizer. Dichter und Schriftsteller, geb. zu Zürich, war anfangs für das Studium der Theologie bestimmt, widmete sich dann (1847-51) auf der Kunstakademie zu München der Malerei und wurde 1862 Zeichenlehrer an den höhern Stadtschulen zu Winterthur. Im J. 1881 legte er diese Stelle nieder und lebte seitdem in Zürich, wo er starb. Seine. »Gedichte« (Kassel 1853) zeichnen sich durch sprachlichen Wohllaut, Humor und Gefühl für die Schönheit der Natur aus, die mit dem Auge des Künstlers aufgefaßt erscheint. Noch bedeutender sind seine im Schweizerdialekt abgefaßten epischen Gedichte: »De Herr Professor, Idyll usem Züripiet« (Winterth. 1858, 2. Aufl. 1872);
»De Herr Vikari, Winteridyll usem Züripiet« (das. 1858) und »De Herr Doktor. Herbstidyll usem Züripiet« (das. 1860, dramatisiert 1872).
Auch auf dem Gebiet der Novellistik versuchte sich Corrodi mit »Ein Buch ohne Titel« (St. Gallen 1855),
»Dur und Moll« (das. 1855),
»Waldleben« (das. 1856, mit anmutigen Märchen),
»Ernste Absichten«, ein Frühlingsbuch
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(das. 1860),
und »Blühendes Leben« (Roman, Bern 1870). Seine spätern Publikationen sind, abgesehen von zahlreichen Jugendschriften, die Lustspiele: »De Ritchnecht« (Zürich 1873) und »De Maler« (das. 1875);
»Immergrün in Gedichten und Geschichten« (Leipz. 1874);
»Eine Pfarrwahl«, Zeitbild in 5 Akten (Aarau 1877);
»D' Bademerfahrt«, Lustspiel in Züricher Mundart (Zürich 1879);
»Geschichten« (das. 1881, Bd. 1);
»Der Sang vom Ärger« (das. 1881);
»Wörtliche Bilder zu bildlichen Worten« (das. 1883) und das Lustspiel »Wie d' Warret würkt« (das. 1884).
Er gab auch »Shakespeare. Lebensweisheit, aus seinen Werken gesammelt« (Winterth. 1863) heraus, übersetzte R. Burns' Lieder ins Schweizerdeutsch (Winterth. 1870) und veröffentlichte »Robert Burns und Peter Hebel, eine litterarhistorische Parallele« (Berl. 1873) sowie auf dem Gebiet der Zeichenkunst »Studien zur Pflanzenornamentik« (Leipz. 1876) u. a.
3) Hermann, schweizer. Maler, Sohn von Corrodi 1), geb. 1844 zu Rom, bildete sich daselbst und in Paris und machte längere Studienreisen nach dem Orient. Breite, kräftige Pinselführung und frisches Kolorit, solide Technik und die dem eigenartigen Charakter jeder Gegend vortrefflich angepaßte effektvolle Stimmung sind Hauptvorzüge von Corrodis Gemälden. Das Monumentale sagt seinem Talent besonders zu, und er liebt die breite, mehr dekorative Behandlung im guten Sinn des Worts. 1878 erntete er mit der Ausstellung eines Cyklus von Bildern aus Cypern zu London großen Beifall; verschiedene davon wurden von der Prinzessin von Wales erworben, andre gingen in englische Privatsammlungen über, wie denn Corrodi überhaupt bei der englischen Aristokratie in hohem Ansehen steht. Zu seinen bekanntesten Bildern gehören der zu Wien 1874 mit einer Medaille ausgezeichnete Pinienwald, Sturm auf der Insel St.-Honoré (Pariser Salon 1878) und die Prozession in Sorrento. Corrodi besitzt und benutzt abwechselnd drei Ateliers: in Rom, Baden-Baden und London.
4) Arnold, Maler, Bruder des vorigen, geb. 1846 zu Rom, widmete sich anfangs der Genremalerei und malte anmutige Kostümstücke mit Figuren aus dem 17. Jahrh. und dem modernen Volksleben, von denen die Balkonszene aus Venedig, die Gondelfahrt eines Liebespaars (Museum zu Basel), die Liebeserklärung (Museum zu Zürich) und die Liebeserklärung am Comersee zu nennen sind. Nach einem Aufenthalt in Paris und Deutschland fing er an, historische Genre- und Historienbilder zu malen, welche großen Beifall fanden, starb aber schon 1874 in Rom, bevor sich sein Talent völlig entfaltet hatte. Unter seinen letzten Arbeiten sind die hervorragendsten: Paulus vor dem Landpfleger Felix (1870), Einzug des Titus in Rom (1871), Belisar, die Verschwörung des Catilina, Marino Falieros Verurteilung und Kompositionen zu Dantes »Hölle«.